Nachfolge sicher finanziert

Rund ein Dutzend Transport- und Logistikbetriebe, die einen Nachfolger suchen und im eigenen Haus nicht finden listet die Deutsche Unternehmerbörse (DUB) derzeit auf. An Kauf-Interessenten mangelt es nicht. So haben sich auf der Börse DUB zwei Dutzend Personen und Firmen eingetragen. Die meisten suchen einen Branchenbetrieb mit maximal fünf Millionen Euro Umsatz, wollen aber nur eine Million Euro dafür bezahlen. Solche Zahlen überraschen Marc Evers nicht. "Über 4100 Gründer, die ein Unternehmen kaufen wollen, haben sich 2017 von den Industrie- und Handelskammern beraten lassen", weiß der Referatsleiter Mittelstand des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). "Rund 40 Prozent mussten aber einräumen, dass sie nicht über die nötigen Geldmittel verfügen." Eben an diese Zielgruppe richten sich Förderprogramme, die die Gründung einer Firma unterstützen (siehe Kasten Seite 23 und Tabelle Seite 24). Die meisten dieser Programme können aber auch von Personen genutzt werden, die eine Firma übernehmen wollen. So gibt es außer den ERP-Gründerkrediten der KfW in fast allen Bundesländern Finanzierungsprogramme, die mit zinsgünstigen Krediten oder langfristigen Bürgschaften Unternehmensgründungen und -übernahmen unterstützen. Viele Gelder müssen bei der Hausbank beantragt werden, die das Risiko trägt und sich nach einer positiven Entscheidung mit der KfW oder den Förderinstituten der Bundesländer in Verbindung setzt. Weit weniger verbreitet sind Zuschüsse. Für Unternehmensnachfolgen werden diese nur in Sonderfällen gewährt, wenn der Standort der Firma in einem sogenannten GRW-Fördergebiet liegt und besondere Umstände wie eine schwere Erkrankung des Firmengründers eine schnelle Regelung nötig machen. Eine Ausnahme davon sind De-Minimis-Gelder, die auch Beratung über Betriebsnachfolgen zum Gegenstand haben. Bund und einzelne Länder fördern solche Dienstleistungen mit Programmen, die sowohl Käufer als auch Verkäufer in Anspruch nehmen können. Allerdings gelten Obergrenzen. Für Straßengüterverkehrsbetriebe können demnach in drei Jahren bis zu 100.000 Euro, für andere Logistikfirmen bis zu 200.000 Euro in drei Jahren bewilligt werden. Am bekanntesten ist ein Programm namens "Förderung unternehmerischen Knowhows", das beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) abgerufen werden kann. Auch Beratungen, die über die unmittelbare Nachfolgeregelung hinaus den langfristigen Bestand einer Firma zum Ziel haben, können unter dem Stichwort "Nachhaltigkeit" bezuschusst werden. Als Beispiel nennt eine BAFA-Sprecherin die Sicherung von Arbeitsplätzen, die bei einer Nachfolgeregelung zur Disposition stehen. Auch Beteiligungen an Firmen, die ihre Nachfolge regeln müssen, werden von der öffentlichen Hand gefördert (siehe Kasten Seite 23). Solche Lösungen nehmen Logistikbetriebe bislang kaum in Anspruch - wohl auch, weil viele Käufer eine Beteiligung nur wenige Jahre lang halten wollen. Am bekanntesten ist das ERP-Beteiligungsprogramm der KfW, die Beteiligungen bis 1,25 Millionen Euro refinanziert. Zudem haben viele Bundesländer Programme aufgelegt, die mit zinsgünstigen Krediten helfen, oder haben landeseigene Private-Equity-Gesellschaften gegründet, die Nachfolgeregelungen mit stillen Beteiligungen oder gar Betriebsübernahmen unterstützen. Manche Länder wie NRW oder Mecklenburg-Vorpommern fördern ausschließlich Beteiligungen und haben keine eigenen Programme für Kredite, Bürgschaften oder Beratungen aufgelegt. Hohe Anforderungen an Antragsteller Da für die Regelung von Unternehmensnachfolgen oft sechs- bis siebenstellige Summen fällig werden, achten die Investitionsbanken, Bürgschaftsbanken und andere öffentlich-rechtliche Förderinstitute penibel auf die Person des Antragstellers. "An dessen Bonität werden besonders hohe Anforderungen gestellt", weiß Katja Theunissen, Inhaberin der Düsseldorfer Unternehmensberatung Inno-Konkret. Auch ein hohes Eigenkapital oder Sicherheiten in Form von Grundstücken erleichtern die Bewilligung. Zudem wird der berufliche Werdegang des Antragstellers unter die Lupe genommen. Über dessen "kaufmännische und fachliche Qualifikationen" wünschen viele Institute genaue Nachweise. "Wichtig sind außer den bisherigen beruflichen Stationen Ausbildung, Branchenerfahrung und die zuletzt ausgeübte Tätigkeit", erklärt Wolfram Schweickhardt, Sprecher der KfW. Außerdem erwarten die Institute "ausreichende unternehmerische Entscheidungsfreiheiten". Denn der