Garenfeld. Die nordrhein-westfälische Autobahnpolizei ist am Freitag an der Autobahn 1 Bremen - Köln auf die Jagd nach manipulierten Fahrtenschreibern gegangen. Hintergrund sind eine gestiegene Zahl von Stauunfällen mit Beteiligung von Lastwagen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres verursachten 94 Lastwagen-Fahrer auf NRW-Autobahnen an Stauenden schwere Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten. Eine Ursache dafür seien Manipulationen an den Fahrzeugen.
Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte es auf manipulierte Fahrtenschreiber, übermüdete Fernfahrer und altersschwache Lastwagen abgesehen. Und er wurde fündig. Weil Lkw an Stauenden immer häufiger schwere Unfälle verursachen, will Jäger gegensteuern. Die Suche konzentriert sich auf ausgesetzte Fahrtenschreiber und Assistenzsysteme.
Zu viel wird mit Magneten an der Scheibe manipuliert oder in dreisten Fällen gleich die ganze Software mit einem versteckten Minischalter überbrückt. Die Folge: Mit der aussetzenden Tachoscheibe werden auch Bremsassistenten, die Tempoüberschreitungen herunterregeln, sowie Abstandsregler oder ABS außer Kraft gesetzt. Autobahnpolizei und Zoll fertigten an diesem Freitag Anzeigen gleich blockweise aus. Besonders auffällig waren übermüdete Fahrer. Mit den Waren und den Führerscheinen stimmte auch nicht immer alles. 25 der 49 untersuchten Fahrzeuge hielten der Kontrolle nicht stand.
Blockweise Anzeigen
Autobahnpolizei und Zoll fertigten am Freitag Anzeigen gleich blockweise aus. Besonders auffällig waren übermüdete Fahrer. Mit den Waren und den Führerscheinen stimmte auch nicht immer alles. Die sonst unscheinbare Raststätte „Lennhof“ an der vielbefahrenen A 1 zwischen dem Westhofener Kreuz und Hagen glich am Freitag einer Festung. Dutzende Einsatzkräfte empfingen die Brummifahrer. Polizisten mit Maschinenpistolen sicherten den Schauplatz ab.
„Schande für den Berufsstand“
Manipulationen an Fahrtenschreibern oder Assistenzsystemen konnten die Kontrolleure aber nicht entdecken. Aufmerksam machen wollte Jäger darauf aber dennoch. „Wer den Fahrtenschreiber fälscht, muss mit lebensgefährlichen Folgen rechnen“, betonte Jäger, der das Geschehen vor Ort verfolgte. 94 Unfälle mit sieben Toten und 100 Verletzten zählte die Polizei im ersten Halbjahr in NRW, verursacht durch Lkw am Stauende, 18 Unfälle mehr als in der ersten sechs Monaten des Vorjahres. Speditionen sind einem enormen Wettbewerb ausgesetzt und stehen unter Zeitdruck. Wer sich aber einen Vorteil von manipulierter Technik verspreche, sei „eine Schande für den Berufsstand“, sagte Jäger.
Meist kommen die Fahrer mit Verwarnungen davon. Wer sich aufwendig mit technischen Veränderungen befasst, kann aber auch wegen Betrugs belangt werden. Dann fallen Strafen härter aus. Der Pferdefuß: Solche Manipulationen sind schwer nachweisbar, heißt es bei der Polizei.
Ladung falsch gekennzeichnet
Den Fernfahrern war die Kontrolle sichtbar ein Dorn im Auge. Ein Fahrer auf dem Weg nach Spanien musste zum Startort Dortmund zurückfahren. Seine Ladung war falsch gekennzeichnet. Er hatte haufenweise Schrottautos, Staubsauger und alte Küchengeräte an Bord. Von Autos stand in den Papieren aber nichts.
Schlimmer noch die fehlende Sicherung von Gasflaschen. In solchen Fällen geht es erst weiter, wenn die Ladung fest verzurrt ist. Der eine oder andere Fahrer musste eine unfreiwillige Pause auf dem Rastplatzeinlegen. Zum Zeitvertreib konnten sie sich im Polizeibus Bilder von schweren Unfällen ansehen, verursacht von Lkw-Fahrern. (dpa)
Müller Lüdenscheidt