Rägelin/Neuruppin. Ein Lastwagen ist am frühen Dienstagmorgen in Rägelin (Ostprignitz-Ruppin) in das Schlafzimmer eines Einfamilienhauses gerast. Die 81 Jahre alte Bewohnerin des Hauses und der 50 Jahre alte Lastwagenfahrer wurden laut Polizei schwer verletzt. Das Wohnhaus ist stark einsturzgefährdet. Die Seniorin wurde von dem Fahrzeug eingeklemmt, die Feuerwehr musste sie befreien. Auch der Fahrer soll in seiner Kabine nach dem Aufprall zunächst gefangen gewesen sein. Die beiden Schwerverletzten kamen in ein Krankenhaus.
"Ich hörte ein mörderisches Krachen", erzählte ein Nachbar, der den Unfall um kurz nach vier Uhr hautnah miterlebte. Aus noch unbekannter Ursache war der polnische Lkw-Fahrer in einer leichten Linkskurve geradeaus gefahren, durchbrach einen Zaun, überquerte das Grundstück und krachte schließlich in das weiß verputzte Spitzdachhaus, in dem die 81-Jährige allein lebte. Dort blieb das unbeladene Fahrzeug stecken.
Schon nach kurzer Zeit waren Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr mit vier Fahrzeugen vor Ort, wie die Neuruppiner Polizeisprecherin Manja Stolz berichtete. Mit der Nachtruhe in dem Dorf, das zur Gemeinde Temnitzquell gehört, war es vorbei.
Sachverständige der Bauaufsicht nahmen das Haus an der Neuruppiner Straße in Augenschein. Von ihrem Urteil wird abhängen, ob der aus Polen stammende Lastwagen noch am Dienstag aus dem Gebäude herausgezogen wird. Nach einer ersten Einschätzung der Polizei könnte es unbewohnbar bleiben. Um die Erschütterungen für das Gebäude möglichst gering zu halten, wurde die Höchstgeschwindigkeit auf der vorbeiführenden Landesstraße 18 auf 30 Stundenkilometer gedrosselt.
Sie verläuft parallel zur A 24 Hamburg-Berlin, und so ist nicht ausgeschlossen, dass der Lastwagenfahrer die Autobahnmaut sparen wollte. Auch dazu werde er möglicherweise noch am Dienstag vernommen, sagte Stolz.
Maut-Ausweichverkehr sei im Transitland Brandenburg kein generelles Problem, sagte der Sprecher des Potsdamer Verkehrsministeriums, Lothar Wiegand, der Nachrichtenagentur dpa. "Es rechnet sich nicht." Das hätten verschiedene Untersuchungen ergeben.
Als Beispiel nannte Wiegand die Bundesstraße 5 Nauen-Kyritz-Perleberg, wo die Ersparnis bei zumeist großem Zeitverlust gerade mal 30 Euro betrage. Nach dem - im Polizeideutsch - "Verkehrsunfall mit Personenschaden" ermittelt jetzt die Kriminalpolizei gegen den Lastwagenfahrer wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung. (dpa)