Diese Umbrüche zwingen Supply-Chain-Verantwortliche dazu, ihre Ökosysteme grundlegend zu transformieren – zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Reinventing Supply Chains 2030“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC). Für die Untersuchung wurden weltweit mehr als 1000 Führungskräfte aus dem Bereich Supply Chain zu den wichtigsten Trends und Entwicklungen der Branche befragt.
Die befragten Führungskräfte spüren angesichts dieser Veränderungen den Druck, ihr gesamtes Lieferkettenkonzept umzudenken, um es anpassungsfähiger, nachhaltiger und intelligenter zu gestalten – also „denkende“ Systeme zu schaffen, die lernen und sich weiterentwickeln.
Die erfolgreichsten Transformationen würden sich laut PwC durch „Ende-zu-Ende-Ansätze“ auszeichnen, seien aber sehr komplex und erfordern anspruchsvolle Fähigkeiten und Technologien sowie neue Arbeitsweisen. Die Umfrage ergab, dass gerade einmal acht Prozent der Unternehmen von sich sagen, dass sie ihre Lieferketten bereits vollständig transformiert haben, um Trends gerecht zu werden. Befragt nach ihrer Befähigung, technologische Disruptionen bewältigen zu können, gaben 45 Prozent der Unternehmen an, Initiativen zu planen – tatsächlich in Angriff genommen haben das Thema sogar schon 50 Prozent. In Deutschland planen zwar erst 37 Prozent der befragten Unternehmen entsprechende Initiativen, dafür haben bereits 61 Prozent bereits konkrete Maßnahmen angestoßen.
„Kontinuierliche Disruptionen sind das ‘New Normal’. Unternehmen müssen daher Schritte einleiten, um ihre Lieferketten ganzheitlich neu zu denken. Anpassungsfähigkeit, Nachhaltigkeit und eine neues kognitives Ökosystem sind dabei der Schlüssel“, sagte Stefan Schrauf, Partner und Co-Lead Operations Transformation and Supply Chain Europe bei PwC Deutschland.
Digitale Zwillingen und Künstliche Intelligenz
Zu den großen Chancen des Wandels zählen laut der Umfrage von PwC neue Technologien, die „die Datensichtbarkeit erhöhen, Prozesse und Entscheidungsfindungen automatisieren, die Kommunikation und Zusammenarbeit verbessern und so Lieferketten nachhaltiger und widerstandsfähiger“ machen. Vor allem digitale Zwillinge, also interaktive virtuelle Replikate von physischen Objekten, Systemen und Prozessen, würden großes Potenzial bieten. Immerhin prognostizieren 56 Prozent der Unternehmen, dass digitale Zwillinge unmittelbare Auswirkungen auf ihre Lieferketten haben werden. Weitere 37 Prozent der Unternehmen, die ihre Lieferketten technologisch vollständig angepasst haben, nutzen sie bereits in ihrer Lieferkettenplanung.
Auch Künstliche Intelligenz wird als eine Schlüsseltechnologie in der Lieferkettentransformation gesehen. Die befragten Supply Chain Champions nutzen KI zum Beispiel bereits für Lieferkettenplanung, Logistik, Auftragsmanagement oder Risikomanagement, um Störungen vorhersagen und schnell reagieren zu können. Insgesamt 80 Prozent der Unternehmen glauben, dass KI langfristig positive Auswirkungen auf ihre Lieferketten haben wird.