Locker in einem Zug

Auf dem gesamteuropäischen Markt ist DAF Marktführer im Segment der 4x2-Sattelzugmaschinen. In Deutschland platzierten sich die Niederländer 2018 nach eigenen Angaben mit 12,3 Prozent Marktanteil hinter den lokalen Platzhirschen Daimler und MAN. Wohlgemerkt bei Sattelzugmaschinen. Im Segment der Fahrgestelle lag der Anteil am deutschen Kuchen dagegen bei 5,5 Prozent - ebenfalls eine Verbesserung, die aber ... "nach mehr schmeckt", ... wie sich die Niederländer ausdrücken. Umso mehr, als sich bei den oftmals einsatzspezifisch konfigurierten Motorwagen deutlich höhere Margen erzielen lassen. Da hilft nur die berühmte Flucht nach vorne, wobei die Niederländer vorrangig den Bausektor im Blick haben. Neue Achs-Konfigurationen und -Varianten sollen den Kunden CF und XF schmackhaft machen. So wie die neue Vorderachse 193 N mit zehn Tonnen Traglast. Sie bietet gegenüber dem bisherigen Pendant mit neun Tonnen entsprechend höhere Tragreserven und empfiehlt sich für Fahrzeuge mit gewichtigem Ladekran hinter der Kabine. Auch im Verteilerverkehr ist sie von Vorteil, wenn nach und nach von hinten ausgeladen wird und zunehmend Gewicht auf der Vorderachse lastet. Tandem- plus gelenkte Nachlaufachse Der CF 480 FAW 8x4 mit Palfinger-Abroller stützt sich bereits auf die neue 193 N. Der eigentliche Clou liegt aber weiter hinten, auch wenn der Wettbewerb eine "NLA" schon länger anbietet. Bei DAF ist die gelenkte Achttonnen-Nachlauf-Lenkachse im Paket mit den beiden angetriebenen Tandemachsen dagegen neu. Theoretisch packt das Achstrio 34 Tonnen und bietet damit mehr als genug Reserven für punktuelle Lasten, beispielsweise bei der Aufnahme schwerer Behälter. Der Hauptgrund, warum diese Achsanordnung gegenüber Vierachsern mit den gelenkten Achsen eins und zwei auch in Deutschland zunehmend populärer wird, liegt aber in der extremen Manövrierbarkeit. Es beeindruckt, welch enge Kreise sich mit dem Kurvenwunder ziehen lassen. Verglichen mit einem herkömmlichen 8x4-Fahrgestell mit identischer Kippmulde fällt der Lenkwinkel um sechs Grad größer aus, was den Wendekreis um satte 4,5 auf 17,0 Meter verringert. Auf diese Weise nimmt der FAW jede Wendemarke der engen Kiesgrube in einem Zug, wo sein oben erwähntes Pendant eine Korrekturschleife einschieben muss. Auch deswegen, vor allem aber wegen der geringeren Fahrwiderstände und es Einsatzes einer bedarfsgerecht gesteuerten Lenkungspumpe, rechnet DAF mit einem um ein Prozent niedrigeren Verbrauch. Entwarnung geben wir auf der Traktionsseite. Das auf 31 Tonnen ausgeladene und vorrangig für den Straßeneinsatz konfigurierte Testfahrzeug hatte bei aktivierter Differenzialsperre und entsprechendem Schwung keine Probleme, den teils glitschigen Untergrund der Grube zu meistern. Bei Leerfahrten hilft zudem die entlast- oder gleich liftbare vierte Achse, die Traktion zu verbessern. Für den Soloeinsatz eigentlich überdimensioniert ist die zweitstärkste Leistungseinstellung des 12,9 Liter großen MX-13-Reihensechszylinders mit 483 PS und maximal 2500 Newtonmeter Drehmoment (im zwölften Gang). Alle Aggregate hob DAF übrigens Anfang des Jahres klammheimlich auf die strengere Euro-6d-Schadstoffnorm. Kaum langsamer würde den Vierachser sicher die um 55 PS schwächere Einstellung des MX-13 bewegen. Oder noch besser gleich der kompaktere MX-11 mit 449 PS, dessen Einsatz nebenbei 165 Kilogramm einsparen würde. Egal, für welchen Motor man sich am Ende entscheidet: Um das Eco-Programm, das DAF dem passabel schnell und komfortabel schaltenden ZF-Traxon-Getriebe verordnet, kommt der Kunde in keinem Fall herum. Manuelle Schalteingriffe sind hier außer bei aktivierter Motorbremse in keine Richtung möglich, was nicht wenigen Fahrern sauer aufstoßen dürfte. Vor Eingriffen muss zunächst umständlich der Eco-Modus per Knopfdruck am rechten Lenkstockhebel abgeschaltet werden, der sich aber wenige Augenblicke später erneut aktiviert. Vor allem in anspruchsvollem Gelände eine unglückliche Lösung, denn die Elektronik interpretiert die Situation an steilen Rampen des Öfteren fehl, indem sie kurz vor der Kuppe plötzlich hochschaltet und die Fuhre so fast zum Stehen bringt. Hier ist das Mitdenken des Fahrers also weiterhin gefordert, dafür darf er sich im FAW 8x4 bei engen Wendemanövern umso mehr entspannt zurücklehnen. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau-plus.de

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