Profil zeigen und Ärger vermeiden

Die meisten Lastwagen sind zwar mit Ganzjahresbereifung unterwegs. Abhängig von der Achse kommen beim Lkw aber auch durchaus verschiedene Reifen zum Einsatz. Nach der aktuellen Rechtsprechung müssen Fahrer und Halter bei winterlichen Bedingungen nur die Antriebsachse mit Winterreifen ausstatten. Eine Mischbereifung ist also zulässig. Das regelt Paragraf 36 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Darin steht: "An Kraftfahrzeugen - ausgenommen Personenkraftwagen - mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen und einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von mehr als 40 Stundenkilometern und an ihren Anhängern dürfen die Räder einer Achse entweder nur mit Diagonal- oder nur mit Radialreifen ausgerüstet sein." Dennoch birgt der Winter für Unternehmer mit Lkw mehrere Tücken. Hier ist deshalb ein Überblick über die wichtigsten Regeln und Strafen bei Verstößen. Bußgelder bei Verstößen Von Oktober bis Ostern: So lautet die allgemeine Regel für die Jahreszeit, in der nicht nur Pkw, sondern auch Lkw auf wintertauglichen Reifen unterwegs sein sollten. Wer bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte mit einer unzulässigen Bereifung angetroffen wird, riskiert ein Bußgeld von 60 Euro. Das sieht der Bußgeld-Katalog vor. Auch Halter, die das Fahren mit unzulässiger Bereifung anordnen oder zulassen, riskieren ein Bußgeld in Höhe von 75 Euro. 80 Euro drohen bei Behinderungen und 120 Euro bei einem Unfall - plus jeweils ein Punkt in Flensburg. Im Ausland wird die Missachtung von nationalen Winterreifenpflichten teilweise deutlich teurer. Es sind teilwese Strafen bis hin zu Einreiseverboten, Führerscheinentzug und Bußgelder bis zu 5000 Euro vorgesehen. Besonders in Regionen, in denen schon frühzeitig mit winterlichen Straßenverhältnissen gerechnet werden muss, sollte daher rechtzeitig auf Winterreifen umgerüstet werden, empfiehlt Continental. Der Reifenhersteller weist in diesem Zusammenhang auf die Neuerungen bei der Kennzeichnung hin: Alle ab dem 1. Januar 2018 produzierten Reifen müssen mit dem Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) gekennzeichnet sein, damit diese auch als Winterreifen gelten. Normale M+S-Reifen, die bis Ende 2017 produziert wurden, gelten noch bis zum 30. September 2024 als anerkannte Winterreifen, sofern sie kein zusätzliches Alpine-Symbol haben. Zudem müssen Lkw ab 3,5 Tonnen spätestens ab Juli 2020 nicht mehr nur an den Antriebsachsen, sondern auch an den vorderen Lenkachsen Winterreifen mit Alpine-Symbol montiert haben. Vorschriften zum Profil Für den richtigen Grip auch auf glatter Fahrbahn sorgen die richtige Profiltiefe und der korrekte Reifendruck. Die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe liegt in Deutschland bei 1,6 Millimetern. Der ADAC Truckservice empfiehlt jedoch Winterreifen mit vier Millimeter Restprofil und mindestens eine Antriebsachse mit sechs Millimetern Restprofil auszustatten. Im Ausland können andere Richtwerte gelten. Wenn die Reifen die gesetzlich vorgeschriebenen oder technischen Abnutzungsgrenzen erreicht haben, müssen sie abmontiert und ersetzt werden. Zudem ist es ratsam, die Schneeketten vor dem Wintereinbruch zu kontrollieren und das Anlegen der Ketten zu trainieren. Mit Schneeketten dürfen Lkw maximal 50 Stundenkilometer fahren. Der korrekte Luftdruck sorgt bei einem Lkw-Reifen für ein Optimum bei Beschleunigung und Bremswirkung und hat maßgeblichen Einfluss auf die Eigenschaften hinsichtlich Kilometerleistung und Kraftstoffverbrauch. Er muss immer der Belastung und dem Einsatz des Fahrzeugs entsprechen. Die Aufstandsfläche verkleinert sich bei zu geringem oder zu hohem Reifenluftdruck, wodurch die Profilkanten nicht richtig greifen. Zudem wird die Fähigkeit des Lkw-Reifens verschlechtert, beim Fahren Schnee aus dem Profil zu schleudern. Hersteller wie Continental und Michelin geben in Abhängigkeit