Berlin/Frankfurt am Main. Bei der Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, DB Cargo, stehen die Zeichen auf Sturm. Nachdem sich der Arbeitgeber einen Kompromiss bei der Neuausrichtung der Unternehmensziele erneut verweigert hat, lehnten die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und ihre Cargo-Betriebsräte den jetzt vorgelegten Interessensausgleich ab. Damit seien die Bemühungen, sich auf eine gemeinsame Vorgehensweise zu verständigen, gescheitert, teilte die EVG am Donnerstag mit. Der Interessenausgleich ist nach dem Betriebsverfassungsgesetz ein Instrument, um bei geplanten gravierenden Änderungen in Betrieben einen Kompromiss zwischen Unternehmen und Betriebsrat herbeizuführen.
DB Cargo will mehrere Verladestellen schließen und Stellen streichen, um Kosten zu sparen. Seit vergangenem Jahr laufen deshalb Gespräche zwischen beiden Seiten. Die EVG kritisierte nun, dem Vorstand des Unternehmens gehe es „allein um einen zahlengetriebenen Arbeitsplatzabbau, ohne ein für uns erkennbares Konzept". So sei immer noch nicht klar, wie die Zukunft der bundesweit etwa rund 2000 DB Cargo-Mitarbeiter aussehen soll, deren Arbeitsplätze bedroht sind. Auch Fragen, wie trotz massiven Personalabbaus die Produktion oder der Vertrieb stabil bleiben könne, habe der Vorstand bis heute nicht seriös beantwortet.
Gesamtbetriebsrat spricht von „Sargnagel für die DB Cargo“
Spätestens seit der Kündigung der Gesamtbetriebsvereinbarung „Umbau“ sei die bisher vertrauensvolle Basis zerstört, stellen die Betriebsräte von DB Cargo fest. In einer Erklärung heißt es deshalb: „Wir, der Gesamtbetriebsrat, sehen im vorgelegten Interessenausgleich einen Sargnagel für die DB Cargo und für den Schienengüterverkehr in Deutschland.“ Man werden nicht zustimmen, dass der Vorstand „die DB Cargo zerlegt, die Mitarbeiter durch das Land schickt, budgetgetrieben Arbeitsplätze in hoher Zahl abbaut und dadurch am Ende keine Züge mehr gefahren werden können, weil Personal, Ressourcen und die funktionierenden Strukturen fehlen".
Die EVG forderte den Vorstand von DB Cargo noch einmal auf, keine unumkehrbaren Entscheidungen zu treffen, bevor nicht das jüngst erst vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn in Auftrag gegebene externe Gutachten vorliegt, das die Perspektiven von DB Cargo bewerten soll. „Sollte die Unternehmensleitung unbeirrt an ihrer Rotstiftpolitik festhalten, befürchten wir weitere Stagnation und Arbeitsplatzverluste. Das kann nicht der richtige Weg sein“, sagte der stellvertretende EVG-Vorsitzende, Klaus-Dieter Hommel.
Bahn-Vorstand zeigt sich bestürzt
Der Bahn-Vorstand für Verkehr und Transport, Berthold Huber, zeigte sich bestürzt über die Ablehnung „nach monatelangen intensiven Gesprächen mit zahlreichen Zugeständnissen“ seitens der DB-Cargo-Geschäftsführung. Der Konzern verfolge das klare Ziel, DB Cargo aus der derzeitigen Krisensituation zu retten. Den Kern des Umbaus bilde „die Prozessoptimierung in der Produktion und im Vertrieb“. Damit wolle DB Cargo mehr Qualität und geringere Kosten erreichen. Im Jahr 2018 solle so der wirtschaftliche Umschwung vollzogen und ein Wachstum von ein Prozent über Marktniveau erreicht werden, hieß es bei der Bahn. (ag/dpa)