Brunsbüttel. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU)hat sich in Brunsbüttel einen Eindruck von der zugespitzten Lage am Nord-Ostsee-Kanal (NOK) verschafft. Mehr als eine Woche konnten größere Schiffe den Kanal nicht mehr passieren, weil die Schleusen marode sind. Mit notdürftigen Reparaturen ist es der Wasser- und Schifffahrtsdirektion gelungen, den Betrieb der großen Schleuse wieder aufzunehmen.
„Mein Dank gilt vor allem den Tauchern und Handwerkern“, sagte der CSU-Politiker in Brunsbüttel im Kreis Dithmarschen zur schnellen Wiederaufnahme des Betriebs zumindest einer großen Schleuse. Mit einer notdürftigen Reparatur war es ihnen gelungen, in nur acht Tagen aus zwei defekten Schleusenkammern ein einzelnes funktionstüchtiges Provisorium zu bauen.
Die Infrsstruktur sei Jahrzehnte vernachlässigt worden
Ramsauer wies am Freitag erneut die Kritik an seinem Vorgehen energisch zurück. Die Bedeutung von Schifffahrt und Wasserwegen bei der Bewältigung von Frachtaufkommen sei in Deutschland vor seinem Amtsantritt völlig unterschätzt worden, gab der CSU-Politiker zurück.
Unter anderem sei beim Nord-Ostsee-Kanal (NOK) - dessen Bauwerke und Technik noch aus der Kaiserzeit stammten - seit Jahrzehnten nur „auf Verschleiß“ gefahren worden, sagte der Minister. „Wenn Jahrzehnte lang zu wenig in die Instandhaltung und die Zukunftsfähigkeit investiert worden ist, kann das nicht innerhalb weniger Wochen und Monate nachgeholt werden.“
Damit sich ein Kollaps nicht wiederholt, versprach Ramsauer, für die am meisten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt eine Sondereinsatzgruppe einzurichten. Elf zusätzliche Schlosser und Elektriker sollen eingestellt werden, um den Betrieb über und unter Wasser dauerhaft aufrechterhalten zu können. „Wir müssen ständig auf der Hut sein, da bei der über hundert Jahre alten Technik immer wieder akute Probleme auftreten können“», sagte der CSU-Politiker.
Neubau der Schleuse soo sechs bis sieben Jahre dauern
Mit dem Bau der seit langem von der maritimen Wirtschaft geforderten fünften Schleusenkammer in Brunsbüttel werde vermutlich 2014 begonnen werden, sagte Ramsauer. Als Grund nannte er, dass die Zeitspanne vom Beginn der Ausschreibung bis zur Vergabe der Aufträge im Schnitt ein dreiviertel Jahr beträgt. Für den eigentlichen Schleusenneubau veranschlagen die Experten sechs bis sieben Jahre.
Anschließend soll die Grundinstandsetzung der alten Schleusenanlagen folgen. Der Kanal soll im Bereich vor Kiel verbreitert werden. Geplant ist auch der Ersatz der 160 Meter langen und über hundert Jahre alten Levensauer Hochbrücke und die Vertiefung des Kanals um einen Meter, umriss der Minister das Maßnahmenbündel. (dpa)