München. Die Nutzfahrzeughersteller aus Brasilien, Russland, Indien und China könnten schon bald ihre europäischen Wettbewerber überholen. Ene Studie der Boston Consulting Group (BCG) unter 75 Topmanagern ührender LKW-Hersteller und -Zulieferer besagt, dass Konzerne wie Daimler, Volvo oder MAN vor allem im zukunftsträchtigen Segment der Mittelklasselastwagen hinter den Truckbauern aus den sogenannten BRIC-Staaten liegen. „Die lokalen Hersteller haben zirka drei bis fünf Jahre Vorsprung“, sagte BCG-Experte Nikolaus Lang gegenüber der „Financial Times Deutschland“.
Der Anteil der BRIC-Staaten am weltweiten Absatzvolumen der Branche wird sich nach Einschätzung des Unternehmensberaters von 33 Prozent im Jahr 2000 nahezu verdoppeln auf 64 Prozent im Jahr 2020. „Während der Markt ansonsten stagniert, bieten sich in den Schwellenländern Wachstumschancen für LKW-Hersteller“, sagt Lang. Noch verkaufen globale Unternehmen ihre Premiumfahrzeuge hauptsächlich innerhalb der Industrienationen, während lokale Hersteller wie Tata, Kamaz und Dongfeng ihre niedrigpreisigen LKW vor allem in den BRIC-Staaten absetzen. Diese klassische Zweiteilung im LKW-Markt wird laut BCG aber an Bedeutung verlieren.
Mittelklasse stark gefragt
Allein der Anteil von LKW aus der Mittelklasse am Weltmarkt werde bis 2020 von 27 auf 44 Prozent steigen, heißt es in der Studie. Ein entscheidender Faktor für die steigende Nachfrage nach höherwertigen Fahrzeugen sei der zunehmende Regulierungsdruck in Brasilien, Russland Indien und China. Die Regierungen werden dort in den nächsten Jahren höhere Emissionsstandards und strengere Sicherheitsvorschriften durchsetzen. Zudem lohnt der Infrastrukturausbau in den Schwellenländern die Anschaffung schnellerer und leistungsfähigerer Fahrzeuge. „Mit den Ansprüchen steigt auch die Zahlungsbereitschaft“, heißt es in der Studie.
Das habe zur Folge, dass die Premiumhersteller von oben und die bisherigen Billiganbieter von unten in den Mittelklassemarkt drängen. Letztere haben ihre Fahrzeuge aber bereits besser auf die Besonderheiten vor Ort wie extreme Kälte oder schlechte Straßenverhältnisse zugeschnitten. „Nur wenn es den Herstellern gelingt, ihre Produkte und ihren Vertrieb so weit wie möglich auf lokale Bedürfnisse einzustellen, werden sie das ganze Potenzial des LKW-Marktes in den BRIC-Staaten ausschöpfen können“, erklärt BCG-Experte Lang. Um mit brasilianischen, russischen, indischen und chinesischen Produzenten konkurrieren zu können, müssten die LKW-Hersteller aus Europa die Entwicklung, den Einkauf, die Produktion und den Vertrieb in den BRIC-Staaten besser verankern. (ag)