von Reifengröße, Tragfähigkeitsindex und Radanordnung hierzu Empfehlungen. ADAC Truckservice weist darüber hinaus darauf hin, dass sowohl Lkw- als auch Pkw-Fahrer auf eine angepasste Fahrweise bei Eis und Schnee achten sollten. Bei schlechter Sicht durch Nebel, Schnee oder Regen (weniger als 50 Meter) gilt demnach für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen ein Überholverbot. Wer das missachtet, muss mit einem Bußgeld von 120 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Regeln für die Montage Laut dem Reifenhersteller Michelin schreibt der Gesetzgeber die Montage gleichartiger Pneus auf derselben Achse vor. Die Montage von Reifen mit unterschiedlichem Profil ist demnach möglich, wenn die Reifen folgende Gemeinsamkeiten aufweisen: - gleiche Dimension (Durchmesser) - gleiche Bauweise (radial oder diagonal) - Geschwindigkeits- und Tragfähigkeitsindex müssen die Vorgaben des Fahrzeugs erfüllen. Bei Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften droht ein Bußgeld von 15 Euro. Michelin rät auf der gleichen Achse die Montage von Pneus mit identischem Profil. Sollte dies nicht möglich sein, wird die Montage einheitlicher Zwillingsbereifungen empfohlen. Grundsätzlich ist der Einsatz nachgeschnittener Reifen für Nutzfahrzeuge über 3,5 Tonnen laut Michelin auf allen Achspositionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassen. In einigen europäischen Ländern sind runderneuerte Reifen auf der ersten Lenkachse von Nutzfahrzeugen aber nicht zulässig. Michelin rät an dieser Position am Lkw deshalb davon ab. Mehr zum Thema unter "Straßenverkehrsrecht" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Rechtsprechung Haftung bei ReifenschadenFahrer und Halter haften grundsätzlich für Reifenschäden, die zu Unfällen führen. Wer dafür in welchem Umfang aufkommen muss, hängt vom Einzelfall ab. Nur so viel steht fest: Aufgrund der hohen Betriebsgefahr, die Gerichte einem Nutzfahrzeug zuschreiben, kann ein Reifenschaden nach Angaben des Versicherers Ergo teuer werden - selbst wenn einen Fahrer keine konkrete Schuld trifft. Oft kommt eine anteilige Haftung in Betracht, weil sich der Verlauf des Reifenschadens nicht mehr genau rekonstruieren und eine Teilschuld nicht ausschließen lässt.Fahrer muss Unschuld beweisenErgibt sich vor Gericht zweifelsfrei, dass das Schadenereignis für Fahrer und Halter unabwendbar war, können beide laut der Ergo von der Haftung frei werden. Dies sei etwa der Fall, wenn der Reifen vor Fahrtantritt angemessen kontrolliert wurde und keinen Materialfehler oder Verschleißschaden hatte. Platzt ein Reifen, weil der Fahrer über einen Gegenstand wie eine Schraube fährt, den er nicht sehen oder dem er nicht ausweichen konnte, liegt übrigens auch ein Unfall vor. Die Kaskoversicherung muss dann zahlen (LG Karlsruhe, Urteil vom 20.08.2013, Az: 9 O 95/12). Der Fahrer des Lkw ist verpflichtet, vor jeder Abfahrt zu kontrollieren, ob das Fahrzeug verkehrssicher gewesen ist. Im Zweifel muss er seine Unschuld beweisen können.Reagiert ein Lkw-Lenker über eine längere Fahrzeit nicht auf unnormale Fahrgeräusche und anschließend platzt einer der Reifen, ist dies hingegen als schuldhaftes Verhalten zu werten und er muss für den dadurch entstandenen Schaden aufkommen (OLG Celle, Urteil vom 02.12.2004, Az: 14 U 54/04).Sogar die Kündigung eines Fahrers ist zulässig, wenn sein Chef bemerkt, dass dieser wissentlich mit abgefahrenen Lkw-Reifen unterwegs gewesen ist (LAG Köln, Urteil vom 04.09.2006, Az: 14 Sa 635/06).ag Übersicht auf VR plus Winterreifenpflicht in EuropaDer Reifenhersteller Continental hat die Vorschriften zur Lkw-Winterausrüstung in Europa in einer Übersicht zusammengefasst. Abonnenten der VerkehrsRundschau können eine PDF-Datei mit den wichtigsten Regelungen im Internet auf dem Profiportal VR plus herunterladen. agwww.verkehrsrundschau.de/plus/winterreifen

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