Pandemie als Turbo

Die Corona-Pandemie ist ein Turbo für die Digitalisierung der Weiterbildung: Jede dritte deutsche Firma setzte seit Beginn der Krise geplante Präsenzseminare teils oder komplett digital fort. Zwölf Prozent weiteten ihr Weiterbildungsangebot sogar aus, zeigt eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. "Blended Learning" setzt sich durch Dass digitale Bildungsangebote in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen und immer häufiger auch beim sogenannten "Blended Learning" in Präsenzformate integriert werden, erwarten auch die Weiterbildungsdienstleister. Als besonders zukunftsträchtig schätzen sie virtuelle Umgebungen ein, die Arbeitsabläufe simulieren und sofort Feedback geben. Das geht aus einer Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreises - Bundesverband betriebliche Weiterbildung in Köln hervor. Als Chance für Transport- und Logistikunternehmen, die Aus- und Weiterbildung ihrer Fahrer zu erleichtern, begrüßen die Verbände der deutschen Logistikwirtschaft AMÖ, BGL, BWVL und DSLV in diesem Kontext die geplante Umsetzung der EU-Berufskraftfahrerqualifikationsrichtlinie in nationales Recht. Dem jüngsten Gesetzentwurf des Bundesverkehrsministeriums bescheinigen sie aber noch Nachbesserungsbedarf. Vor allem verkenne er die aktuelle Lebenswirklichkeit mit der Aussage, ein Großteil der Bürger lebe überwiegend noch analog. "Die Ablehnung von E-Learnings mit zu hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten zu begründen, erscheint realitätsfremd", so Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) in Bonn. Schließlich verfügten die meisten Fahrer über Tablets oder Smartphones und nutzten diese täglich. Auch die im Entwurf vorgeschlagene Bindung an den Wohnort sowie des Ausbildungsortes an das Inland oder an einen EU/EWR-Staat, in dem der Fahrer beschäftigt ist, werde den heutigen technischen Möglichkeiten nicht mehr gerecht. Um herauszufinden, wie in Drittstaaten eine Ausbildung nach EU-Standard in der jeweiligen Landessprache funktionieren kann, die auch in Deutschland anerkannt wird, schlagen die Verbände einen Pilotversuch mit E-Learnings in den Balkan-Staaten, der Ukraine und Indien vor. Als gut befinden sie den im Gesetzentwurf vorgesehenen Ersatz der Schlüsselzahl 95 als Nachweis der Berufskraftfahrer-Qualifikation durch eine Karte. "Das beseitigt die bestehende Rechtsunklarheit bei der Grenzgängerproblematik und das Nebeneinander verschiedener Systeme", so Olligschläger. Positiv sieht er auch die geplante Einführung eines zentralen Berufskraftfahrer-Qualifikationsregisters. Zielführend sei hier aber, auch Abschlussnachweise absolvierter Berufsausbildungen aufzunehmen. Zudem sollte eine Wiederholung von Unterkenntnisbereichen bei kurzen Wissenstests zu Beginn der Schulung mehr als nur einmalig zulässig sein. Individuelle Defizitbereiche im Fokus "Wurden die Tests bestanden, lassen sich Schulungsinhalte abschichten, was Zeit spart. Zudem lässt sich das Lernen so an den individuellen Defizitbereichen der Fahrer ausrichten", sagt Olligschläger. Das motiviere die Fahrer, die derzeit bei Schulungen nur körperlich anwesend sein müssen, besser mitzumachen. Einen Test hält auch Andreas Schindler, Geschäftsführer des Kölner Schulungsbetriebs FS Fahrerschmiede, für sinnvoll, ebenso wie E-Learnings: "Alle Beteiligten erhalten sofort eine Rückmeldung, die Teilnehmer lernen spielerisch wie in einem Quiz." Allerdings sei nicht jeder für ein flexibles Lernen mit Selbstverantwortung geeignet. Auch lasse sich zu Hause oder unterwegs eher schummeln. "Daher sollten auch E-Learnings im Schulungsraum stattfinden", so Schindler. Zeitlich und räumlich flexibel Doch genau in der zeitlichen und räumlichen Flexibilität sieht der BWVL den größten Vorteil von E-Learnings: Anders als Präsenzschulungen, die meist am Stück am Wochenende stattfinden, könnten sie in kleineren Lektionen absolviert werden. Bei unternehmensspezifischen Inhalten könnte zeit- und inhaltsgleich in unterschiedlichen Niederlassungen geschult werden. Das würde den Aufwand für alle Beteiligten senken. "Auch Umweltbelastungen durch unnötige Reisen lassen sich so vermeiden", betont Olligschläger. Als Vorzeigebeispiele verweist er auf Österreich und die Niederlande, die entsprechende Tools schon umgesetzt hätten. Der Verbandschef sieht das sogar als wichtigen Wettbewerbsfaktor, wenn die EU-Staaten um Fahrer aus Drittstaaten werben. Mehr noch: Aus seiner Sicht könnten Lernformen des integrierten Lernens den Fahrerberuf für jüngere Zielgruppen attraktiver machen. Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von E-Learning-Tools seien deren Rechtssicherheit, Modularität und Nutzerfreundlichkeit sowie effiziente Kontrollmechanismen, aber auch die freiwillige Teilnahme. In Kürze Als Chance für Transport- und Logistikbetriebe, die Aus- und Weiterbildung ihrer Fahrer zu erleichtern, begrüßen die deutschen Logistikverbände die geplante Umsetzung der EU-Berufskraftfahrer-Qualifikationsrichtlinie in nationales Recht. Allerdings komme die Digitalisierung im aktuellen Gesetzesentwurf noch zu kurz. Online - Checkliste: Wie erkenne ich ein gutes E-Learning? Was bei der Auswahl von E-Learning-Maßnahmen grundsätzlich zu beachten ist, hat das W.A.F. Institut für Betriebsräte-Fortbildung in einer Checkliste übersichtlich zusammengefasst. Sie finden das Dokument auf Verkehrs-Rundschau plus, dem digitalen Angebot für VerkehrsRundschau-Abonnenten, unter:www.verkehrsrundschau.de/plus/personal

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