Brüssel. In Europa ist eine neue Diskussion über die RASCO-Kontrollmethode von Frachtsendungen entbrannt. Die Abkürzung steht für Remote Air Sampling for Canine Olfaction, ein Fachjargon, der den Einsatz von Spezialhunden zum Aufspüren von verborgenen Explosivstoffen in Paketen oder Boxen bezeichnet. Die britische Behörde Department for Transport (DfT) hat diese Kontrollpraxis jetzt bis auf weiteres untersagt. Offizielle Gründe dafür nannte sie nicht.
Das Besondere an der RASCO-Methode: Die Hunde kommen mit den zu untersuchenden Frachtsendungen nicht in Kontakt. Stattdessen ziehen Spezialkräfte Luftproben aus einer geschlossenen LKW-Ladefläche, die anschließend zu den anderweitig untergebrachten Spürhunden zwecks Riechkontrolle gebracht werden.
Dieses Verfahren, das auf der räumlichen Trennung von Frachtsendungen und Hunden basiert, ist von der EU-Kommission 2008 im Grundsatz erlaubt worden. Es wird in Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich praktiziert. Die Methode ermöglicht, dass größere Sendungen innerhalb kürzester Zeit als sicher eingestuft werden, wenn die Hunde bei den Luftproben nicht angeschlagen haben.
Fachkreise vermuten hinter der Entscheidung der DFT das Ergebnis einer neuen Testserie, bei der die Fehlerquote der von den Spürhunden zu erschnüffelnden Sprengstoffpartikel in amtlichen Packstücken sehr hoch war.
Die betroffenen Sicherheitsfirmen reagierten mit Empörung auf die von der Behörde verfügte umgehende Einstellung der RASCO-Kontrollen in der Luftfracht. Sie warnten davor, dass die britische Cargoindustrie durch die Entscheidung der DFT einen Wettbewerbsnachteil erleide, da Sendungen massenhaft aus London nach Paris oder Amsterdam abwandern könnten. Dort ist RASCO mit Billigung der nationalen Behörden weiterhin gängige Tagespraxis.
Hingegen begrüßte Sicherheitschef Harald Zielinski von der Lufthansa Cargo den Stopp durch die DFT. Gegenüber der VerkehrsRundschau sagte der Manager, dass sein Unternehmen aufgrund von grundlegenden Zweifeln an der Effektivität von RASCO beim zuständigen Luftfahrt-Bundesamt niemals einen Genehmigungsantrag für diese Art der Sendungskontrolle gestellt habe. „Bei Fragen der Sicherheit gehen wir keinerlei Kompromisse ein“, so Zielinski.
Als Konsequenz der britischen Entscheidung forderte er umfangreiche Testreihen zur Überprüfung des RASCO-Ansatzes unter der Regie der EU-Kommission. „Wir brauchen in der Luftfracht eine einheitliche Sicherheitsarchitektur innerhalb Europas“, hob der Manager hervor. Nationale Alleingänge, die der lokalen Wirtschaft einen Wettbewerbsvorteil brächten, aber über deren Wirksamkeit es berechtigte Zweifel gebe, wie jetzt am Beispiel Großbritanniens erwiesen, seien der falsche Weg. Zielinski wörtlich: „Die EU-Kommission ist hier umgehend gefordert, um in der Luftfrachtsicherheit endlich einen verbindlichen Rahmen für ganz Europa zu schaffen“. (hs)