Lohnt sich Digitalisierung?

Welches der Themen wird aus Bosch-Sicht zuerst umgesetzt? Autonomes Fahren oder die Vernetzung der Fahrzeuge? Schon im nächsten Jahr wird jeder neue Truck in Europa und Nordamerika telematikfähig sein. Bosch wird 2017 den Absatz seiner Connectivity-Einheiten für Nutzfahrzeuge mehr als verdoppeln und bietet mit der Connectivity Control Unit (CCU) eine zentrale Vernetzungslösung für Nutzfahrzeuge. Die kommuniziert über ein Mobilfunkmodul mit eigener SIM-Karte und erlaubt wahlweise auch die Positionsbestimmung per GPS. Auf Basis der Fahrzeugzustands-Informationen, welche die CCU an einen Cloud-Server überträgt, lässt sich eine Vielzahl verschiedener Dienstleistungen realisieren. Ausgehend von immer stärker unterstützenden Assistenzsystemen kommt automatisiertes Fahren auch bei Nutzfahrzeugen schrittweise. In naher Zukunft werden weitere Fahrerassistenzsysteme, zum Beispiel ein Abbiegeassistent oder eine Funktion zum Spurhalten und weitere auf den Markt kommen. Und wie steht es ums Thema Platooning? Das automatisierte Windschattenfahren von Lkw auf der Autobahn, Platooning, wird je nach Ausbaustufe in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf die Straße kommen. Der Fokus liegt zunächst auf der Autobahn, was wir bis 2025 erreichen wollen. Parallel zur technischen Entwicklung muss der Gesetzgeber die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen. Welche Ergebnisse brachten Praxistests? Tests zum Platooning belegen den erwarteten Verbrauchsvorteil für das im Windschatten fahrende Fahrzeug von rund zehn Prozent. Insofern trägt diese Funktion wesentlich zur Reduktion des Spritverbrauchs bei. Der Fokus wird auf der Umsetzung dieser Funktion in eine Serienlösung liegen; die Einführung wird schrittweise erfolgen, indem zunächst die bereits existierenden Assistenzsysteme erweitert werden. Können Sie hier konkrete Beispiele und Markteinführungstermine nennen? Unser elektro-hydraulisches Lenksystem Servotwin kommt unter anderem bereits im Demonstrator des automatisiert fahrenden Actros von Mercedes-Benz zum Einsatz. Mit weiteren Herstellern haben wir die Einführung geplant. Zudem liefern wir für neue Daimler-Lkw künftig das Truck Data Center. Elektronische Spiegelersatzsysteme sind in etwa zwei Jahren auf der Straße zu sehen. Gegenwärtig bereiten sich alle Hersteller darauf vor, erweiterte Fahrer-Assistenzsysteme auf den Markt zu bringen. Lohnen sich die neuen Techniken denn für den Kunden aus finanzieller Sicht? Wir können die Effizienz des Antriebsstrangs durch eine Vielzahl von Maßnahmen um bis zu zehn Prozent steigern. Das heißt für Langstrecken-Lkw: jährlich gut 5000 Euro weniger Betriebskosten. Eine ähnlich große Ersparnis werden wir künftig auch über das automatisierte und vernetzte Fahren ermöglichen, indem wir zum Beispiel Unfälle und Ausfallzeiten reduzieren. Eine genaue Angabe ist hier nicht möglich, da es beispielsweise beim Thema Platooning darauf ankommt, wie viel Prozent der gefahrenen Kilometer im Windschatten gefahren werden. Gibt es weitere Sparpotenziale? Ja, beispielsweise bei Versicherungen: Jeder zehnte Euro der Betriebskosten entfällt auf Versicherungen. Die Prämien werden in dem Maße sinken, wie Assistenzsysteme bis hin zum automatisierten Fahren die Unfälle reduzieren. Sie werden auch niedriger, wenn wir den Gütertransport auf der Straße sicherer machen. Frachtdiebstähle an parkenden Lkw richten in Europa jährlich einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von mehr als 16 Milliarden Euro an. Bosch will die Transporteffizienz sowohl mit Logistikservices als auch mit Nutzfahrzeugtechnik steigern, beispielsweise mit einem digitalen Spiegelersatzsystem - eine Weltneuheit für den Truck, die auch die Aerodynamik verbessert. Sie senkt den Verbrauch um bis zu zwei Prozent: umgerechnet um nahezu 1000 Euro jährlich. Digitalisierung der Nutzfahrzeuge Die Digitalisierung der Nutzfahrzeuge ist in vollem Gange. Ein Treiber der Entwicklung im Hintergrund sind große Zuliefererkonzerne wie Bosch, die die OEM (Fahrzeughersteller) mit entsprechenden Komponenten beliefern. Nachdem auf der IAA 2016 viel angekündigt worden ist, sind jetzt die konkreten Umsetzungen umso interessanter und, was der Kunde mit den neuen Techniken sparen kann. Bei Bosch kann man konkrete Fakten nennen. Ak

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