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Mehdorn bleibt auf dem Führerstand

25.06.2007 14:05 Uhr
Mehdorn bleibt auf dem Führerstand
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG Hartmut Mehdorn (ddp)

Mit 65. noch nicht reif für die Rente: Bahnchef erhält längeren Vertrag

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Berlin. Nur selten wird er Vorstandsvorsitzender genannt. Der Ausdruck „Bahnchef“ ist eben kürzer und plakativer. Dem folgt häufig gleich der Nachname Mehdorn. Er heiße für die Öffentlichkeit „gar nicht mehr Hartmut mit Vornamen“, scherzt Mehdorn gelegentlich. Den Amtstitel dürfte er noch eine Weile tragen: Denn als sicher gilt, dass der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn an diesem Mittwoch in Berlin den bis Mai 2008 laufenden Vertrag Mehdorns vorzeitig verlängern wird - um mindestens zwei Jahre bis 2010, vielleicht sogar um drei Jahre. Der streitbare Manager, seit Dezember 1999 an der Konzernspitze, sitzt momentan fest im Führerstand. Der Bahneigentümer Bund sieht keinen Grund für einen Wechsel. Die Geschäftszahlen entwickeln sich gut, und das größte europäische Verkehrsunternehmen hat ein Projekt vor sich, das Mehdorn selbst maßgeblich vorangetrieben hat: Die Privatisierung von bis zu 49 Prozent, entweder per direktem Verkauf an strategische Investoren oder über einen Börsengang. In einer solchen Phase würde ein Austausch des Spitzenmanagement Investoren nur irritieren. Mehdorn weist dabei jeden Verdacht eitler Motive von sich. Der Börsengang sei nichts, mit dem er sich schmücken oder sein Lebenswerk krönen wolle. „Ich bin kein Industrieschauspieler“, sagt er. Nur mit frischem Geld vom Kapitalmarkt könne sich die Bahn so entwickeln, wie sie es müsse, um langfristig im internationalen Wettbewerb ganz vorn mitzumischen. Und Spaß an der Arbeit habe er nach wie vor. Seit wenigen Tagen stehen die Chancen auch wieder besser, dass es mit der Teilprivatisierung wie von Mehdorn gewünscht bis Mitte 2008 klappen könnte. Zumindest in der Bundesregierung scheint nun endlich die Abstimmung eines Entwurfs über das Privatisierungsgesetz gelungen. Er soll bis 24. Juli fertig sein, heißt es in den Regierungsfraktionen von Union und SPD. Dann könnte die Vorlage im Herbst in Bundestag und Bundesrat beraten werden. Der erste Versuch, die Bahn an die Börse zu bringen, war im Herbst 2004 gescheitert. Das Vorhaben wurde von Bund und Aufsichtsrat abrupt gestoppt. Schon im Frühjahr 2003 hatte Mehdorn eine Krise überstanden. Die Ende 2002 eingeführte Preisreform mit komplizierten Frühbucherrabatten ging an den Kundenbedürfnissen vorbei. Das kostete zwei Vorstandsmitgliedern ihren Job. Mehdorn wurde jedoch mit einer demonstrativen Vertragsverlängerung der Rücken gestärkt. Wenig später korrigierte er das Tarifsystem und führte die beliebte Bahncard 50 wieder ein. Auf der Habenseite kann der studierte Maschinenbauingenieur auch verbuchen, alle Teile des Konzerns profitabel gemacht zu haben. Die Fahrgastzahlen stiegen kontinuierlich. Zuletzt fuhr der Personenfernverkehr 2005 nach zwei Verlustjahren operativ wieder in die schwarzen Zahlen. Die Übernahme des US-Logistikers Bax Global Anfang 2006 gelang geräuschlos und brachte einen Umsatzschub im Transportgeschäft. In Mehdorns Amtszeit fällt auch die Fortsetzung des Arbeitsplatzabbaus bei der einstigen Staatsbahn. Ruhe an der Tariffront verschaffte ihm die Vereinbarung einer Beschäftigungssicherung bis Ende 2010. Damit ist es jetzt vorbei. Denn die Gewerkschaften verlangen sieben Prozent mehr Geld und drohen schon mit Warnstreiks Anfang Juli. Für Mehdorn könnte das ein schwieriger Streckenabschnitt auf seiner langen Reise mit der Bahn werden. Die wird jedenfalls noch nicht am 31. Juli enden, jenem Tag, an dem der Vorstandsvorsitzende seinen 65. Geburtstag feiert. In ihren Unternehmensgrundsätzen hat die Bahn zwar 65 Jahre als generelle Altersgrenze festgelegt. „Es können aber Ausnahmen gemacht werden“, heißt es im Konzern. So soll es geschehen. (dpa)

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