Lücken geschlossen

Die Bauma ist bekannt für ihre extremen Ausstellungsstücke - schwerste Bau- und Miningfahrzeuge stehen leichtesten Kippaufbauten und -anhängern gegenüber. Und das alles zusammen soll trotz gestiegener Komplexität noch einfacher zu bedienen sein als je zuvor. Hier war man sich bei Lkw- und Trailerherstellern allerdings einig. MAN kombinierte den Hydrodrive endlich mit der Tipmatic - geliefert werden soll ab Herbst. Dabei stehen die beiden Schaltprogramme "Onroad" und "Offroad" zur Wahl. Einmal mehr zeigte man auch das neue leichte Hypoid-Tandemachsaggregat mit je 11,5 Tonnen Tragfähigkeit, das gegenüber den AP-Achsen bis zu 280 Kilo sparen soll. Gegenüber 13-Tonnen-Hypoidachsen soll es 180 Kilo leichter sein. Außerdem bietet das neue Aggregat rund vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit. Und damit genug für die N3G-Zulassung als Geländefahrzeug bei der Bereifung 315/80 R22,5. Neben der bisher längsten 3,08er-Achse gibt es jetzt eine noch längere 2,85er-Version. Die Lkw-Hersteller schließen Lücken Daimler präsentierte die von Stefan Buchner angekündigten 180 Millimeter niedrigeren Kabinenaufsetzhöhen für den Arocs (siehe Interview der Woche, VR 15/2016). Zur Bauma 2016 erweiterte Mercedes-Benz dessen Varianten zusätzlich um Versionen mit einem neuen Hypoidachs-Tandem in zwei verschiedenen Ausführungen (zweimal zehn respektive zweimal 13 Tonnen) für noch mehr Effizienz im Straßeneinsatz. Außerdem gibt es zusätzliche Ausstattungen mit hellem Cockpit-Interieur und optionaler Home- oder Style-Line. Volvo präsentierte endlich die lang ersehnten Crawler-Varianten: Die neue I-Shift-Version ermöglicht das Zufügen zweier Kriechgänge, womit die Schweden bis zu 325 Tonnen Gesamtzuggewicht aus dem Stand anfahren wollen. Damit sollen auch extrem niedrige Geschwindigkeiten von 0,5 bis 2 km/h möglich sein. Bei einem Direktgang-Getriebe mit Kriechgang beträgt die Übersetzung 19:1 respektive 17:1 mit Overdrive - statt 15:1 beim Standard-I-Shift-Direktganggetriebe. Wählt man zwei Kriechgänge, beträgt die kleinste Übersetzung 32:1, der kleinste Rückwärtsgang ist gar mit 37:1 (beim Direktganggetriebe) übersetzt. Entsprechend kann man mit einer angemessen längeren Hinterachse Drehzahl und Verbrauch bei hohen Geschwindigkeiten senken, wo man bei Volvo bisher zu vergleichsweise "kurzen Achsen" greifen musste, um niedrige Geschwindigkeiten und hohe Radkräfte zu erreichen. Hinsichtlich der Optionen bleiben die Schweden flexibel: Man kann I-Shift je nach Einsatz mit einem oder zwei Vorwärtskriechgängen und mit oder ohne zwei Rückwärtskriechgängen ordern. Die niedrigen Kriechgänge integrierte Volvo übrigens in die I-Shift-Box. Das Getriebe baut dadurch 12 Zentimeter länger als die herkömmliche I-Shift-Einheit und wiegt rund 48 Kilo mehr. Dazu kamen schwere Mining-Lkw von BAS (auf Volvo-Basis mit 58 oder 75 Tonnen Nutzlast), Astra (offiziell mindestens 40 Tonnen Nutzlast) oder Ginaf (75 Tonnen Nutzlast). Mining-Versionen ihrer Standard-Baureihen präsentierten auch MAN, Scania und Volvo, während Daimler im ganz harten Segment weitere Zetros-Varianten (mit Doppelkabine oder/ und 430-PS-Motor) zeigte. Neue Thermo- und Alumulden Aber auch bei den Trailerherstellern tat sich einiges: Fast alle Kipperhersteller zeigten neue Thermomulden, deren Stärken aber unterschiedlich akzentuiert wurden: Schwarzmüller will diese in der gestrippten Version auf bis zu 4,5 Tonnen abgespeckt haben, während Schmitz Cargobull die zweite, stark überarbeitete Version mit neuer Isolation präsentierte. Auch Reisch überarbeitete seine Thermomulde und zeigte eine neuartige Aufstiegsleiter, die nach dem Wechsel des