Ohne Ärger durch den Winter

Von Oktober bis Ostern: So lautet die Faustformel für die Jahreszeiten, in denen nicht nur Pkw, sondern auch Lkw auf wintertauglichen Reifen unterwegs sein sollten - sofern Frachtführer und Spediteure nicht auf Ganzjahresreifen setzen. Ein genaues Datum, ab wann der Reifenwechsel vorgeschrieben ist, gibt es in Deutschland nicht. Es gilt situative Winterreifenpflicht, die von den Witterungsbedingungen abhängt. Wer bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte mit einer unzulässigen Bereifung unterwegs ist, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro rechnen. 80 Euro drohen in einem solchen Fall bei einer Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer, 100 Euro bei deren Gefährdung und 120 Euro, wenn es dadurch zu einem Unfall gekommen ist. Dazu kommt jeweils ein Punkt in Flensburg. Ordnet der Fahrzeughalter bei winterlichen Straßenverhältnissen das Fahren ohne geeignete Reifen an oder lässt dies zu, kommt eine Strafe in Höhe von 75 Euro auf ihn zu. Im Ausland sind Verstöße gegen die dortigen Winterreifenpflichten mitunter viel teurer. Teilweise sind Einreiseverbote und Führerscheinentzug sowie Bußgelder bis zu 5000 Euro vorgesehen (siehe Kasten links). Die neue Kennzeichnung ist wichtig Besonders in Regionen, in denen schon frühzeitig mit winterlichen Straßenverhältnissen zu rechnen ist, sollten Fahrzeughalter deshalb rechtzeitig auf geeignete Pneus umrüsten, empfiehlt Continental. Der Reifenhersteller weist darauf hin, dass seit 2018 neue Winterreifen nur mit dem Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Ältere M+S-Reifen, die bis Ende 2017 produziert worden sind, gelten noch bis zum 30. September 2024 als wintertauglich. Die Dekra rät Spediteuren und Frachtführern, darüber hinaus eine Regeländerung im Blick zu haben, die nächstes Jahr in Kraft tritt: Spätestens ab 1. Juli 2020 müssen Halter von Lkw ab 3,5 Tonnen bei winterlichen Wetterverhältnissen nicht nur auf der Antriebsachse, sondern auch auf den vorderen Lenkachsen Winterreifen aufziehen. Zugelassen sind auch hier nur Pneus mit dem Alpine-Symbol. Reifen für alle anderen Achspositionen (Anhänger/ Auflieger, Vor- und Nachlaufachsen) müssen nicht mit Alpine- oder M+S-Symbol gekennzeichnet sein, um als wintertauglich zu gelten. Das richtige Profil gibt Halt Für den richtigen Grip auch auf glatter Fahrbahn sorgen eine ausreichende Profiltiefe und der korrekte Reifendruck. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe liegt in Deutschland bei 1,6 Millimetern. Aus Sicherheitsgründen sollte die tatsächliche Profiltiefe in jedem Fall über diesem Wert bleiben. Der ADAC Truckservice empfiehlt Winterreifen mit vier Millimeter Restprofil. Mindestens eine Antriebsachse sollte man mit sechs Millimetern Restprofil ausstatten. Im Ausland können andere Richtwerte gelten. Zudem sei es ratsam, die Schneeketten vor dem Wintereinbruch zu kontrollieren und das Anlegen der Ketten zu trainieren, so die Experten. Mit Schneeketten dürfen Lkw maximal 50 Stundenkilometer fahren. Der korrekte Luftdruck sorgt bei einem Lkw-Reifen für ein Optimum bei Beschleunigung und Bremswirkung und hat maßgeblichen Einfluss auf die Eigenschaften hinsichtlich Kilometerleistung und Kraftstoffverbrauch. Er muss immer der Belastung und dem Einsatz des Fahrzeugs entsprechen. Die Aufstandsfläche verkleinert sich bei zu geringem oder zu hohem Reifenluftdruck, wodurch die Profilkanten nicht richtig greifen. Zudem wird die Fähigkeit des Lkw-Reifens verschlechtert, beim Fahren Schnee aus dem Profil zu schleudern. Hersteller wie Continental und Michelin geben in Abhängigkeit von Reifengröße, Tragfähigkeitsindex und Radanordnung hierzu Empfehlungen. ADAC Truckservice weist darüber hinaus darauf hin, dass Fahrer auf eine angepasste Fahrweise bei Eis und Schnee achten sollten. Bei schlechter Sicht durch Nebel, Schnee oder Regen (weniger als 50 Meter) gilt für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen ein Überholverbot. Wer das missachtet, muss mit einem Bußgeld von 120 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Mehr zum Thema unter "Straßenverkehrsrecht" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Ein geeigneter Reifen ist bei winterlichen Straßenverhältnissen für Transport- und Speditionsunternehmen absolute Pflicht. Nicht nur um Unfälle zu verhindern, sondern auch um Strafen und den Verlust des Versicherungsschutzes zu vermeiden. Beim Einsatz des richtigen Pneus am Lkw gibt es einige Regeln. Winterreifenpflicht in Europa Der Reifenhersteller Continental hat die Vorschriften zur Lkw-Winterausrüstung in Europa in einer Übersicht zusammengefasst. Abonnenten können eine PDF-Datei mit den wichtigsten Regeln im Internet auf dem Profiportal VR plus herunterladen. ag www.verkehrsrundschau.de/plus/winterreifen

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