Kühles Geschäftsklima im Logistik-Indikator: Bereits zum vierten vier Quartale in Folge hat sich die Geschäftssituation der Logistikdienstleister verschlechtert, wie die aktuelle Erhebung des Ifo-Instituts im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) zeigt. Der zugehörige Index notierte im zweiten Quartal bei 89,1 Punkten.
Logistikdienstleister stehen unter Preisdruck
Die Logistikdienstleister äußerten etwas seltener Sorgen bezüglich ihrer erwarteten Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, auch wenn weiterhin mehrheitlich mit Geschäftsrückgängen gerechnet wurde. Die Geschäftslage verschlechterte sich im Vergleich zum Vorquartal hingegen deutlich.
Infolge dieser Entwicklung sank auch der Punktestand des übergeordneten Geschäftsklimaindikators von 89,5 auf 88,8 Indexpunkte. Für die nächsten Monate rechneten die Teilnehmenden vereinzelt mit einer sinkenden Nachfrage, was auch daran liegt, dass die Logistik-Auftraggeber aus Industrie und Handel ihre Lage immer schlechter einschätzen. Zum vierten Mal in Folge visierten die Unternehmen seltener Preissteigerungen an. Wie bereits im Vorquartal stiegen die Lagerbestände an. Die Personalplanungen waren nun wieder restriktiv geprägt. Wesentlich seltener rechneten die Betriebe damit, höhere Verkaufspreise durchsetzen zu können.
Thomas Wimmer, Vorsitzender des Vorstands der BVL, kommentiert die Analyse: „Es wird irgendwie alles schlechter.“ Hafenverantwortliche konstatieren stark gestiegene „Blank Sailings“, um Ausfälle von
Schiffsabfahrten, um Ladekapazität zu reduzieren. Schon zum Jahresbeginn 2023 waren es in einem Monat mehr als im gesamten Jahr 2022. "Es liegt viel Ware in Deutschlands Lägern, insbesondere Saisonware. Aber auch viele andere Kategorien werden kaum umgeschlagen", erklärt er weiter. Im E-Commerce sei es deutlich ruhiger geworden. Bestände werden abgebaut, denn Working Capital ist wieder im Fokus des Controllings. Bei Kunden sei Konsumzurückhaltung aufgrund der Inflation spürbar. Es herrscht Preisdruck im Markt.
Logistikimmobilien und Seefracht laufen gut
Aus Sicht des BVL-Chefs gibt es aber keinen Grund, Trübsal zu blasen. Denn trotz temporärer Schocks in den Wertschöpfungsketten sei der Konsum in den vergangenen Monaten in Summe recht stabil. Die Kombination aus Zinswende und Inflation verringere zwar den Konsum, aber es seien stabilere Verhältnisse auf niedrigerem Niveau zu erwarten. „Bei Logistikimmobilien herrscht übrigens Vollauslastung: Nur 1,5 Prozent der Bestandsflächen sind verfügbar“, erklärt Wimmer auch.
Außerdem seien die Preise für Luft- und Seefracht gesunken, wobei die Binnenschifffahrt Sonderkonjunktur wegen des Booms bei Kohletransporten verzeichnen konnte.