Antragsteller muss Weichenstellungen im Unternehmen als Geschäftsführer oder geschäftsführender Gesellschafter beeinflussen. "Dies kann auch über die Höhe des Unternehmensanteils gewährleistet sein", sagt Schweickhardt. An Betriebe werden ebenfalls strenge Anforderungen gestellt. Ohne eine "angemessene Eigenkapitalausstattung" läuft nichts. Allerdings gehen die Definitionen über diesen Begriff auseinander und hängen von Finanzierungsvolumen sowie Beteiligungsdauer ab. "Auch der Unternehmenswert kann ausschlaggebend sein", ergänzt Schweickhardt. Von vornherein ausgeschlossen sind Firmen, die Mittel für Umschuldungen oder Sanierungen benötigen. Dadurch kann der Kreis der Kandidaten, die für eine Übernahme infrage kommen, erheblich schrumpfen. An Betrieben, die in naher Zukunft ihre Nachfolge regeln müssen, herrscht dagegen kein Mangel. Allein in Bayern suchen 131.000 Inhaber von kleinen und mittleren Firmen bis 2021 einen Nachfolger. Viele davon kommen aus der Transport-, Speditions- und Logistikbranche. "Rund 29.400 dieser Betriebe sind wirtschaftlich attraktiv", sagt Joachim Linke, Referatsleiter der IHK München. Für deren Übernahme kann ein Existenzgründer Fördergelder einplanen. Bei allen anderen muss er die Übernahme wahrscheinlich aus eigener Tasche bezahlen und weitere Investitionen für Ausbau und Modernisierung einplanen. Wenn er ein überzeugendes Geschäftskonzept entwickelt und schwarze Zahlen in Sicht sind, kann er für solche Maßnahmen ebenfalls auf Fördergelder hoffen. Die Auswahl ist groß. Von über 1000 Programmen, die Bund und Länder aufgelegt haben, können mittelständische Transport- und Logistikbetriebe der SVG Bundeszentralgenossenschaft Straßenverkehr zufolge 750 in Anspruch nehmen. Vor allem für die Modernisierung des Fuhrparks und die Erweiterung von Logistikzentren werden gerne Gelder bewilligt. Auch für energiesparende Konzepte beim Bau und Betrieb von Lagerhallen haben zuletzt immer mehr Firmen Gelder erhalten. Die niedrigen Zinsen machen das so attraktiv wie schon lange nicht mehr. Mehr zum Thema im Dossier Förderprogramme www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Serie So gelingt die Firmenübergabe- Teil 1: Warum Logistikdienstleister die Weichen für die Übergabe frühzeitig stellen müssen (VR 28-29/2018)- Teil 2: Die Übergabe von Michael Kubenz, Kube & Kubenz, an seinen Sohn Konstantin (VR 30/2018)- Teil 3: Welche Fördermittel es gibt, um die Nachfolge sauber zu lösen (VR 31-32)- Teil 4: Familienstiftung, Verkauf oder Schließung: Welche Option sich mangels Nachfolger am besten eignet (VR 33-34/2018) VR-Tipp Frisches Geld dank Beteiligungsfirmen und -programmenBeteiligungsunternehmen haben den Logistikmarkt bislang links liegen gelassen. Dem Private Equity Monitor (PEM) der Hans-Böckler-Stiftung zufolge haben solche Finanzdienstleister im vergangenen Jahr zehn Branchenunternehmen mit insgesamt 18.300 Mitarbeitern übernommen. Vor allem größere Dienstleister standen im Fokus. Das kann sich in den nächsten Jahren ändern."Verstärkt schauen sich die Investoren auch nach kleinen Unternehmen um", schreibt Autor Christoph Scheuplein. "Vor allem Management-Buy-Outs für Familienunternehmen, die ihre Nachfolge regeln wollen, sind im Aufwind."Als Folge der niedrigen Zinsen drängen laut PEM immer neue Anbieter in den Markt und treiben so die Kaufpreise weiter nach oben. Schön für Firmen, die mit Private-Equity-Kapital ihre Nachfolgeregelungen stützen wollen, wenn zum Beispiel neue Geschäftsführer oder Gesellschafter nicht ausreichend Eigenmittel mitbringen. Allerdings haben sie keinen Einfluss auf die Käufer und wissen nicht, wer am Ende das Sagen im Unternehmen hat. Außerdem "planen viele Beteiligungsunternehmen schon nach drei bis vier Jahren eine Veräußerung ihrer Anteile", weiß Scheuplein.In diese Lücke stoßen öffentlich-rechtliche Beteiligungsgesellschaften von Bundesländern und Sparkassen."Wir können uns mit dem Verkauf bis zu 20 Jahre Zeit lassen", sagt Andreas Bösenberg, neuer Geschäftsführer der Sparkassen-Tochter NordHolding in Hannover. An solchen Fristen orientieren sich auch die Förderprogramme von Bund und Bundesländern. So plant das ERP-Beteiligungsprogramm mit bis zu 12,5 Jahren Laufzeit. Von höheren Verkaufspreisen profitieren die Unternehmen trotzdem. So müssen Bösenberg zufolge manche Unternehmensbewertungen auf Basis des zehnfachen Ebitda vorgenommen werden. Vor Kurzem noch genügte Faktor acht. bot

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