Bonn. In der Diskussion über eine umweltschonende Paketzustellung hat sich ein Vertreter der Deutschen Post für Fahrten eines einzigen Dienstleisters in jedem Zustellgebiet ausgesprochen. In der sogenannten konsolidierten Zustellung würde eine Firma die Pakete von ihren Wettbewerbern übernehmen und gegen Entgelt zustellen. „Es ist nicht mehr zeitgemäß und nicht gut für die Luft, wenn in ein und derselben Straße fünf, sechs verschiedene Paketzusteller vorfahren und ausliefern“, sagte der Post-Betriebsratschef Thomas Koczelnik der Deutschen Presse-Agentur. Eine konsolidierte Zustellung würde den Schadstoffausstoß senken.
Bei den Ausschreibungsverfahren sollten die Kommunen eingebunden sein, so der Gewerkschafter. Ihm schwebt bei dem Thema zudem eine starke Rolle der Bundesnetzagentur vor, die auch in anderen Bereichen den Netzzugang überwacht – etwa bei der Eisenbahn, bei der verschiedene Firmen dieselben Schienen nutzen. Auch in der Telekommunikation und im Gasmarkt nutzen Firmen mitunter dieselbe Infrastruktur. „Die Behörde kennt sich aus mit Netzzugängen – sie könnte auch beim Paketmarkt dafür sorgen, dass der Nutzen für die Allgemeinheit höher ist als jetzt.“
Lage verschärft sich durch zunehmenden Online-Handel
Wegen des boomenden Online-Handels wächst der Paketmarkt seit langem, immer mehr Menschen lassen sich Klamotten oder Elektronik zuschicken anstatt sie im Laden zu kaufen. Zugleich gewinnt die Diskussion darüber an Schärfe, die Paketbranche wegen des Schadstoffausstoßes und der Verkehrsbelastung härter an die Kandare zu nehmen. Die Deutsche Post kommt unter diesem Gesichtspunkt relativ gut weg, da sie verstärkt auf ihren umweltfreundlichen Elektrotransporter Streetscooter setzt. Die Konkurrenz ist in Sachen E-Mobilität noch nicht so weit.
Der Bonner Arbeitnehmervertreter fordert, bei der Ausschreibung auf sozialverträgliche und umweltschonende Standards zu setzen. Dabei würde der Gelbe Riese vermutlich gut abschneiden. Mit seiner Forderung nimmt Koczelnik eine ähnliche Haltung wie die Post-Konzernspitze ein. Der Bonner Ex-Staatsmonopolist hat in der deutschen Paketbranche einen Umsatzanteil von 44 Prozent und ist damit mit großem Vorsprung Marktführer.
Kritische Stimmen zu der Forderung
Wettbewerber lehnen eine konsolidierte Zustellung ab. „Die Zustellfahrzeuge von DPD sind sehr gut ausgelastet“, sagt ein Sprecher der Tochterfirma der französischen Post. Auf der letzten Meile – also auf dem Streckenabschnitt bis zur Paketübergabe – sei seine Firma sehr gut aufgestellt, so der Sprecher. Und er gibt zu bedenken, dass dieser Wettbewerbsvorteil bei so einem „Einheits-Dienstleister“ nicht mehr zur Geltung käme. Er verweist zudem auf eine Studie des Verbandes Biek, in dem sich die Post-Konkurrenten organisiert haben. Der Untersuchung zufolge würde eine konsolidierte Zustellung den Verkehr nur geringfügig entlasten.
Kopfschütteln gibt es auch bei Hermes. Eine Firmensprecherin moniert, dass eine konsolidierte Zustellung den Wettbewerb abbremsen würde – dies wiederum würde zu Lasten des Kunden gehen. Auch sie betont, dass die Hermes-Zustellfahrzeuge in der Regel voll beladen seien. Die Auswahl eines Paketdienstleisters für die letzte Meile würde also nicht weniger Verkehr auf den Straßen bringen, sagt sie. (dpa/ja)