Frankfurt/Main. Die Frachttochter der Lufthansa erwartet für das kommenden Jahr keinen Einbruch ihres Geschäfts. Speziell die Luftfracht gilt allgemein als einer der Frühindikatoren für die Weltwirtschaft, die sich immer mehr eintrübt. Als wahrscheinlichstes Szenario sehe er einen leichten Anstieg des Umsatzes zwischen Null und fünf Prozent, erklärte der Produktvorstand von Lufthansa Cargo, Andreas Otto, am Montagabend vor Journalisten in Frankfurt. Auf Grundlage der Buchungen und intensiver Gespräche mit den wichtigsten Kunden sehe er keine Anzeichen für einen Einbruch wie im Jahr 2009.
Lufthansa Cargo sei allerdings jederzeit in der Lage, flexibel auf eine mögliche Nachfrageschwäche zu reagieren und nötigenfalls das Platzangebot drastisch um bis zu 25 Prozent zu reduzieren. Für diesen Fall würden Frachtflieger vorübergehend am Boden abgestellt, ohne sie komplett in der Wüste stillzulegen, erklärte der Luftverkehrsmanager.
Otto räumte allerdings Schwierigkeiten auf dem bisher zuverlässigen Wachstumsmarkt China ein. Bei abnehmender Nachfrage würden die heimischen Fluggesellschaften dort bevorzugt, so dass für Lufthansa Cargo 2011 erstmals das Geschäft aus China zurückgehe. Man habe bereits als Reaktion zwei Frachtmaschinen nach Nordamerika verlagert und fliege dort Houston und Los Angeles zusätzlich an.
Die anhaltenden Schwierigkeiten mit der 25-prozentigen Beteiligung an dem chinesischen Frachtunternehmen Jade will die Lufthansa nach den Worten Ottos bis zum Jahresende ausräumen. Dabei stünden alle Optionen bis zum Verkauf der Anteile im Raum. Er werde allerdings um Jade kämpfen. Das Gemeinschaftsunternehmen gilt als von Beginn an unterkapitalisiert. Otto sieht derzeit den Partner Air China am Zug, der entscheiden müsse, ob er mit Lufthansa bei Jade kooperiert.
Der Frachtmanager sagte zu den Folgen des vorläufigen Nachtflugverbots am Hauptdrehkreuz Frankfurt, allein in diesem Jahr entstehe daraus ein Verlust von rund 15 Millionen Euro. Die Beschränkungen führten zu Flugstreichungen und kostenträchtigen Umplanungen der Abflüge und Umläufe. Seit dem 30. Oktober darf am Frankfurter Flughafen zwischen 23 und fünf Uhr nicht gestartet und gelandet werden.
Lufthansa Cargo hat daraufhin sein Investitionsprogramm von rund einer Milliarde Euro für neue Frachtflugzeuge und Gebäude vor allem am Drehkreuz Frankfurt auf Eis gelegt. Man müsse zunächst die endgültige Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu den Nachtflügen abwarten, sagte Otto. Danach richte sich der Umfang der Investitionen am Drehkreuz. Vorläufig lässt die Lufthansa wöchentlich fünf Frachtflieger nach China in Köln zwischenlanden. Ab Januar soll dort ein Frachter stationiert werden, der nahezu täglich nach Nordamerika fliegt. Eine sehr gute Entwicklung bei der Fracht habe der Flughafen Wien genommen. (dpa)