Wien. Während der Lkw-Transitverkehr durch die Schweiz kontinuierlich sinkt, steigt er auf der Brennerroute immer weiter an. Das ist der nüchterne Befund des Verkehrsclub Österreich (VCÖ), der vor diesem Hintergrund die EU scharf für deren Verkehrspolitik kritisiert. Im Jahr 2015 seien 2,1 Millionen Lkw im Transitverkehr durch Tirol gefahren, doppelt so viele durch die Schweiz. Gegenüber 2014 waren es in Österreich im Vorjahr um 60.000 Lkw mehr, die über die Transitrouten fuhren.
„Es ist wichtig, dass Tirol das sektorale Fahrverbot umsetzen kann. Schiene statt Lkw ist keine Einschränkung des freien Warenverkehrs“, betont der VCÖ. Reine Transitfahrten sollten durch Alpen laut dem Club idealerweise nur nach Verladung auf die Schiene erfolgen. Der Verkehrsclub kritisiert, dass die Preise im Lkw-Verkehr durch Subventionen verzerrt würden: So lange im Lkw-Verkehr in der EU keine Kostenvorteile bestünden, könnten die Lkw-Kolonnen nur mit Maßnahmen, wie sektoralen Fahrverboten oder Mengenbeschränkungen reduziert werden.
Zudem sei es an der Zeit die Steuerbegünstigung für Diesel abzuschaffen, fordert der Verkehrsclub. „Was umweltfreundlichen Güterverkehr betrifft, können die EU-Staaten von der Schweiz viel lernen“, betont VCÖ-Sprecher Markus Gansterer. Die Schweiz zeige vor, was faire Transportkosten und konsequente Forcierung des Schienengüterverkehrs bringen. In der Schweiz sei die Lkw-Maut deutlich höher als in Österreich, weil auch die gesamten externen Kosten eingerechnet werden. „Die EU sollte bei der Maut statt einer Obergrenze eine Mindestmaut für Lkw vorschreiben und dabei die externen Kosten mitberücksichtigen“, sieht Gansterer die EU und ihre Mitgliedsstaaten gefordert. Zusätzlich gelte die Schweizer Lkw-Maut auf allen Straßen und nicht nur auf Autobahnen und Schnellstraßen. Und in der Schweiz werde, anders als in Österreich, Diesel gleich hoch besteuert wie Eurosuper. (mf)