Berlin. Das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen kostet die Frachtsparte der Lufthansa Millionen. "Wir erwarten Ergebniseinbußen im bedeutenden zweistelligen Millionenbereich", sagte Lufthansa-Cargo-Chef Karl Ulrich Garnadt am Donnerstag in Berlin. Genaue Zahlen könne er noch nicht nennen, es sei aber wahrscheinlich, dass sich der Schaden auf dem Niveau kursierender Schätzungen bewege. Diese liegen zwischen 30 und 50 Millionen Euro.
Wegen des Verbots verlegt das Unternehmen fünf Nachtflüge pro Woche zum Flughafen Köln/Bonn. "Das Nachtflugverbot zwingt uns zu einem Flugplan, der ökonomisch und ökologisch teilweise absurd ist", sagte Garnadt. Die Piloten fliegen demnach am Abend mit den beladenen Maschinen in Frankfurt nach Köln/Bonn, wo die Flugzeuge drei bis vier Stunden später in Richtung China abheben - wenn der russische Luftraum frei sei und die zugewiesenen Landezeiten in Fernost erreicht werden. Die zusätzlichen Starts und Landungen führten zu mehr Lärm und mehr Kerosinverbrauch.
Zwei bis drei China-Flüge pro Woche werden aus dem Programm gestrichen. Von Januar an will das Unternehmen auch ein Frachtflugzeug fest von Frankfurt nach Köln/Bonn verlegen, das nachts nach Nordamerika fliegen soll. Mit dem Notflugplan reagiert Lufthansa auf ein Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs. Er hatte in der vergangenen Woche die 17 Nachtflüge vorläufig untersagt, die im Winterflugplan des größten deutschen Flughafens vorgesehen waren.
Etwa zehn davon entfielen auf Lufthansa Cargo. Die Entscheidung für Köln/Bonn fiel auch, weil Piloten von dort schneller wieder in Frankfurt seien. "Leipzig wäre auch geeignet, und das ist auch eine Option, die wir für Januar verfolgen, weil Leipzig auf dem Weg liegt", sagte Garnadt. "Ob sie 19 Minuten nach Köln hopsen oder 30 Minuten nach Leipzig und dann dort drei Stunden stehen, macht für den Sachverhalt keinen großen Unterschied."
Garnadt kritisierte den Verwaltungsgerichtshof in Kassel. Die Richter hätten ihr Urteil ohne Vorwarnung getroffen und ohne die Betroffenen anzuhören oder sich sachkundig zu machen. Für das erste Vierteljahr 2012 erwartet er das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Frankfurter Nachtflugregelung. Lufthansa Cargo hatte 2010 bei einem Umsatz von 2,795 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis von 310 Millionen Euro verbucht.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Matthias von Randow, sagte: "Es geht um Deutschlands wichtigstes internationales Luftverkehrsdrehkreuz." Dort werde 70 Prozent der deutschen Luftfracht verschickt. Die Wirtschaft brauche Nachtflüge. Bislang gab es in Frankfurt kein Nachtflugverbot und etwa 50 Flugbewegungen pro Nacht. (dpa)