Dortmund. Nach Auffassung des Bundesverbandes der Transportunternehmen (BVT) stehen die großen Paketdienstleister auch nach „vordergründig einsichtigen Äußerungen, etwa des GLS-Chefs, weiter unter Verdacht, Preisdumping und damit untragbare Arbeitsbedingungen zu fördern“. Die Vorsitzende des Verbandes, die Transportunternehmerin Dagmar Wäscher, sagte: „Solange die Großunternehmen weiter das Problem bei den Subunternehmern sehen, können deren einfühlsame Worte nur als weiße Salbe empfunden werden“. GLS und andere Paketdienste wie Hermes und DPD stehen nach Berichten des Undercover-Journalisten Günter Wallraff wegen der Arbeitsbedingungen ihrer Subunternehmer in der Kritik.
Der Transportunternehmerverband, der viele Subunternehmer von Kurier- Express- und Paketdiensten (KEP) vertritt, fordert daher einen „runden Tisch“, an dem Großunternehmen, Subunternehmer, Arbeitnehmervertreter und Verbände sitzen sollen. Der BVT möchte nach eigenen Angaben weg von der überzogenen polemischen Darstellung hin zu einer sachlichen Diskussion, denn wie immer gibt es gute und schlechte funktionierende Dinge auf beiden Seiten.
Der Verband hofft, dass dann auch über seinen schon vor vielen Jahren unterbreiten Vorschlag, einer Zertifizierung der Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, zurückgegriffen wird. „Vielleicht ist jetzt die Zeit reif dafür“, so Wäscher. Nach Vorstellungen des Verbandes soll dieses Zertifizierungssystem auf vier Säulen stehen:
- Paketdienste müssen selbst Maßstäbe definieren zu fairem Umgang und Bezahlung mit/von Subunternehmern sowie Mindestarbeitsstandards
- Die Unternehmer verpflichten sich, diese Standards einzuhalten
- Eine neutrale Stelle oder ein paritätisches Gremium legt fest, welche Mittel zur Erfüllung der Standards benötigt werden (Ablaufpläne, Vergütung, Leistungsaufwand)
- Eine neutrale Stelle prüft jährlich, dass die Standards sowohl auf Seiten der Paketdienste wie auch bei den Subunternehmern eingehalten werden.
Dadurch werde sich der Ruf der Paketdienste verbessern, das Preisdumping könne eingegrenzt werden und die „Qualität der Lieferkette“ werde zunehmen. „So können die Unternehmen ohne staatlichen Eingriff die Arbeitsbedingungen und Entlohnungen verbessern und dem Preisdruck der Verlader Stand halten“, so Wäscher. Der BVT sei für Gespräche mit allen Beteiligten offen. (ak)
Bettina Schmidt