Wien. Eine „künstlichen Verknappung“ wirft der österreichische Zentralverband Spedition und Logistik den internationalen Reedereien in der Relation China-Europa vor. „Es gäbe genug Kapazitäten. Es ist nur die Frage, ob man will“, sagte Geschäftsführer Oliver Wagner gegenüber dem Österreichischen Rundfunk (ORF). „Das ist auch eine Strategie, um die Märkte zu stimulieren.“
90 Prozent der Überseetransporte würden per Schiff abgewickelt. Die Reedereien hätten aufgrund des wirtschaftlichen Stillstands in der ersten Lockdown-Phase vergangenen März und April die Kapazitäten zwischen China und den europäischen Nordseehäfen um etwa ein Fünftel reduziert, sagte Andreas Breinbauer, Rektor der FH des Berufsförderungsinstituts (bfi) Wien und Leiter der Studiengänge „Logistik und Transportmanagement“ gegenüber ORF.at. Damit sollten teure Leerfahrten vermieden werden. Diese Kapazitäten seien bisher nicht wirklich aufgestockt worden.
Versechsfachung bei Container-Preisen
Für die Reedereien habe sich die Verknappung schon im vergangenen Jahr ausgezahlt, kritisierte Geschäftsführer Wagner: „Sie fuhren Rekordgewinne ein, zugleich ging das Gesamtvolumen aber zurück.“ Die Konsequenz sei eine anhaltende Knappheit von Containern insbesondere in China, während sich das Leergut in Europas Häfen staple. Dies führe zu einem Rekordniveau bei den Preisen. Der Transport für einen 40-Fuß-Container von China nach Europa habe sich von rund 1400 US-Dollar (1152 Euro) Anfang März 2020 auf heute bis zu 8000 US-Dollar fast versechsfacht, führte Breinbauer an. „Es gibt Anzeichen, dass die Reedereien das hohe Preisniveau diesmal durchhalten.“
Aufgrund des Chinesischen Neujahrsfests am 12. Februar wird mit wenig Bewegung gerechnet. Für dringende Bestellungen wird teilweise auf die Schiene ausgewichen, aber auch auf der Bahnverbindung über die Neue Seidenstraße von China nach Europa sind die Kapazitäten eng geworden. Für Flugfracht kommen viele Produkte nicht infrage. Doch auch hier seien die Preise angesichts der Verknappung der Transportmöglichkeiten um das Acht- bis Zehnfache zum Normalpreis gestiegen, sagte Breinbauer. (ms)