Konstrukteurs von Kögel natürlich auch an Kögels ganz neuer Thermomulde zu sehen war und den Aufstieg leichter und sicherer macht. Auch Carnehl stellte eine überarbeitete Thermomulde aus, während Kempf diese mit einem Rollband kombinierte. Bei Dautel, Fliegl und Langendorf fokussierte man sich dagegen eher auf das Thema Standardmulde, die in allen Fällen wieder ein paar Kilo leichter, bedienfreundlicher und stabiler wurde. Dautel überarbeitete die bereits 2013 gezeigte neue Generation an mehreren Punkten, während Langendorf die Alu-Halfpipe wieder einführte. Und Platzhirsch Meiller? Stellte seinen neuen Hinterkipperbaukasten (siehe auch VerkehrsRundschau 10/2016, Seite 36) vor, von dem zusätzliche Varianten (Mining und Thermomulde) zu sehen waren. Aber auch die Tiefladerfraktion legte wieder nach: Die TII-Gruppe zeigte das weltweit stärkste PowerBooster-Modul mit 1000 PS. Basierend auf dem bewährten Scheuerle-Kamag K25 H ersetzt er mehrere Zugmaschinen. Das reduziert die Länge der Gesamtkombination, verbessert die Steuerbarkeit massiv und soll den Wirkungsgrad erhöhen. Goldhofer hielt mit einem neuen, mechanisch angetriebenen Powerpack ohne Überhitzungsgefahr dagegen und Kässbohrer zeigte einen neuen Tieflader mit Radmulden. Dieses Thema beherrschte im Prinzip das komplette "Deichsel- respektive Sattel-Standardsegment" bis fünf Achsen, da vor allem die regionalen Transporteure die Höhenkontrollen massiv zu spüren bekommen, wie Manfred Zandt aus der Praxis berichtet: "Früher setzte man eine große Maschine eben nachts um, wenn kein Verkehr war, und mied mit den Überhöhen von 4,2 Metern oder mehr eben die kritischen Unterführungen - das ist heute definitiv vorbei". Das bestätigt auch Ifet Türken von Kässbohrer, wo man beschloss, mit Marketing, Vetrieb und Montage neben Goch zum Teil wieder an den ursprünglichen Standort Ulm zurückzukehren: "Kässbohrer gehört nach Ulm - dort kommt die Marke her, dort gibt es hochqualifiziertes Fachpersonal", erklärt Türken die Entscheidung zur (Teil-)Rückkehr. Außerdem bringt der Entschluss Kässbohrer mehr Nähe zum süddeutschen, österreichischen und schweizer Markt. Goldhofers "Lego für Erwachsene" Goldhofer rollte seinen schweren Baukasten ähnlich wie Faymonville noch weiter aus, in dem sich jetzt zum Beispiel eine Pendelachse vorn (wegen der benötigten 600 Millimeter Hubhöhe) mit einzelradaufgehängten Hinterachsen (450 Millimeter Hubhöhe) koppeln lässt. Ein weiteres Thema im Tiefladersegment sind verkürzte Vorderwagen respektive -achsen, um ein möglichst langes Tiefbett zu bieten, und noch schneller kombinierbare Einheiten. "Die Nutzer wollen heute so wenig wie möglich Hand anlegen müssen", erklärt Goldhofer-Vorstand Stefan Fuchs dazu. Hier stimmen ihm Bärbel Rauscher-Doll von Doll (wo man einen Panther mit fixem Schwanenhals vorstellte) und Iffet Türken von Kässbohrer zu. De Angelis: kleine Revolution Eine kleine Revolution bot allerdings ein anderer Hersteller: Der Italiener De Angelis präsentierte einmal mehr seine Einzelradaufhängung und Zwangssteuerung. Beide extrem simpel, hochwertig und stabil konstruiert. Inhaber Luca de Angelis konnte von der Zwangslenkung in den letzten sieben Jahren noch kein einziges Ersatzteil verkaufen: "Gut für die Kunden, eigentlich schlecht für uns", scherzt der rührige Italiener, der auf eine über hundertjährige Firmengeschichte stolz ist und Vertriebspartner für seine Einzelradaufhängung sucht. Ob er Erfolg hat, wird sich spätestens auf der nächsten Bauma zeigen Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Bauma www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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