"Mit Schummelei aufhören"

Zum 1. Juli 2018 gilt die Maut-Pflicht auch für alle Bundesstraßen. Wie stark treffen diese Neuerungen die Elvis-Unternehmen? Diese Lkw-Maut-Ausweitung trifft uns unterschiedlich stark, weil unsere Partnerstruktur heterogen ist. Wir haben reine Komplettladungs-Unternehmen ebenso als Partner wie Transportbetriebe, die Teilladungen und Stückgut fahren. Die Partner, die in Ballungsräumen wie dem Rhein-Ruhrgebiet sitzen und Empfänger in Ballungsräumen beliefern, sind weniger betroffen. Alle Betriebe hingegen, die Teilladungen und/oder Stückgut fahren, die in der Fläche ihren Standort haben oder aber Kunden in der Fläche, werden die Mauterweiterung sehr stark spüren. Warum diese besonders? Die Nahverkehrs-Unternehmen im Sammelgutgeschäft sind doppelt bestraft. Zum einen gilt für sie seit vergangenen Oktober 2015 die Mautpflicht, weil diese auf Lkw ab 7,5 Tonnen abgesenkt wurde. Wenn ab Mitte 2018 die Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen ausgeweitet wird, unterliegt dann der gesamte Abhol- und Zustellverkehr im Stückgutgeschäft der Mautpflicht. Jeder Kilometer wird dann bemautet. Das wird für die Stückgutbetriebe richtig teuer, weil der Mautanteil bei Stückgutsendungen, gemessen am Warenwert des einzelnen Auftrags, deutlich höher ist als bei Komplettladungen. Könnten dadurch Firmen pleite gehen? Wenn dort diese Mehrkosten nicht entsprechend zu 100 Prozent gezahlt werden, werden diese Kleinstbetriebe sterben. Denn gerade im Stückgutgeschäft sind häufig Kleinstbetriebe mit ein, zwei Fahrzeugen tätig, die für die großen Stückgutnetze im Nahverkehr fahren. Sind 3,5 Tonner eine Alternative, um der Lkw-Maut zu entgehen? Nein! Das ist keine Alternative. Wir müssen heute auf die großen Fahrzeuge von über 7,5 Tonnen ausweichen, um die Effektivität und Effizienz zu erhöhen. Im Stückgutbereich müssen die Lkw heute bis zu 17 Stopps pro Tour mitnehmen und das ist mit kleineren Fahrzeugen betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll darstellbar. Können Sie an einem Beispiel durchrechnen, wie sich ein Transport durch die Bundesstraßen-Maut konkret verteuert? Jeder Lkw ab 7,5 Tonnen bezahlt künftig für die Benutzung der Bundesstraße oder auch Autobahn Lkw-Maut, unabhängig davon, ob er eine Teil- oder Komplettladung oder Stückgutsendung befördert. Angenommen, ein Kunde sitzt 100 Kilometer von der Autobahn entfernt und dort müssen zum Beispiel zwei Paletten für die Schweiz abgeholt werden. In diesem Fall müsste der Lkw diese Strecke für diesen Auftrag zurücklegen. Das kostet dann den Transporteur 15 Cent mal 100 Kilometer und zurück. Das sind schnell 30 Euro mehr - allein für diese zwei Paletten, die der Kunde mehr bezahlen muss. Aufs Jahr gerechnet ist das für Kunden, die weit weg von der Autobahn ihren Betriebssitz haben, eine Mehrbelastung! Rechnen Sie damit, dass Verlader, die weit ab von der Autobahn liegen, nun ihren Standort verlagern? Nein! Das glaube ich nicht. Verlader werden vielmehr versuchen, über Ausschreibungen im Transportgewerbe die Mehrkosten zu vermeiden. Und es ist zu vermuten, dass dies den Kunden wieder gelingen wird, weil die Transportdienstleister einfach nach wie vor im extremen Wettbewerb stehen. Mit welchen jährlichen Mehrkosten rechnet Elvis durch die Mautausweitung? Das hängt sehr stark davon ab, über welches Transportsegment wir sprechen. Im Komplettladungsverkehr, der sich vorwiegend auf Autobahnen abspielt, beträgt der heutige Teil der mautpflichtigen Transportstrecke im Durchschnitt 80 Prozent. 20 Prozent sind also noch nicht mautpflichtig. Wenn wir die heutigen Mautsätze anwenden, würde dieser Streckenanteil die Transportkosten im Komplettladungsbereich zwischen zwei bis drei Prozent verteuern. Erheblich teurer wirkt sich die neue gesetzliche Regelung aber auf die Verteilerverkehre aus. Denn hier ist der Streckenanteil der Bundesstraßen deutlich höher. Damit steigt der Einfluss der Bundesstraßenmaut proportional. Was wird Elvis deshalb tun? Entscheidend ist, dass wir diese Mehrkosten von unseren Kunden zurückbekommen. Unsere Auftraggeber müssen einsehen, dass Transportdienstleistungen einfach teurer werden, dass sie durch diese Neuerungen belastet sind und dass sie ebenfalls diese Mehrkosten in ihrer Preiskalkulation berücksichtigen müssen. Das Transportgewerbe kann diese Teuerungen nicht stemmen. Wird Ihr Verbund Subunternehmen die Lkw-Maut komplett bezahlen? Ja, diese Kostenbelastung betrifft natürlich auch den Charterverkehr und die Zusammenarbeit zwischen den Frachtführern. Was fordern Sie von der Politik? Wir sollten mit der Schummelei aufhören. Die Politik sollte klipp und klar sagen, dass sie Geld braucht und daher jede Straße mit einer allgemeinen Maut belastet. Dann trifft diese Entscheidung alle - den Endverbraucher, Handwerker und alle Gewerbetreibenden und eben nicht nur den Lkw! Daten + Fakten Ladungsverbund Elvis AG Der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure Elvis AG, Alzenau, wurde im Jahr 2006 gegründet. Allein-Vorstand der Elvis AG ist Jochen Eschborn, der die Kooperation im Lkw-Ladungsverkehr im Jahr 2006 initiiert hat. In dem Verbund sind heute insgesamt 170 Partner-Unternehmen an 260 Standorten in 20 Ländern mit insgesamt 17.000 Fahrzeugen und 25.000 Aufliegern/Anhängern tätig. Kerngeschäftsfeld sind Verkehre im konventionellen europaweiten Ladungs-Bereich (Full Load Network). Zusätzlich betreibt Elvis ein Teilladungssystem Trockengut (Part Load Network) und ein Palettensystem. Im Aufbau sind außerdem das System iLAN für Begegnungsverkehre, ein Teilladungssystem Kühlgut sowie ein Teilladungssystem Baustoffzustellung mit Krananlieferung. eh

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