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Ökonom liest Franzosen die Leviten

25.03.2015 11:19 Uhr
Ökonom liest Franzosen die Leviten
Patrice Salini, ehemaliges Mitglied des Transportausschusses des französischen Verkehrsministeriums und heute Unternehmensberater
© Foto: Salini

Der französische Wissenschaftler Patrice Salini legt dar, warum das heimische Transportgewerbe selbst Schuld ist an seiner Situation.

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Paris. Nach der offiziellen Lesart der französischen Gewerbeverbände ist die Schwäche des heimischen Straßengütertransports in erster Linie auf die Konkurrenz durch osteuropäische Billigfahrer zurückzuführen. Dem hat jüngst ein auf diesen Wirtschaftszweig spezialisierter Ökonom widersprochen. Patrice Salini, der auch als Berater fungiert, weist auf andere, zum Großteil hausgemachte Gründe hin, wie die anhaltende Schwäche der französischen Handelsbilanz oder zu viele gesetzliche Auflagen. Die bestehenden Lohnunterschiede in der EU kämen hinzu. Im Übrigen verlören alle EU-Mitgliedsländer Marktanteile seit der Osteuropaöffnung, nicht nur Frankreich.

Mit der Einbeziehung der neuen Länder in die EU habe sich auch eine Neuverteilung der Transportmengen ergeben. Man müsse jedoch sehr genau hinschauen, wenn man die neue Situation nach Markteintritt der Osteuropäer korrekt erfassen wolle. So zeige das Beispiel des Straßengüterverkehrs zwischen Deutschland und Holland, dass es keine zwingende Verschiebung zugunsten der Osteuropäer gegeben habe. Osteuropäische Unternehmen kämen im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschland und Holland nur auf einen Anteil von 11 Prozent, während auf die Niederländer 62 Prozent vom Frachtaufkommen entfielen. Im Gegensatz dazu überlasse Deutschland 95 Prozent im bilateralen Verkehr mit Polen den dortigen Transportunternehmen.

Der Experte weist ferner darauf hin, dass es Ungleichgewichte auch im Verkehr zwischen den einzelnen Staaten Osteuropas gebe, so etwa zwischen Polen und der Tschechischen Republik. Mit zu bedenken sei zudem die jeweilige Strategie der großen Speditionen oder gewisser Verlader, die auf eine möglichst hohe Wertschöpfung ziele. Die neuen Akteure im Transportmarkt haben nicht nur im Westen zugelegt, sondern auch in den heimischen Märkten: In Polen zwischen 2004 und 2013 um 141 Prozent, in Litauen um 114 und in Slowenien um 77 Prozent. Im selben Zeitraum sei das Kabotagevolumen in Frankreich um 62, in Deutschland dagegen um 130 Prozent gestiegen.

Die Hoffnung auf eine soziale Harmonisierung in der EU hat Patrice Salini nach eigenem Bekunden schon seit längerem aufgegeben. Der Ruf danach werde schon seit Beginn der sechziger Jahre immer wieder erhoben, aber die Mitgliedsstaaten zögen nicht mit und die EU-Kommission ergreife keine entsprechende Initiative. Das Problem sei aber nicht nur die soziale und steuerliche Harmonisierung. Jede Festlegung der Arbeitszeit sei mit Blick auf die selbständigen Ein-Mann-Transportunternehmen illusorisch, die Verdiensthöhen blieben daher weiterhin sehr unterschiedlich. (jb)

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