Frankfurt/Main. Bei der Lufthansa wird ein erneuter Streik der Piloten immer wahrscheinlicher. Verhandlungen zum Einzelthema der Vergütung von rund 5400 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochter Germanwings sind dem Vernehmen nach gescheitert. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat für diesen Montag zu einer Pressekonferenz am Frankfurter Flughafen eingeladen, um über das weitere Vorgehen zu informieren.
Die Lufthansa will einen erneuten Arbeitskampf der Piloten mit einer Schlichtung abwenden. Die VC hatte seit April 2014 insgesamt in 13 Runden streiken lassen. Man habe der Gewerkschaft am Montagmorgen schriftlich zwei konkrete Schlichter vorgeschlagen, erklärte ein Unternehmenssprecher, ohne Namen zu nennen. Er verwies auf die erfolgreiche Schlichtung für das Kabinenpersonal unter dem SPD-Politiker Matthias Platzeck. Eine Antwort der VC war Lufthansa zufolge zunächst nicht eingetroffen. Die Gewerkschaft verwies auf ihre Pressekonferenz.
Die Lage ist verfahren
Nach bislang 13 Streikwellen ist die Sachlage in dem festgefahrenen Tarifkonflikt komplizierter denn je. Mit der Altersversorgung und den Übergangsrenten sind weitere zentrale Tarifthemen ungeklärt. Auch hatte die VC vergeblich in Sondierungen versucht, die Arbeitsbedingungen für Piloten bei der Billigtochter Eurowings in ihrem Sinne zu regeln. Lufthansa lehnt es ab, die dortigen Piloten nach dem teuren Lufthansa-Regelwerk zu beschäftigen. Ein isolierter Tarifabschluss allein zu den Gehältern wurde wegen der Gemengelage schon im Vorfeld als unwahrscheinlich angesehen.
Der alte Vergütungstarifvertrag für die Konzern-Piloten ist im Frühjahr 2012 ausgelaufen. Die VC hatte für die zwei darauffolgenden Jahre Forderungen von 5,2 Prozent sowie 4,6 Prozent aufgestellt, die weiter bestehen, und wollte auch über die Folgejahre sprechen. Lufthansa hatte zuletzt im Rahmen einer Gesamtlösung 4,4 Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern angeboten.
Zuletzt hatten die Lufthansa-Piloten im September 2015 die Arbeit niedergelegt. Das Landesarbeitsgericht Hessen hatte ihren Streik als unrechtmäßig gestoppt, weil mit der Eurowings-Frage tariffremde Streikziele verfolgt worden seien. Die VC hat sich seitdem öffentlich mit Forderungen zum Eurowings-Thema zurückgehalten und die formalen Tarifverhandlungen wieder vorangetrieben. Ein erneutes Scheitern der Gespräche könnte als Ausgangspunkt neuer Streiks genutzt werden. (dpa)