Nachgewürzt und feiner

Traditionell kürt die VerkehrsRundschau im Frühjahr den "Green Truck" (GT) - den Lkw mit den niedrigsten CO2-Emissionen im Profitest. Seit zwei Jahren wird der Green Truck im gesonderten Wettbewerb ausgetragen. Zum ersten Mal entsandte jetzt DAF ein Fahrzeug zum GT, einen CF 440 Space Cab, der das Bindeglied zwischen der schweren Verteilerbaureihe "Compact Forte" und den schweren Fernverkehrsfahrzeugen der XF-Reihe darstellt. Technisch ist der CF auf dem neuesten Stand: GPS-Tempomat, Notbremsassistent, optimierte Schaltstrategie der bewährten ZF AS-Tronic, aufgefrischtes Interieur sowie ein neues Infodisplay mit integriertem Fahrinformationssystem namens DPA. Leichter, günstiger und auch sparsamer Zwei Vorteile hat der CF: Er ist rund 150 Kilo leichter und er kostet etwa 15.000 Euro weniger als ein XF. Das Mindergewicht resultiert aus der kleineren Kabine und dem kompakten MX-11-Motor. Der 10,8-Liter-Sechszylinder bringt es auf 435 PS. Die Maximalleistung erreicht der moderne Antrieb ziemlich spät bei 2100 Touren. In der Realität stehen aber bei 1300/ min schon 395 PS zu Buche. Mit 2100 Nm ab 1000 Touren (nur im höchsten Gang) kann der MX-11 durchaus mit Triebwerken der 13-Liter-Klasse mithalten. So konfiguriert bringt es der Eindhovener auf fahrfertige 7150 Kilo. In Zeiten schwerer Abgas-Nachbehandlung ein durchaus konkurrenzfähiger Wert. Was im Test besonders neugierig machte, war der GPS-Tempomat PCC (Predictive Cruise Control). Bei PCC setzt DAF auf bekannte Fahrstrategien. Vor Anstiegen aufs Gas zu gehen, spart sich PCC. Das brächte zwar Schwung, kostet aber nach Erkenntnis der DAF-Ingenieure am Ende zu viel Kraftstoff. Letztlich hat der Fahrer drei Grundeinstellungen, um über die Kuppe zu rollen: -4, -7 oder -10 km/h. Im Test fuhren wir mit Setzgeschwindigkeit 85 km/h mit rund 80 km/h über die Kuppe und 90 km/h bergab. Ungeachtet der Grundeinstellung setzt das System das kraftfreie Rollen über den Berg stets so, dass im anschließenden Gefälle das programmierte Maximaltempo nach Möglichkeit erreicht wird. Vielleicht nicht die sparsamste Strategie, aber praxisnah und damit vom Fahrer akzeptiert. DAF ist um eine stetige Optimierung des GPS-Tempomaten bemüht. Im Test-Lkw harmoniert der bestens mit der Getriebesteuerung und integriert Eco-Roll sinnvoll in die Fahrstrategie. Zum guten Gesamtbild trägt auch der vor einem Jahr bereits überarbeitete Motor bei, der jetzt noch mehr auf niedrige Drehzahlen abonniert ist. Probleme hat das ZF-Getriebe allenfalls, wenn der Fahrer durch äußere Einflüsse erst verzögert und dann wieder Gas gibt, weil der Verkehr wieder rollt. Dann dauert es ziemlich lange, bis der passende Anschlussgang eingelegt ist. Schnelle Rückschaltungen am Berg Gefallen hat uns Speed-Shift, eine Funktion der schnellen Rückschaltungen in den Gängen 12, 11 und 10 am Berg. Eine teure und schwerere Doppelkupplungsfunktion vermisst man deshalb nicht. Leider gehen die Hochschaltungen nach der Kuppe nicht so flott vonstatten. Noch eine Anmerkung zu EcoRoll: Leider ist die an die Tempomatfunktion gebunden. Wer also ohne Cruise Control fährt, "segelt" beim Rollen nicht grundsätzlich im Leerlauf. Zur Sparsamkeit des CF 440 trägt sowohl die bereits angemerkte Drehmomentreduzierung wie auch eine serienmäßig reduzierte Performance-Einstellung bei. Beschleunigungsvorgänge im Tempomat (ab 30 km/h) realisiert der CF mit kraftstoffeffizienter Schaltstrategie und auf 1500 Touren limitierter Drehzahl. Leider verliert der Tempomat trotz der neuen Technik mit gelungener Integration der Anzeigen ins Cockpit noch immer die Setzgeschwindigkeit, wenn der Fahrer beibremst. Leistungsstark zeigt sich die neue MX-Motorbremse. Auf der VR-Teststrecke muss der Fahrer nur wenig beibremsen. Bei höheren Ansprüchen genügt