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"Die Digitalisierung hat mich schon immer fasziniert und bewegt. Ich frage mich, wie dieses Thema unsere Branche und unser Unternehmen verändern wird", sagt Andreas Hartmann, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Hartmann International in Paderborn und Gesellschafter der Stückgutkooperation Cargoline. "Wir wollen ja am Ende nicht nur die Trucker sein, die für Plattformen fahren, sondern wir wollen die Digitalisierung in unserem Unternehmen aktiv mitgestalten." Preise - gestaffelt nach Zustelloption Dieses Ziel trieb den Mittelständler im vergangenen Jahr so um, dass Hartmann - inspiriert durch einen Vortrag des Paderborner Professors Rüdiger Kabst - das Thema "neue digitale Geschäftsmodelle" vorantreiben wollte. "Als ich meine Kooperations-Kollegen davon überzeugen wollte, waren die sofort Feuer und Flamme", erzählt er. Die Idee zu einem gemeinsamen Workshop des Projekt-Lehrstuhls Garage 33 der Universität Paderborn mit Studenten und Mitarbeitern diverser Cargoline-Partner war geboren. Und in diesem entwickelten Lukas Petrasch, ein Mitarbeiter von Hartmann, und die drei Uni-Absolventen David Port, Artur Nachtigal, Richard Kleeschulte mit dem Arbeitskreis "Innovation der Cargoline" die Idee zu Cargoboard, einer digitalen Spedition. Wann immer ein Interessent Paletten oder lose Stückgüter zu verschicken hat, erhält er nach nur wenigen Klicks auf der neuen Plattform einen Preis für seinen angefragten Transport - gestaffelt nach Zustelloptionen wie Express, Wunschtermin oder auch Same Day. Basis ist ausschließlich das Cargoline-Netz. Das Preisangebot errechnet sich auf Basis der jeweiligen Konditionen, die die einzelnen Speditionspartner der Kooperation hinterlegt haben. Sobald der Versender den Transportauftrag per Klick erteilt hat, wird dieser umgehend dem jeweiligen Cargoline-Depot zugeordnet, das für den Abholort zuständig ist, und der Abholauftrag automatisch ausgelöst. "Wir wollen mit dieser Lösung bewusst junge Online-Händler, Start-up-Gründer und kleinere junge Versender ansprechen", erklärt Petrasch. "Die kennen klassische Speditionen wie Hartmann oder auch Cargoline nicht. Und die ticken auch anders als klassische B2B-Versender und sitzen oft nicht einmal in Deutschland, sondern weltweit und ordern vielfach am Sonntagabend oder an Wochentagen spät, wenn andere im Feierabend sind. Außerdem versenden sie meist nur einzelne Packstücke", weiß er. Viele würden zudem über ihr Smartphone ordern. "Hauptsache, es geht schnell und einfach", sagt er. "Das ist ein neuer Kundenkreis, den wir bislang bei Hartmann und in der Cargoline nicht hatten." Klare Abgrenzung zu Cargoline Petrasch weiß, wovon er spricht. Der 22-Jährige ist Anteilseigner und einer der beiden Geschäftsführer der Cargoboard-Gesellschaft, die am 1. April 2019 in Paderborn gegründet worden ist. Seine Mitstreiter sind David Port, Artur Nachtigal und Richard Kleeschulte, die ebenfalls an dem jungen Unternehmen beteiligt sind; 75 Prozent der Anteile hält Cargoline. "Cargoboard ist also eine digitale Spedition der Cargoline-Kooperation. Im Außenverhältnis tritt Cargoboard dem Kunden gegenüber als Erst-Spediteur auf und ist der Auftragnehmer, während die Cargoline-Partner im Hintergrund dafür sorgen, dass die Sendung zuverlässig abgewickelt wird", erklärt Petrasch. "Unser Ansatz ist also: ein Vertragspartner, eine digitale Spedition, ein Ansprechpartner bei uns im Haus." Rund 300 Sendungs-Aufträge gingen laut Petrasch im April, im ersten Monat der Cargoboard-Gründung, über die neue Plattform. Das durchschnittliche Sendungsgewicht liegt bei 400 Kilogramm. "Das sind etwa hochwertige Maschinen, Baustoffe und diverse E-Commerce-Güter, also größere und schwerere Sendungen als ursprünglich gedacht", sagt Cargoline-Geschäftsführer Jörn Peter Struck. Mittelfristig sollen es mindestens 100 Aufträge pro Tag werden, verrät Petrasch seine Ziele. Wie er die holen will, weiß er schon. Unterstützung versprechen ihm hier die sozialen Medien wie Instagram & Co., vor allem aber Google Ads, das Werbesystem von Google. Zudem arbeite man an neuen Features: "Wir wollen das Kundenportal noch attraktiver gestalten und unseren Kunden mehr Statistiken bieten, etwa Einblick in Sendungshistorie und die Möglichkeit, ihre Angebotsanfragen auf der Plattform abzuspeichern." Auch die Kooperation mit Verpackungsanbietern sei geplant. Und was ist, wenn über Cargoboard plötzlich die Sendungsmengen auf die Spedition Hartmann und ihre Speditionskollegen bei Cargoline hereinbrechen? "Mit Schwankungen können wir im Netzwerk gut umgehen. Für extreme Situationen hätten wir sonst in unserer Kooperation ein zentrales Notfallsystem", wiegelt Firmenchef Hartmann ab. Sprich: Es gebe für diesen Fall Ersatz-Lkw und -Fahrer, auf die er oder auch seine Cargoline-Kollegen zurückgreifen können. "Außerdem helfen sich natürlich auch unsere Speditionspartner untereinander mit Kapazitäten aus. Das ist ja auch Sinn und Zweck einer Kooperation." Schnittmenge zu Instafreight Bleibt schlussendlich nur eine Frage offen: Endet mit Cargoboard nun die Zusammenarbeit mit der Rocket-Internet-Tochter Instafreight, einer digitalen Spedition, mit der die Cargoline-Partner vor zwei Jahren eine enge Zusammenarbeit vereinbart haben? Dazu befragt, sagt Cargoline-Geschäftsführer Struck klipp und klar: "Das bleibt auch erst mal so." Natürlich könne es aber sein, räumt er ein, dass Cargoboard hier und da in einen gewissen Wettbewerb mit Instafreight trete, was die Kunden angehe. Struck wörtlich: "Die Schnittmenge ist aber eher gering. Denn Cargoboard konzentriert sich auf Stückgut, während Instafreight eher den Fokus auf Teil- und Komplettladungen hat." Mehr zum Thema im Dossier "Unternehmensführung" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Die Initialzündung gab letztlich Andreas Hartmann, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Hartmann in Paderborn und Gesellschafter der Stückgutkooperation. Er fragte sich, wie sich die sogenannten jungen Wilden der E-Commerce-Szene als Kunden für traditionelle Mittelstandsbetriebe in der Stückgutbranche gewinnen und binden lassen. In einem gemeinsamen Workshop mit Studenten der Universität Paderborn und Mitarbeitern diverser Speditionspartner der Cargoline entstand die Idee der neuen digitalen Plattform Cargoboard. "Das ist ein gutes Stück Pionierleistung" Über die neue digitale Plattform "Cargoboard" der Cargoline können sich potenzielle Versender nicht nur Frachtangebote einholen, sondern darüber auch Aufträge buchen, die dann über die Partnerspeditionen von Cargoline abgewickelt werden. Was halten Sie von dieser neuen Geschäftsidee?Was mir vor allem auffällt, ist, dass sich die Speditionspartner der Kooperation Cargoline sehr offensiv dem Thema Digitalisierung stellen und Neues ausprobieren. Das fing im Jahr 2017 bereits mit der Zusammenarbeit mit der digitalen Spedition Instafreight an und setzt sich jetzt mit Cargoboard, dem eigenen Produkt der Kooperationspartner, sehr gut fort.Die Cargoline-Speditionen machen sich durch diese eigene Lösung auch unabhängiger von der neutralen Plattform Instafreight. Ist das der richtige Weg der Zukunft für Speditionen im digitalen Zeitalter?Ob richtig oder falsch, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Wichtig ist, dass die Cargoline-Partner an den Entwicklungen dran sind, ausprobieren und daraus lernen. Was sich am Ende durchsetzt, wird sich dann zeigen.Ein wichtiger Aspekt für die Speditionsunternehmer dürfte aber sicherlich gewesen sein, vermute ich, dass sie nicht zum Erfüllungsgehilfen einer neutralen Plattform werden wollen. Sie wollen eigenständig agieren können, was sie mit Cargoboard nun auch tun. Das ist im Stückgutmarkt unter den Kooperationen ein gutes Stück Pionierleistung.Gibt es einen Ratschlag, den Sie den Machern von Cargoboard auf den Weg geben wollen?Das wissen diese Macher selbst am besten (lacht). Wichtig ist aber sicherlich, dass sie diese neue Lösung schnell bekannt machen, um darüber auch schnell die notwendige Grundmasse zu generieren, damit sich das Ganze auch betriebswirtschaftlich rechnet. ehDirk Lohre, Professor für Verkehrslogistik und logistische Dienstleistungen

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