Nachschub für die Knallerei

Feuerwerk ist ein extrem kurzzeitig verfügbarer Artikel. Zumindest für den Endabnehmer. "Pyrotechnische Gegenstände der Kategorie 2 dürfen dem Verbraucher nur in der Zeit vom 29. bis 31. Dezember überlassen werden", heißt es in Paragraf 22 der ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz. Nur mit Ausnahmegenehmigung dürfen Feuerwerkskörper außerhalb dieses eng bemessenen Zeitraums an Kunden abgegeben werden - es sei denn, sie haben einen Erlaubnis- oder Befähigungsschein. Feuerwerk, speziell Silvesterfeuerwerk, ist auch eines der Haupttätigkeitsfelder der Spedition Stocké im hessischen Kelsterbach nahe des Flughafens Frankfurt am Main. Explosives aus Ostasien In Dietzenbach, nur wenige Kilometer von der Zentrale gelegen, hat das Unternehmen deshalb ein eigenes Lager für Feuerwerkskörper eingerichtet. Das Lager ist mit doppelt tief beschickbaren Regalen ausgestattet. "In der Spitze haben wir dort um die 7000 Palettenstellplätze", erklärt Manuel Stocké, Geschäftsführer des Logistikdienstleisters. Automatische Wickelroboter für fertig kommissionierte Paletten sowie ein Förderband zur Entladung von Containern unterstützen seine Angestellten bei der Arbeit. Die Kommissionierstapler sind mit Terminals versehen, die auf das WLAN-Netz im Lager zugreifen. Angeliefert wird die explosive Ware per Container, zumeist aus Ostasien. Die Mitarbeiter entladen die Boxen, palettieren die Kartons und lagern sie ein. Auf diese Weise füllt sich das Lager übers Jahr mit allen Arten von Silvesterfeuerwerk. Zwar werden im Herbst von Dietzenbach aus auch Standorte bestückt, die erst ab Oktober mit der Einlagerung von Pyrotechnik beginnen. "Aber der Peak liegt bei uns immer um den 10. Dezember herum", sagt Stocké. Denn zu diesem Zeitpunkt startet die Distribution der Ware zu den Märkten. Die Kartons werden nach den Vorgaben der Besteller kommissioniert und per Lkw ausgeliefert. "Am 31. Dezember sind wir im Prinzip bis auf zehn, 15 Paletten leer", fasst der Spediteur zusammen. Fast 100 Prozent gefährliche Güter Nach dem Jahreswechsel drehen sich die Verkehre um 180 Grad, denn ab der zweiten Januarwoche beginnt sich das Lager mit Retouren zu füllen. Stocké: "Wir entsorgen die Märkte wieder von allen Restmengen, die sie haben." Das können einzelne Kartons oder Paletten sein, aber auch komplette Lastzüge mit unverkaufter Ware aus Zentrallagern. Diese Rückläufer werden ab Mitte Januar aufgearbeitet, wieder sortenrein gepackt und für die kommende Saison eingelagert. Das Lager verfügt über eine Genehmigung bis 199 Tonnen explosiver Masse gemäß der 12. Bundesimmissionsschutzverordnung und ist mit einer Brandmeldeanlage ausgerüstet. Neben dem Feuerwerk lagert man auch Airbagmodule - in Lenkrädern eingebaut sowie als einzelne Teile -, die als Gefahrgut der Klasse 9 eingestuft sind. Damit liegt der Anteil der gefährlichen Güter in Dietzenbach bei nahezu 100 Prozent. "Was sich ja schon daraus ergibt, dass dort, wo Feuerwerk steht, nichts anderes stehen darf", weiß Stocké. Gefährliche Güter gibt es auch am Standort Kelsterbach, allerdings mit weit geringerem Aufkommen. Hier werden die Waren aber nicht gelagert, sondern im Rahmen der Versandvorbereitung für die Luftfracht höchstens kurzzeitig untergebracht. Die technische Ausstattung entspricht dem Lager Dietzenbach, ergänzt durch eine Röntgenanlage. "Die dient hauptsächlich dazu, versteckte Gefahrgüter aufzuspüren", erklärt Stocké. Denn es komme beispielsweise immer wieder vor, dass Versender eine Maschine zusammen mit Schmierstoffbehältern oder Spraydosen verpacken. Mehr zum Thema finden Sie unter #Gefahrgut www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Wenn es an Silvester allerorten knallt, hat Manuel Stocké ganze Arbeit geleistet. Er ist Inhaber der Spedition Stocké, die sich auf die Lagerung und den Transport von Gefahrgut, insbesondere Pyrotechnik, spezialisiert hat. Im hessischen Dietzenbach werden vornehmlich Feuerwerkskörper gelagert, während das Log-Coop-Mitglied am Hauptsitz in Kelsterbach noch eine Umschlaghalle betreibt. Lagernetzwerk LogCoop Seit knapp drei Jahren ist die Spedition Stocké Mitglied des Verbunds LogCoop. Die Kooperation verbindet aktuell 142 mittelständische Unternehmen in Deutschland und Europa und bündelt deren Kapazitäten, Ressourcen und Know-how. Zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft zählt auch die Nutzung eines Warehousing-Netzwerks. Über das Lagernetzwerk - laut Log-Coop die größte Warehousing-Kooperation Europas - hat auch Stocké schon einige Aufträge erhalten und damit vorübergehend freie Flächen belegt. Dabei verzeichne er auch Anfragen, die das Unternehmen zuvor nicht hatte. Für die Zukunft regt er an, dass die Mitglieder des Netzwerks gemeinsam im Frankfurter Raum ein Lager mit Zulassung für gefährliche Stoffe errichten sollten, das seine Firma bewirtschaften könnte. Schließlich sei die Nachfrage nach entsprechenden Kapazitäten im Rhein-Main-Gebiet groß "und dann hätten wir als LogCoop ein eigenes Gefahrgutlager und könnten auf Anfragen schnell reagieren", begründet Stocké seinen Vorschlag. mh/gh