Frankfurt/Main. Die angeschlagene Lufthansa hat ein neues Geschäftsfeld für sich entdeckt. Es geht in einem ersten Schritt um die Ausbildung von Piloten und die Wartung des Fluggeräts - nicht für Verkehrsflugzeuge, sondern für private Drohnen. Die bislang vor allem für militärische Zwecke eingesetzten Fluggeräte stehen nach Einschätzung des Lufthansa-Chefs Carsten Spohr vor einem privaten Boom, der sich perspektivisch auf den Transport von Fracht erstreckt.
Spohr will die Piloten in den Cockpits der Passagierjets nicht überflüssig machen, auch wenn der Gedanke angesichts des festgefahrenen Tarifkonflikts mit inzwischen zwölf Streikrunden nahe liegen könnte. Es geht ihm erst einmal um Dienstleistungen und im einem zweiten Schritt vielleicht um eigene Frachtdrohnen.
Betrieb in Deutschland noch stark limitiert
Bislang ist der Betrieb unbemannter Flugkörper in Deutschland noch stark limitiert: Die zulassungspflichtigen Drohnen dürfen höchstens 25 Kilogramm wiegen und maximal 100 Meter hoch fliegen, rund um Flughäfen gelten Sperrzonen. Der Pilot muss zudem sein Flugobjekt jederzeit im Blick haben, was einen flächendeckenden Paketdienst unmöglich machen würde.
Für ihre erste Paketdrohne muss sich die Deutsche Post/DHL noch jeden einzelnen Flug genehmigen lassen, denn sie wird zur Nordsee-Insel Juist nicht auf Sicht gesteuert. Im professionellen Einsatz zum Beispiel für Vermessungsarbeiten sind häufig kleinere Modelle unterhalb von fünf Kilo mit einer vereinfachten Zulassung, die offiziell als Modellbau gelten.
Vorreiter USA
Wesentlich weiter sind die USA, wo privat eingesetzte Drohnen vielen Investoren als „das nächste große Ding“ mit Milliarden-Umsätzen gelten. Mehrere Testgebiete etwa für landwirtschaftliche Einsatzmöglichkeiten sind ausgewiesen, die Luftfahrtbehörde soll noch in diesem Jahr ein Regelwerk für das ganze Land vorlegen. Obamas Verkehrsminister Anthony Foxx hat die sichere Eingliederung der Drohnen in den US-Luftraum zum Ziel Nummer Eins erklärt. Druck macht nicht zuletzt der Internet-Versender Amazon.
Lufthansa-Chef Spohr nennt sein Unternehmen gerne den weltgrößten Aviation-Konzern. Der allgemeinere Begriff Luftfahrt soll spiegeln, dass Lufthansa für den 30-Milliarden-Euro-Umsatz weit mehr tut, als mit Passagier- und Frachtflugzeugen um den Globus zu fliegen. Der Dax-Konzern wartet auch weltweit jedes zehnte Verkehrsflugzeug und kocht jedes dritte Essen, das in einem Flugzeug serviert wird. Darüber hinaus bietet Lufthansa Fremdkunden zahlreiche Dienstleistungen von Ingenieuren und Managern an. Die als Weltmarktführer positionierten Service-Töchter bringen im Konzernverbund stabile Gewinne und besitzen meist weit bessere Geschäftsaussichten als die hartumkämpfte Fliegerei.
So hat Lufthansa-Technik gerade mit dem Riesen General Electric (GE) einen weltweit exklusiven Wartungsvertrag für Triebwerke geschlossen, die noch gar nicht auf dem Markt sind. Grund sind die immer komplexeren Vorschriften und Zertifizierungen, die ein Betrieb nachweisen muss, um für solche Arbeiten zugelassen zu werden. „Das können immer weniger Anbieter“, ist sich Spohr sicher und erwartet eine ähnlich strenge Regulierung bei den Drohnen, die dann ebenfalls bevorzugt von Lufthansa-Technikern gewartet werden könnten.
Kommt die Lufthansa-Frachtdrohne?
Nicht nur an die Maschinen, sondern auch an die Piloten würden künftig hohe regulatorische Ansprüche gestellt, ist sich das Unternehmen sicher. Da trifft es sich, dass die eigenen Ausbildungskapazitäten derzeit nicht ausgelastet sind und zudem hohes Ansehen in der Branche genießen.
Nur zart deutet Spohr an, dass Lufthansa künftig auch eigene Frachtdrohnen fliegen lassen könnte. Mit der Deutschen Post/DHL ist Lufthansa in dem Joint Venture Aerologic eng verbunden. er Partner interessiere sich sehr für den Drohneneinsatz, wolle aber sicher nicht selber fliegen, sagt der Lufthansa-Chef und lächelt vielsagend. (dpa)