Mid-America Trucking Show

Mid-America Trucking ShowAmerika gibt wieder GasNach Jahren der Agonie setzte die Mid-America Trucking Show wieder einmal Trends, die auch die europäischen Transporteure betreffen. Der mythische Siebenjahresrhythmus scheint auf den US-Markt voll zuzutreffen: Seit die Abgasnorm EPA 07 in den Jahren 2005 und 2006 für üppige vorgezogene Verkäufe sorgte, ging der Markt anschließend zurück – zunächst im erwarteten Ausmaß, nach der Lehman-Pleite im Sturzflug. Entsprechend verkam die immer mit verbalen Superlativen dröhnende Mid-America Trucking Show (Mats) zur Regionalmesse eines sehr speziellen Marktes, auf der kaum Neues oder Relevantes gezeigt wurde.Dieses Jahr wendete sich das Blatt: Paccar zeigte die komplett neuen Hauber-Baureihen Peterbilt 579 und Kenworth T680, die beide mit zweistelligen Zuwächsen beim Innenraumvolumen und beim Sichtfeld glänzten, was umgekehrt auch ein Zeichen dafür ist, wie gern und lange man in den Staaten an bewährten Rohbauten (teils noch mit geteilten Frontscheiben) festhielt. Einen weiteren Schritt Richtung Europa tat man beim Thema automatisierte Getriebe, wo Paccar eine enge Kooperation mit Eaton ankündigte. Das könnte in der schweren Klasse eines Tages die ZF-AS-Tronic aus den DAF-Trucks kegeln. Der LF Hybrid verfügt jetzt schon über eine automatisierte Sechsgangbox von Eaton. Volvo promotet derweil seine I-Shift-Schaltung und Daimler plant, seine automatisierte Powershift-Schaltbox unter dem „Detroit Diesel“-Label zu amerikanisieren und bei Freightliner und Western Star populär zu machen. Der Hauptgrund für das plötzliche Automatisierungsinteresse fußt vor allem im Fahrermangel, respektive der schlechten Qualifikation der Trucker: Die Wirtschaftskrise kostete laut Roman Mathyssek, bei der IHS Automotive Group zuständig für die Entwicklungen und Prognosen der Nutzfahrzeugmärkte, viele Owner-Operator ihre Existenz. Ihren Part übernahmen laut Mathyssek verstärkt die Großflotten, während die Ex-Selbstfahrer in handwerkliche Berufe abwanderten. Da die Fahrerjobs auch in den USA tendenziell immer schlechter bezahlt sind, sitzen in den Flotten oft ungelernte, wenig motivierte Lenker am Steuer: Wer je mit einer dort bis heute üblichen, unsynchronisierten Schaltbox gekämpft hat, weiß, wie schnell man damit Sprit vernichten kann. Da auch in den USA die Spritpreise explodieren, suchen die Unternehmer verstärkt Hilfe bei Kollege Computer. Zweites großes Thema war die Aerodynamik: Wo hier über kleine Flaps am Trailerheck im einstelligen Zentimeterbereich diskutiert wird, klotzte man in Louisville mit riesigen, nachrüstbaren Spoilerlappen am Trailerende. Und wo die Mercedes-Mannen den zwangsweise immer noch kastenförmigen New Actros in stundenlanger Arbeit akribisch optimierten, stellten sich die Kollegen von Freightliner zum 70. Geburtstag eine playmobilhaft glattgeblasene Aerostudie auf den Stand. Natürlich sind auch die jüngsten Paccar-Sprösslinge aerodynamischer als je zuvor. Erdgas-LKW an fast jedem Stand Viel unauffälliger, aber politisch ungleich brisanter, brach sich der dritte Trend Bahn, der da heißt: Erdgasantrieb. Übereinstimmend erklären der Industrieverband National Petroleum Council oder die Lobbygruppe Potential Gas Committee, dass die Vorkommen der USA reichten, um das Land über 100 Jahre mit Erdgas zu versorgen. Entsprechend treibt Clean Energy Fuels die geplante Erdgasautobahn durch die USA voran. „Wir haben den Ausbau der Stationen im Vergleich zu 2010 um 50 Prozent erhöht“, erklärt Clean-Energy-CEO Andrew J. Littlefair. Konkret sind das 68 neue Tankstellen – zwar ein Tropfen auf den heißen Stein im Flächenland USA, doch der Trend ist eindeutig. Das bestätigte die Deutsche Bank Research übrigens schon im EU-Monitor 75 mit der Überschrift „Gasschwemme erreicht Europa“. Mit den Erdgasfunden in den USA, die damit wieder zum größten Förderland weltweit aufstiegen, dürfte auch Bewegung in die internationalen Gaspreise kommen: „Es hat den Anschein, dass neuerdings Vorgaben aus den USA den Trend bestimmen, an den sich die europäischen Preise in einem relativ engen Wirkungskanal anpassen“, erklären Josef Auer und Thu-Lan Nguyen in ihrem Bericht für die Deutsche Bank Research. Nach ihrer Einschätzung „bleibt der aktuelle Wirkungszusammenhang wohl bis 2013 intakt, das heißt, dass die neuen Überschussmengen in Nordamerika auf Europa ausstrahlen.“ Nachdem auch hier neue Schiefergasvorkommen gefunden wurden, könnte dieser Trend noch etwas länger anhalten und die Tendenz beschleunigen, Gas- und Ölpreis endgültig zu entkoppeln. Entscheidend ist die InfrastrukturDie Mats spiegelte übrigens die RAI: Dort stellten sowohl Iveco als auch Scania weitere Erdgasvarianten vor. Und auch bei den Kommunen, die teils selbst am Gashahn drehen können, bleibt das einstige Nischenthema akut, wie man auf der Ifat (siehe Seite 42) sehen kann. Entscheidend wird jetzt sein, wie die Infrastruktur in Europa ausgebaut wird: Denn ohne Gastankstellenautobahn werden es Erdgas, verflüssigtes Erdgas oder Flüssiggas nicht auf die echte Autobahn schaffen! ❙❚■ Gregor SollerZum Siebzigsten schenkte sich Freightliner eine Aerostudie – und feierte mit dem kurzhaubigen Urmodell und bunten Showtrucks seine Tradition Viel Rauch um Aerodynamik: Kenworth präsentierte die neue Hauber-Baureihe T 680Peterbilt 382 mit CNG-Kasten hinter der HütteInternational Transtar, ebenfalls mit GaskastenMid-America Trucking Show

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