Logistik im Visier

Wenn Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer am 4. Juni die alle zwei Jahre in München tagende "Transport Logistic" eröffnet, dann verwandelt sich die bayerische Landeshauptstadt wieder zum Hotspot der weltweiten Logistikbranche: "Wir erwarten erneut deutlich mehr als 60.000 Besucher", verrät Robert Schönberger, Projektgruppenleiter der Messe München. An vier Messetagen können sie sich bei den 2360 Ausstellern über die neuesten Logistiktrends auf Straße und Schiene, zu Wasser und in der Luft informieren. Weil das neun Prozent mehr Firmen als 2017 sind, hat die Messe eine weitere Halle geöffnet und erstreckt sich nun über zehn Hallen und das Freigelände. Die Ausstellungsfläche wächst damit um ein Zehntel auf 125.000 Quadratmeter. Gleichzeitig wird die Messe noch internationaler: Der Anteil der Aussteller aus dem Ausland legte um drei auf 56 Prozent zu. Das Wachstum kommt vor allem aus Europa. Aber auch die Beteiligung Chinas hat sich auf 64 Aussteller nahezu verdoppelt. Neu dabei sind Sri Lanka, Rumänien, Litauen, Polen und die Türkei. Ebenfalls ein Wachstumstreiber ist die "Air Cargo Europe", das mit 230 Ausstellern laut den Messemachern weltweit größte Treffen der Luftfrachtbranche. Konferenzprogramm mit 50 Foren Dass der Erfahrungs- und Wissensaustausch auf der Messe eine immer wichtigere Rolle spielt, konstatiert Messechef Schönberger. "Die Transport Logistic ist inzwischen sowohl eine Konferenz- als auch eine Arbeitsmesse. Wir haben das umfangreichste Konferenzprogramm der Branche. Es gibt Besucher, die nur deswegen kommen", berichtet er. In der Tat decken die 50 Foren à 90 Minuten eine große Bandbreite ab. Im Fokus stehen vor allem aktuelle Themen, die den Logistikern unter den Nägeln brennen - von Konjunktur, Brexit und Digitalisierung über die City-Logistik bis hin zum Fahrer- und Fachkräftemangel. Trotz dieser politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten blickt die Logistikindustrie aber zuversichtlich in die Zukunft. Das zeigt eine Befragung, die das Meinungsforschungsinstitut IfaD im Februar im Auftrag der Transport Logistic unter 2680 Messeteilnehmern online durchgeführt hat. Logistikprofis in Deutschland (1599 Befragte), anderen europäischen Ländern (868) und darüber hinaus (213) sehen demnach die wirtschaftliche Entwicklung global und in ihrem jeweiligen Land eher positiv (43 Prozent) oder gleichbleibend (41 Prozent). Für die unternehmerischen Herausforderungen fühlen sie sich gewappnet: 60 Prozent ergreifen Maßnahmen wie Effizienzprogramme, um eine mögliche Abschwächung der Konjunktur abzufedern. Darüber hinaus verrieten 61 Prozent, dass sie wegen stärkerer Handelskonflikte und Strafzölle ihre Supply-Chain anpassen oder das in naher Zukunft planen. Fachkräftemangel schlägt Brexit Auch angesichts des Brexit-Chaos gibt sich der Großteil der Befragten entspannt: 38 Prozent sagen, dass sie auf alle Eventualitäten eingestellt sind. Jeder Zweite sieht sich nicht unmittelbar betroffen. Nur zwölf Prozent befürchten massive Beeinträchtigungen durch einen harten Brexit. Weit problematischer ist für 45 Prozent der Fachkräfte- und für jeden Dritten der Fahrermangel. Zunehmender Preis- und Wettbewerbsdruck steht bei 40 Prozent ebenfalls ganz oben auf der Liste. Ein Drittel betrachtet auch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse als besonders herausfordernd, jeder Vierte zunehmende bürokratische Auflagen. Viele Umfrageteilnehmer bemängelten außerdem die Qualität der Infrastruktur. Dass ihr Unternehmen schon heute in innovative Technologien investiert, gaben 60 Prozent der Befragten an. Die Top-5-Technologien sind dabei "Industrie 4.0 und IoT" (25 Prozent), "Telematik und autonomes Fahren" gleichauf mit "alternativen Antrieben/Elektromobilität" (je 22 Prozent) sowie mit je 14 Prozent der "Einsatz von Robotern" sowie "Künstliche Intelligenz". Passend zu diesen Themen wartet die Transport Logistic in diesem Jahr mit zwei neuen Formaten auf. "Zum einen planen wir einen Start-up-Pitch, bei dem junge Unternehmen gegeneinander antreten und ein Gewinner gekürt wird", verrät Messechef Schönberger. "Zum anderen wird es einen Think-A-Thon geben, wie wir ihn schon bei der Transport Logistic China 2018 in Shanghai initiiert haben", ergänzt er. Auch in München sollen Studenten drei Tage lang in einem eigens bereitgestellten Arbeitsbereich eine Aufgabenstellung bearbeiten und am Messe-Donnerstag ihre Lösungen präsentieren. Besonders freut sich Schönberger aber über die Rückkehr eines alten Bekannten: Nachdem das Unternehmen die letzten drei Veranstaltungen ausgesetzt hatte, wird DHL Freight erstmals in diesem Jahr wieder auf der Transport Logistic vertreten sein. "Für uns ist das eine schöne Bestätigung, dass wir die richtige Plattform bieten", ist der Messechef überzeugt. Mehr zum Thema im Dossier "Transport Logistic" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Hotspot der globalisierten Welt: In München findet Anfang Juni die weltweit größte Logistikmesse "Transport Logistic" statt. Alle wichtigen Marktspieler sind vor Ort und diskutieren unter anderem den Fachkräftemangel und die City-Logistik. Daten + Fakten Ort: Neue Messe MünchenTermin: 4. bis 7. Juni 2019Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 9-18 Uhr, Freitag 9-16 UhrPreise: Tagesticket 30/24/15 Euro, Dauerticket 44/38/20 Euro (regulär/ Vorverkauf/ermäßigt)Anreise: Vom Hauptbahnhof mit Linie U2, Haltestelle Messestadt Ost und West, einfache Fahrt 2,90 Euro, Single-Tageskarte 6,70 Euro akw