Warschau. Das führende polnische Unternehmen im Bereich des Schienengüterverkehrs, PKP Cargo, ist interessiert an der Übernahme der drittgrößten tschechischen Güterbahn, Unipetrol Doprava.
Der Wert der Firma, die auf den Transport chemischer Erzeugnisse spezialisiert ist, wird auf etwa 300 Millionen Zloty (rund 75 Millionen Euro) geschätzt. Laut dem Informationsportal der Bahnbranche, Rynek Kolejowy, wäre dies schon die zweite Expansion von PKP Cargo im südlichen Nachbarland, nachdem der Konzern bereits Ende Mai das zweitgrößte tschechische Unternehmen dieses Segments, AWT, erworben hatte. Allerdings steht hinter der Übernahme von Unipetrol Doprava einstweilen noch ein Fragezeichen. Am Interesse von PKP Cargo besteht offenbar kein Zweifel, doch der bisherige Eigentümer, der führende polnische Ölkonzern PKN Orlen, hält sich noch mit seinen Absichten bedeckt. Branchenkenner nehmen aber an, dass die Strategie von PKN Orlen das Abstoßen von Firmen umfasst, die nicht in das Kern-Portfolio des Ölriesen passen, der unter anderem in Deutschland (vorwiegend in Norddeutschland) 550 Tankstellen unter dem Markennamen „Star“ betreibt.
Die Übernahme von Unipetrol Doprava würde PKP Cargo zum führenden Güter-Transporteur in Tschechien machen, was die Polen wiederum für die geplante Expansion in Südeuropa stärken könnte. PKP Cargo-Vorstandschef Adam Purwin bestätigte in einer Stellungnahme diese Stoßrichtung: „Wir wollen unsere Strecken verlängern und damit die Güter so weit wie möglich transportieren. Zu diesem Zweck haben wir bereits eine strategische Allianz mit dem nationalen Gütertransporteur Kroatiens, HZ Cargo, unterschrieben. Wir suchen Entwicklungsmöglichkeiten im Dreieck Nordsee-Ostsee-Adria.“ (mk)