Nürnberg. Wegen Protesten von Postmitarbeitern in Nürnberg sind zahlreiche Briefe und Päckchen am Wochenende vorerst liegengeblieben. 20.000 Pakete und mehr als eine Million Briefe seien am Samstag nicht zugestellt worden, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jessica Quinten. Nach Angaben der Gewerkschaft nahmen rund 1200 Postmitarbeiter der Briefniederlassung Nürnberg an den Aktionen gegen befristete Arbeitsverhältnisse bei der Deutschen Post teil. Eine Sprecherin der Deutschen Post bestätigte, dass lediglich ein Drittel aller Sendungen in den Postleitzahlgebieten 90 und 91 ausgeliefert worden sei.
Die Gewerkschaft hatte die Beschäftigten zum Protest gegen die „skandalöse Befristungspolitik” der Post aufgerufen. Angesichts steigender Belastungen müsse der Vorstand der Post zu einer vernünftigen Personalpolitik zurückkehren, sagte der Verdi-Betriebsgruppenvorsitzende Jürgen Kallert: „Die Menschen brauchen Planungssicherheit und nicht ständig neue Arbeitsverträge.”
In den kommenden Tagen sind in den sieben anderen bayerischen Briefniederlassungen und in ganz Deutschland ebenfalls Betriebsversammlungen geplant. Auch weitere Proteste in der Weihnachtszeit schloss die Gewerkschaft nicht aus.
In der Briefniederlassung Nürnberg haben laut Verdi mehr als 800 der rund 4000 Beschäftigten befristete Verträge, obwohl sie dringend gebraucht würden. Bundesweit gebe es etwa 23.500 zeitlich befristete Mitarbeiter. Der Arbeitgeber setzte die fest angestellten Beschäftigten damit bei Tarifverhandlungen unter Druck, sagte Quinten.
Beim Vorstand der Deutschen Post stoßen die Protestaktionen auf Unverständnis. Es sei bedauerlich, dass Kinder dadurch eventuell ihr Nikolausgeschenk nicht erhielten, sagte am Freitag der für das Paket und E-Commerce-Geschäft zuständige Vorstand Jürgen Gerdes in Bonn. „Für unsere Kunden geben wir immer alles.” Die Aktionen von Verdi liefen in die Irre.
Nicht von der Protestaktion betroffen waren die mittelfränkischen Postfilialen, auch die Briefkästen wurden laut Deutscher Post bis auf wenige Ausnahmen geleert. Briefe, Zeitungen und Pakete, die am Samstag nicht ausgeliefert wurden, sollen am Montag zugestellt werden. (dpa)