Neue Stückgut-Größe in Österreich

In Österreich gründet sich eine neue Stückgutgröße. Hintergrund ist ein Joint Venture, das die österreichische Bahngesellschaft ÖBB und der Logistikkonzern Quehenberger für ihre Stückgutaktivitäten gegründet und vergangene Woche offiziell verkündet haben. Die Fusion muss noch kartellrechtlich genehmigt werden. Der Deal ist: Quehenberger Logistics bringt in das neue Gemeinschaftsunternehmen seinen Teilbetrieb Stückgut ein. Dafür tritt die ÖBB-Holding AG 40 Prozent der Anteile an Quehenberger Logistics ab. Das Logistikunternehmen wird damit Miteigner der ÖBB. "3,65 Millionen Sendungen wird unser neues Joint Venture abwickeln. In Österreich wären wir damit eines der führenden Stückgutnetze", freut sich Christian Fürstaller, Miteigentümer von Quehenberger und Vorstandschef der Augustin Quehenberger Group (siehe Interview). Operativer Start ist in 2017 Nach Vorlage der kartellrechtlichen Genehmigung soll alles schnell gehen. So sollen sofort Anfang Juni die Verträge gezeichnet werden. Dann würde im Herbst das Unternehmen seinen neuen Namen erhalten und der operative Start vorbereitet, der mit Jahresbeginn 2017 geplant sei. Beide Partner werden jeweils einen Geschäftsführer stellen. Wer das sein wird, werde erst nach der kartellrechtlichen Genehmigung bekannt gegeben, heißt es. Einfach werde die Zusammenführung der Aktivitäten sicher nicht, räumt Fürstaller ein. Denn nur wenn diese gelingt, wird das Joint Venture wirklich die Synergien heben können, die sich Quehenberger und ECL durch die Bündelung versprechen. "Wir sprechen hier von jährlich 10 bis 15 Millionen Euro Einsparpotenzial nach erfolgreicher Integration", betont Fürstaller. So wolle man täglich 50 bis 60 Lkw einsparen und dafür künftig den Hauptlauf von Wien nach West-Österreich über die Schiene abwickeln - auch für das Quehenberger-Volumen. Außerdem sieht Fürstaller durch den verstärkten Einsatz von Doppelstock-Trailern und Wechselbrücken Synergien bei den Hauptläufen auf der Straße. "Dadurch werden wir massiv die Anzahl der Lkw reduzieren", kündigt der Manager an. Das Unternehmen will seinen Fokus auf das Stückgutgeschäft und die Lagerlogistik legen. Ziel ist es, für nationale und internationale Stückgutkunden "der bevorzugte Dienstleister bei standardisierten und auch innovativen Produkten zu werden". Nur eines plant das neue Joint Venture nicht: den Markteintritt in den deutschen Stückgutmarkt in Eigenregie. Fürstaller dazu: "Wir planen doch keinen Selbstmord!" Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Österreich" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten + Fakten Das Joint Venture in Zahlen In dem neuen Joint-Venture mit Sitz in Wien werden die Stückgutaktivitäten der österreichischen Bahngesellschaft ÖBB und der Spedition Quehenberger Logistics gebündelt. Der Name des Gemeinschaftsunternehmens und die Namen der beiden Geschäftsführer werden erst später bekannt gegeben. Die ÖBB-Tochter ECL hat im vergangenen Jahr mit 850 Mitarbeitern an 13 Standorten 180 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Bei Quehenberger Logistics lag der Stückgut-Umsatz in 2015 bei 80 Millionen Euro - mit 265 Mitarbeitern an zehn Standorten. Das Geschäft war in 2015 leicht defizitär. Die operative Integration des Joint Ventures soll in 2017 stattfinden. Ab 2018 rechnen die Unternehmen mit organischem Umsatzwachstum. Ziel ist bis 2021 ein Umsatz von 340 Millionen Euro. eh