Interview: Nachforderungen kommen nicht gut an

Rechnen Sie damit, dass die Auftraggeber von Logistikdienstleistern mit Hinweis auf die Mautsenkung die Transportpreise drücken werden? Gunnar Gburek: Beim Großteil der Jahresverträge, wie sie für LKW-Transporte abgeschlossen werden, ist die Maut ein durchlaufender Posten und wird nach Aufwand bezahlt. Mit dem reinen Transportpreis hat sie in diesen Fällen nichts zu tun. Daher gehe ich nicht davon aus, dass die Senkung der LKW-Maut bei den anstehenden Preisverhandlungen eine wesentliche Rolle spielen wird. Wie wird der Mautanteil ermittelt? Natürlich kann nicht jeder einzelne Mautkilometer in Bezug auf das eingesetzte Fahrzeug vorab berechnet werden. In der Praxis werden die Mautkosten mit Durchschnittswerten auf Basis der vom Transporteur eingesetzten Flotte und den Kilometern auf mautpflichtigen Straßen kalkuliert und dann als Mautzuschlag zum Transportanteil addiert. Logistikdienstleister mit modernen Fahrzeugen haben hier natürlich einen Vorteil. Wobei es allerdings seitens der Verlader unrealistisch ist, davon auszugehen, dass die komplette Flotte aus Euro-6-Fahrzeugen besteht. Im Tagesgeschäft muss der Logistikdienstleister entscheiden, welche eigenen Fahrzeuge er einsetzt oder mit welchem Subunternehmer er zusammenarbeitet. Welche Branchen sind im Hinblick auf die Transportkosten besonders preissensibel? Die Branchen, in denen der Anteil der Transportkosten am Warenwert hoch ist. Konkret sind das zum Beispiel die Stahl- und die Bauindustrie. Grundsätzlich sind jedoch alle Verlader preisbewusst. Schließlich muss ein Einkäufer oder Logistiker gegenüber seinen internen Kunden die Transportpreise erklären können. Welche Argumente könnte die verladende Wirtschaft bei den anstehenden Jahresgesprächen gegen Erhöhungen der Transportpreise ins Feld führen? Die meisten Unternehmen stehen in einem harten internationalen Wettbewerb. Daher wird es nicht leicht sein, Preiserhöhungen durchzusetzen. Bei der Vergabe von Transportdienstleistungen wird doch meist wie folgt vorgegangen: Zuerst legt der Verlader die Qualität fest, die er benötigt. Danach fragt er bei den Anbietern an, die ihm diese Qualität bieten - und wählt dann den günstigsten aus. Da es in Deutschland sehr viele sehr gute Logistikdienstleister gibt, ist der einzelne leichter austauschbar, es sei denn, er bietet Spezialdienstleistungen. Worauf sollten Logistikdienstleister bei Jahresgesprächen besonders achten? Ein Spediteur muss heute genau wissen, was er zu welchen Preisen leisten kann und was nicht. Eine exakte Kalkulation ist wichtig. Denn die Preise, die in den Rahmenverträgen festgeschrieben wurden, müssen gehalten werden. Die Verlader wissen einen "All-in-Preis", der sämtliche Kosten berücksichtigt, zu schätzen. Für das kaum zu kalkulierende Risiko der Treibstoffkosten gibt es Dieselfloater. Nachforderungen eines Spediteurs während der Vertragslaufzeit kommen ganz schlecht an. Denn dafür hat ein Verlader keinerlei Budget mehr zur Verfügung, schließlich hat auch er seine Preise kalkuliert - inklusive der Transportkosten.

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