LNG-Netz wächst

Rund ein Jahr nach der Einführung des Förderprogramms des Bundesverkehrsministeriums für energieeffiziente und CO2-arme Nutzfahrzeuge zeichnet sich ab: Logistiker greifen, wenn es um umweltfreundlichere Alternativen zum Diesel geht, am häufigsten zu Lkw, die mit flüssigem Erdgas (LNG) betrieben werden. In Zahlen ausgedrückt: Mit Stand Ende Juli 2019 wurde bei insgesamt 1390 geförderten Lkw 994-mal eine Förderung für ein LNG-Fahrzeug beantragt. Ein Logistikdienstleister, der im größeren Stil auf LNG setzt, ist KP Logistik, zu dessen größten Kunden die Handelsketten Netto und Norma zählen. Nachdem im Frühjahr bereits am KP-Standort Stavenhagen eine LNG-Tankstelle des Tankstellenbetreibers Liquind in Betrieb genommen wurde, hat KP Logistik nun auch in Wustermark bei Berlin die Möglichkeit, Flüssiggas zu tanken. "So können wir nun alle unsere 100 LNG-Lkw für unsere Auftraggeber in Betrieb nehmen", freut sich Geschäftsführer David Brokholm. Lange nicht alle Speditionen sind in dieser glücklichen Lage. Bislang sah die Tankstellenlandschaft hierzulande nämlich trist aus: Aktuell gibt es gerade einmal sieben öffentliche Tankstellen. Die Planungen für weitere Stationen laufen aber auf Hochtouren: Ende 2019 könnten es schon rund 20 LNG-Tankstellen sein (siehe Karte). Mautbefreiung als Initialzündung "Vor Beschluss der Mautbefreiung im Herbst 2018 waren Logistikunternehmen noch sehr zögerlich, gemeinsam mit Tankstellenbetreibern LNG-Projekte zu entwickeln", erklärt Philip Maximilian Braunschweig, Leiter Unternehmensentwicklung bei Liquind. Erst seitdem die Mautbefreiung zum 1. Januar 2019 feststand, habe sich demnach ein "solider Business-Case" abgezeichnet, auf LNG zu setzen. "Innerhalb eines Quartals ist es allerdings nicht möglich, eine flächendeckende Tankinfrastruktur aufbauen", so Braunschweig. Die Lieferzeiten für das Equipment zur Entwicklung einer Tankstelle lägen aktuell bei bis zu einem Jahr. Auch das Durchlaufen des Genehmigungsverfahrens nach BImSchG (Bundes-Immissionsschutzgesetz) dauere demnach häufig länger als erwartet. "Wir sehen momentan eine große Dynamik im Markt", sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (Dena). Die Dena koordiniert und moderiert die LNG-Taskforce, in der neben der Erdgaswirtschaft auch Fahrzeughersteller und Tankstellenbetreiber vertreten sind. Die Ziele sind ehrgeizig: Bis 2020 sollen 50 LNG-Tankstellen im deutschen Markt entstehen, bis 2025 werden 200 LNG-Tankstellen angestrebt. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, hänge allerdings wesentlich von den politischen Rahmenbedingungen ab, räumt Kuhlmann ein und verweist auf den Faktor Mautbefreiung. Mit Erdgas betriebene Fahrzeuge sind bis 2020 komplett von der Lkw-Maut befreit, ab dem 1. Januar 2021 soll nach jetzigem Stand ein reduzierter Mautsatz gelten. "Wir glauben zwar, dass LNG für den Transportsektor auch ohne Mautbefreiung wirtschaftlich sein kann. Eine Mautbefreiung gibt den Unternehmen aber Investitionssicherheit", sagt Braunschweig. Er warnt gleichzeitig: Je länger es unklar bleibe, ob die Mautbefreiung über 2020 hinaus verlängert wird, desto wahrscheinlicher werde ein Zurückhalten der Investitionen der Logistikunternehmen. "Es wäre also hilfreich, wenn solche Entscheidungen nicht erst kurz vor knapp bekannt gegeben werden", sagt Braunschweig. Noch grüner mit Bio-LNG LNG ist ein emissionsarmer Antrieb, bleibt aber immer noch ein fossiler Treibstoff. Wie steht es also um die Alternative Bio-LNG? "Klar ist, dass LNG perspektivisch grüner werden muss", sagt Dena-Geschäftsführer Kuhlmann. Braunschweig sieht das ähnlich: "Mittelfristig sollte versucht werden, LNG durch das Blenden mit biogenen Komponenten weiter zu vergrünen." Aktuell spielt Bio-LNG laut Kuhlmann im Kraftstoffmix zwar noch keine Rolle, jedoch liefen hierfür die Marktvorbereitungen. "Da Bio-LNG aber höhere Produktionskosten hat, muss die Politik auch hier ordnungspolitische und steuerpolitische Rahmenbedingungen setzen, die den Einsatz emissionsarmer Kraftstoffe wettbewerbsfähig machen", mahnt der Dena-Vertreter. In Kürze Spätestens seit der Mautbefreiung zum 1. Januar 2019 interessieren sich immer mehr Unternehmen für LNG als Treibstoff-Alternative zum Diesel. Die Tankstellen-Infrastruktur hinkt der Nachfrage allerdings noch ein großes Stück hinterher.

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