Duisburg. Nordrhein-Westfalen will mehr Güter auf die Wasserstraße verlagern. „Wenn Straße und Schiene an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen, dann bedeutet das: Wir müssen unsere Wasserstraßen, die noch Güterverkehrswachstum aufnehmen können, stärken", sagte Verkehrsminister Harry Voigtsberger auf einer vom nordrhein-westfälischen Verkehrsministerium veranstalteten Konferenz zur Binnenschifffahrt in Duisburg. „Was wir brauchen, ist eine intelligente Logistik, die die Stärken des jeweiligen Verkehrsträgers optimal nutzt."
Voigtsberger forderte, dass der Bund im Kanalnetz die Voraussetzungen für eine durchgängige Befahrbarkeit im zweilagigen Containerverkehr schaffen solle. Dies bedeute Abladetiefen von bis zu 2,80 Meter und Brückendurchfahrten von bis zu 5,25 Meter zu ermöglichen.
Der SPD-Politiker betonte, dass insbesondere die verladende Wirtschaft als Partner gewonnen werden müsste. „Wir brauchen gut ausgebildete Speditionskaufleute, die das Binnenschiff als Alternative kennen", pflichtete Gunther Jaegers, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) bei. Ein wichtiges Ziel sei es deshalb, das Image der Binnenschifffahrt zu verbessern. Es gelte nicht nur die Verlader zu überzeugen, sondern auch den Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Voigtsberger und Jaegers bemängelten die Unterfinanzierung der Wasserstraßen durch den Bund. Der Rhein und das westdeutsche Kanalnetz müssten optimiert werden. „Wir haben erheblichen Renovierungs- und Verbesserungsbedarf", sagte Jaegers. Teilweise seien die Schleusen 80 Jahre alt. „Wenn wir Infrastruktur verkommen lassen, sind dass die Schulden von morgen", kritisierte der BDB-Präsident die aktuelle Sparpolitik der Politik. Nordrhein-Westfalen wolle 2012 „trotz extrem angespannter Haushaltslage" erneut rund zwölf Millionen Euro für den Ausbau von Wasserstraßen bereitstellen, sagte Voigtsberger. „Trotzdem ist und bleibt der Bund gefordert".
Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium hatte vergangenen Freitag zur ersten Binnenschifffahrtskonferenz eingeladen. Rund 130 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden, Verwaltung und Politik diskutierten im Rahmen der Veranstaltung vor allem die zentralen Themen „Infrastruktur - Gütermobilität optimieren" und „Arbeitsplatz Binnenschifffahrt". Am Ende des Dialogs übergaben die Teilnehmer den Vertretern der Landesregierung sechs Projektvorschläge, die die Experten als besonders empfehlenswert ansahen. (sb)