Assistenzsysteme: Editorial: Gute Idee, aber nicht zu Ende gedacht

Auf der Verkehrsminister-Konferenz in Stuttgart waren unter anderem auch Sicherheitssysteme à la Notbremsassistent und Spurwächter Thema (siehe S. 10). Bei diesen Lebensrettern müsse unbedingt die bisherige Abschaltbarkeit deaktiviert werden. Ohne Frage eine lobenswerte Initiative. Schließlich sind die Systeme, zumindest beim Bremsassistenten, mittlerweile so ausgereift, dass Fehlalarme kaum noch vorkommen. Und natürlich erhöht die Technik die Verkehrssicherheit und schreckliche Auffahrunfälle auf Stauenden mit grausamen Folgen kommen so hoffentlich seltener vor. Noch kann der Fahrer die Elektronik allerdings jederzeit überstimmen oder die Assistenten sogar abschalten. Und davon machen insbesondere beim Spurwächter viele Gebrauch, wenn das System in engen Baustellen oder auf Landstraßen nervt, weil es ständig piepst und knattert. Wird danach nicht wieder aktiviert, können die Folgen im Falle eines Falles verheerend sein, wenn der Lastwagen bei vollem Tempo von der Fahrbahn abkommt. Weshalb mancher Transportunternehmer schon eigenmächtig die Deaktivierungsfunktionen bei seinen Fahrzeugen stilllegen ließ. Allerdings begibt er sich damit aktuell rechtlich auf dünnes Eis. Schließlich steht im Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr, an das sich 74 Länder halten, festgeschrieben, dass sich Assistenzsysteme jederzeit übersteuern lassen müssen und der Fahrer stets Herr der Lage bleibt. So lange dies gilt, haben die Fahrzeughersteller also kaum eine Handhabe. Höchste Zeit, dass hier angepasst wird - ganz im Sinne der Verkehrsministerkonferenz.

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