Bremen. Bereits zum fünften Mal in Folge ist der Ifo-BVL-Logistikindikator im Februar 2019 gefallen. Das teilen das Ifo-Institut und die Bundesvereinigung Logistik (BVL) mit. Der Geschäftsklimaindikator für die Logistikwirtschaft lag mit 102,3 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit genau drei Jahren.
Der Indikator wird vom Ifo-Institut berechnet aus den Erwartungen der Unternehmen und aus ihrer Beurteilung der aktuellen Lage. Wesentlich beigetragen zu dem schlechten Geschäftsklima hat die deutliche eingetrübte Erwartungshaltung der Unternehmen. Die Firmen gaben in der Konjunkturumfrage zu den erwarteten Geschäftsentwicklungen in den kommenden sechs Monaten zunehmend pessimistische Antworten ab. Demzufolge verschlechterte sich dieser Teilindikator auf nunmehr 93,5 Punkte. Damit liegt er unter der 100-Punkte-Marke: Das bedeutet, dass die negativen Angaben überwiegen. Im Januar und Februar diesen Jahres ist diese Grenze zum ersten Mal unterschritten worden seit Februar 2016.
Aktuelle Lage wird weiterhin positiv bewertet, wenn auch nicht mehr so euphorisch
Die Firmen schränkten darüber hinaus ihre expansiven Personalplanungen ein, auch wenn der Indikator weiterhin Wachstum erwarten lässt. Die aktuelle allgemeine Geschäftssituation der Logistikwirtschaft blieb hingegen nach wie vor positiv. Zwar lag der aktuelle Indikatorwert von 111,9 spürbar hinter den sehr guten Vorjahreswerten zurück, jedoch wurde der langfristige Durchschnitt weiterhin übertroffen.
Die Erwartungen der Dienstleister sind so pessimistisch wie zuletzt im Mai 2009
Zudem unterscheidet das Ifo-Institut bei der Auswertung in die Gruppe der Logistikdienstleister und der verladenden Wirtschaft (Handel und Industrie). Die Stimmung der Logistikdienstleisterverschlechterte sich nun bereits den vierten Monat in Folge, so dass der Geschäftsklimaindikator auf den niedrigsten Wert seit Februar 2016 sank. In den Einschätzungen zur Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten überwogen erstmals seit Oktober 2014 pessimistische Aussagen – der Indikator fiel auf den niedrigsten Stand seit Mai 2009. Allerdings wurde die momentane Situation weiterhin günstig eingestuft, auch wenn der Umfang an positiven Stimmen in den letzten Monaten spürbar abnahm.
Auch die Firmen aus dem Bereich der Logistikanwender aus Handel und Industrie beurteilten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch ihre Perspektiven deutlich weniger positiv als im Vorjahr. Während jedoch die Bewertung der momentanen Situation nach wie vor überdurchschnittlich günstig ausfiel, wurde häufiger mit einer Geschäftsabschwächung in den kommenden Monaten gerechnet. Der Geschäftsklimaindikator fiel auf den niedrigsten Wert seit August 2016.
"Ausdruck von Vorsicht und keine Rezessionsangst"
Robert Blackburn, Vorsitzender des Vorstands der BVL, wollte angesichts dieser Zahlen nicht in Pessimismus verfallen: „Ich interpretiere es als Ausdruck von Vorsicht und nicht von Rezessionsangst, dass die Logistiker in Industrie, Handel und Dienstleistung zum Beispiel bei der Personalplanung einen Gang herunterschalten“, sagte Blackburn. Er nannte den leergefegten Arbeitsmarkt als einen möglichen Grund vor allem für die eher schlechte Beurteilung der weiteren Aussichten. Zudem wies er auf die Ergebnisse der weiteren Bewertungen hin: „Die Befragten des Wirtschaftsbereichs geben nur in einem einzigen Punkt eine negative Antwort: bei den generellen Geschäftserwartungen. Im Detail sind alle Einschätzungen nach wie vor im expansiven Bereich angesiedelt“, zeigte er sich zuversichtlich. (cd)