München. Nach dem Terroranschlag in Nizza hat die deutsche Bundespolizei in Abstimmung mit den französischen Sicherheitsbehörden ihre Kontrollen von grenzüberschreitenden Verkehren nach Frankreich verstärkt. Wie die Behörde mitteilt, finden die Kontrollen nicht nur an den Landesgrenzen, sondern auch an Flughäfen und im Schienenverkehr statt. Auf längere Wartezeiten müssen sich Spediteure bei Transporten nach Frankreich aktuell jedoch noch nicht einstellen. „Der Verkehr läuft ganz normal“, berichtet Cora Thiele, Sprecherin der Bundespolizeidirektion Stuttgart. Laut Thiele werden aktuell keine Vollkontrollen durchgeführt, sondern stichprobenartige Überprüfungen an wechselnden Orten. Ob in den nächsten Tagen deshalb auch einmal mit Staus gerechnet werden müsse, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar.
Dass der Verkehr reibungslos läuft bestätigt auch Holger Döpke von der Spedition Döpke Logistik mit Sitz in Endingen am Kaisserstuhl - ein Unternehmen, das reglemäßig Transporte nach Frankreich durchführt. „An allen drei wichtigen Übergängen gibt es keinerlei Behinderungen”, berichtet er.
Erhöhte Alarmstufe in Italien
Italien hat nach dem Terroranschlag seine Sicherheitsvorkehrungen ebenfalls verstärkt. Verschärfte Kontrollen finden nach Angaben des italienischen Innenministeriums in Bahnhöfen, Flughäfen und Häfen statt. Am Grenzübergang Ventimiglia zwischen Italien und Frankreich wurde die Sicherheitsstufe schon vor einigen Wochen erhöht. Aktuell versuchen dort täglich mehrere hundert Flüchtlinge, die Grenze zu passieren. Italien befürchtet, dass sich unter ihnen Terroristen befinden könnten. Insgesamt gibt es drei Übergänge zwischen Italien und Frankreich. Auf der Strecke über Ventimiglia sollen nach Angaben des italienischen Innenministers Angelino Alfano auch Züge überprüft werden.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen gelten auch in Spanien. Die Grenze zu Frankreich werde schärfer bewacht, sagte der spanische Innenminister Jorge Fernandez Diaz gegenüber ausländischen Medien. Nähere Details nannte er bisher nicht.
Frankreich verlängert Ausnahmezustand
Bereits unmittelbar nach dem Attentat hatte der französische Präsident Francois Hollande den seit den Pariser Anschlägen im November geltenden Ausnahmezustand um weitere drei Monate verlängert. Ursprünglich war geplant gewesen, den Ausnahmezustand Ende Juli zu beenden. Der Ausnahmezustand ermöglicht es unter anderem, den freien Verkehr von Personen und Fahrzeugen zu verbieten. Darüber hinaus können Schutzzonen um möglicherweise gefährdete Plätze oder Gebäude errichtet werden.
Beim Anschlag von Nizza war am Donnerstagabend ein Lkw in eine Menschenmenge gerast, die in der Stadt das Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag angeschaut hatten. Mindestens 84 Menschen wurden getötet, über 300 verletzt. (sno)