Hamburg. Der zunehmende Lieferverkehr durch Paketzusteller soll in Hamburg mit neuen logistischen Konzepten eingedämmt werden. Mit kleinen Verteilstationen, sogenannten Micro-Hubs, könnte nach Ansicht von Logistikern das Verkehrsaufkommen in der Stadt verringert werden. Nach einer am Freitag vorgestellten Studie wären in Hamburg etwa 150 bis 200 solcher Micro-Hubs erforderlich, um die Innenstadt und die Stadtteile mit einer dichten Wohnbebauung abzudecken.
Gegenwärtig würden in Hamburg rechnerisch 51 Pakete je Einwohner und Jahr ausgeliefert, also eines pro Woche, sagte der Logistiker Prof. Jan Ninnemann. Im Jahr seien das rund 100 Millionen Pakete und diese Zahl werde in den kommenden Jahren noch deutlich steigen. „Ein großer Teil dieses Paketvolumens wird zukünftig auf der letzten Meile dezentral und kleinteilig ausgeliefert“, sagte Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos). „Micro-Hubs bündeln den Anlieferverkehr, die Zahl der Lieferfahrzeuge sinkt.“
Platz für Micro-Hubs ist begrenzt
Es gebe für solche innerstädtischen und wohnortnahen Standorte verschiedene Konzepte, die jeweils unterschiedliche Anforderungen mit sich bringen würden, erklärte Ninnemann. So könnten zum Beispiel mehrere Unternehmen wie DHL, Hermes, UPS oder DPD sich einen Hub teilen und von dort eines oder mehrere Liefergebiete mit Paketen versorgen. Zur Verteilung der Pakete an die Kunden könnten elektrisch unterstützte Lastenfahrräder oder andere innovative und emissionsfreie Verkehrsmittel eingesetzt werden.
Ein Problem sei die begrenzte Verfügbarkeit von Flächen in der Stadt zu günstigen Preisen. Die Machbarkeitsstudie konnte nur wenige Standorte identifizieren, die unmittelbar als Micro-Hub geeignet wären, aber viele mit dem Potenzial dazu mit entsprechenden Anpassungen und Umbauten. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamburg Invest hat dazu eine eigene Internet-Präsenz sowohl für die Kurier- und Paketunternehmen als auch für die Immobilienwirtschaft eingerichtet, die nach geeigneten Standorten für Micro-Hubs suchen.
FDP fordert feste Lieferzonen in Hamburg
Mit einem weiteren Vorschlag meldete sich am Freitag die Hamburger FDP zu Wort. Sie fordert in einem Antrag an die Bürgerschaft die Einrichtung von festen Lieferzonen, die nachts als Anwohner-Parkzonen genutzt werden könnten. Diese Lieferzonen sollten von den Unternehmen vorab digital gebucht werden können, damit diese ihre Lieferfahrten optimal planen könnten. Das ist gegenwärtig aus rechtlichen Gründen noch nicht möglich, weil zunächst die Straßenverkehrsordnung geändert werden müsste.
„Vor allem in verdichteten Innenstadtlagen müssen wir gegensteuern, indem spezielle Parkplätze für Lieferfahrzeuge ausgewiesen werden“,, sagte FDP-Frakionschef Michael Kruse. „Paketdienste, Lieferanten des Einzelhandels aber auch Handwerker können diese ausgewiesenen Parkzonen nutzen.“ Unterstützung erhielt er vom Verein Hamburger Spediteure und der Handwerkskammer. Auch die FDP-Bundestagsfraktion will eine entsprechende Initiative ergreifen. (dpa/ag)
Philippe Lxxxxxxxxx