die Verzögerungsleistung aber nicht mehr ganz - vor allem, weil die AS-Tronic im Bremsbetrieb oft nicht weit genug zurückschaltet für passable Wirkung. Sparsamer als das 2015er-Modell Mit 24,1 l/100 (inklusive AdBlue) ist der DAF CF 440 Modelljahrgang 2016 deutlich sparsamer als das von der VerkehrsRundschau getestete 2015er-Modell - im direkten Vergleich fast ein Liter pro 100 Kilometer. Nicht zu vergessen führt die Feinarbeit am GPS-Tempomaten trotz reduziertem Verbrauch zu einer Geschwindigkeitssteigerung von 79,9 auf 80,9 km/h. Ein km/h mehr Tempo entspricht auf der VR-Testrunde einer Leistungsklasse mehr. Faktisch hat die Drehmomentreduzierung des MX-Motors also keinen Einfluss im Praxiseinsatz. Bei gleichem Tempo läge der CF jetzt sogar etwa zwei Liter besser. Zu den weiteren Vorteilen des kompakten Holländers gehören neben der guten Betriebsbremsanlage und der gelungenen Bremsintegration eine direkte und dennoch ausreichend leichtgängige Lenkung, ein straffes Fahrwerk mit angemessenem Restkomfort sowie eine zur gelungenen Federungsabstimmung passende Kabinenlagerung. Grundsätzlich ist der CF übersichtlich, dennoch stören die Stege in den Seitenscheiben. Kabinenklimatisierung und Isolation des CF sind zudem nicht so gut wie beim großen XF - der deutlich leiser ist. Inzwischen hat DAF auch den Driver Performance Assistant überarbeitet, der den Fahrer beim ökonomischen Fahren unterstützen soll. Als Parameter zählen Kraftstoffverbrauch, Bremsverschleiß, Rollen und Retardereinsatz. Zeigte das System anfangs oft kaum nachvollziehbare Bewertungen, wirkt das Urteil inzwischen zutreffender. Das Interieur des kompakten Niederländers wirkt frisch, die Klimasitze sind bequem und mit knapp 1,90 Meter Stehhöhe auf dem Motortunnel bietet der CF gemessen an der kleinen Kabine viel Platz. Trotzdem schränkt der über 40 Zentimeter hohe Tunnel die Bewegungsfreiheit ein wenig ein. Die Betten mit ihren Komfortmatratzen sind bequem und auch für groß Gewachsene ausreichend lang, wenn auch nicht besonders breit. Insgesamt ist der CF gut verarbeitet. Das optionale LED-Abblendlicht ist entbehrlich, das Innenlichtkonzept erfüllt Grundbedürfnisse. Fazit: DAF hat die Integration der elektronischen Fahrerassistenten gut hinbekommen. Der MX-11-Motor ist eine leichte und sparsame Option zum MX-13. Im Fernverkehr ist der CF dennoch keine echte Alternative zum XF. Wer die Vorteile des "Kleinen" in dem Einsatz auskosten will, muss genügsame Fahrer haben. Alle Tests und Fahrberichte für Premium-Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank Lesetipp "Wettbewerber im VR-Test" Wie sich die Konkurrenten von Scania und Mercedes im Wettstreit um den niedrigsten Dieselverbrauch schlagen, lesen Sie in der VR 6/2016, die am 12. Februar erscheint, sowie in der VR 7/2016, die am 19. Februar auf den Markt kommt.Interesse am Test des Scania R 450 Mod. 2016 sowie des Mercedes Actros 1845 mit neuem OM471-Motor? Wenn Sie die VerkehrsRundschau über die BG Verkehr nur acht Mal im Jahr erhalten und nicht jede Woche im Abo beziehen, dann schicken wir Ihnen gerne einmalig ein kostenloses Heft mit dem gewünschten Test zu.Rufen Sie uns an (089-203043-2276) oder mailen Sie uns (teresa.hoeller@springer.com)! Kommentar Gelungene Modellpflege DAF war bislang stets konservativ, neue Technik kam nur zum Einsatz, wenn andere Hersteller die Kinderkrankheiten bereits ausgemerzt hatten. Umso erfreulicher, dass die Niederländer die Technik-Offensive sofort zuverlässig hinbekommen haben. Und dass sich konsequente Modellpflege auszahlt, zeigt der Test-Lkw, der - geschwindigkeitsbereinigt - rund fünf Prozent sparsamer ist als ein ganz ähnlicher CF 440 2015.Kontakt: gerhard.gruenig@springer.comGerhard Grünig VR-Chefredakteur

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