Berlin. Die Service- und Technologieplattform Liefery, eine Tochter der Otto-Group, hat eine erste Bilanz über das Geschäft in der Corona-Krise gezogen und dabei der Bundesregierung zu zögerliches Handeln vorgeworden. Liefery fordert unter anderem die zeitweise Aufhebung des Sonntagslieferverbots.
Die aktuelle Gesundheitssituation in Deutschland habe auch die Logistikbranche vor Herausforderungen gestellt. Mit den Einschränkungen des öffentlichen Lebens sei die Nachfrage nach Lebensmittellieferungen im Vergleich zu Anfang März nochmals um 60 Prozent gestiegen. Bei Apothekenlieferungen war der Anstieg des Sendungsvolumens mit 63 Prozent vergleichbar. Zudem finde der Handel zurzeit stark vermehrt über Online-Shops und Lieferdienste ab, gab die Plattform bekannt.
Seit der Einführung am 1. April wurden laut Liefery 100 Prozent der Lieferungen kontaktlos zugestellt, insgesamt mehr als 50.000 Pakete bis zum 15. April. Dem erhöhten Lieferaufkommen zum Trotz beläuft sich die aktuelle Zustellquote laut Liefery auf durchschnittlich 99,12 Prozent im ersten Zustellversuch.
Kritik an zögerlichen Maßnahmen der Bundesregierung
Nils Fischer, CEO und Mitgründer von Liefery kritisiert allerdings das Vorgehen der Bundesregierung zu Beginn der Krise. Er begrüße es zwar, dass die meisten Logistik Dienstleister relativ zügig durch die Bundesnetzagentur als systemrelevant eingestuft wurden, könne aber nicht nachvollziehen, warum noch immer am Verbot für Sonntagslieferungen festgehalten werde. "Die Lieferdienste sind in der aktuellen Krise doch integraler Bestandteil der Gesellschaft zur Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Lebensmitteln und anderen Gütern", sagte Fischer und forderte deshalb eine Ausnahme beim Arbeitszeitgesetz.
Liefery gab außerdem bekannt, stationäre Händler beim Absatz ihrer Waren in der aktuellen Situation zu unterstützen. Ob mit Online-Shop oder Beauftragung per E-Mail holt das Unternehmen nach eigenen Angaben mit „Ship-from-Store“ Waren aus Ladengeschäften ab, und bringt sie zum Kunden. Der Service stünde Händlern bereits seit Ende März zur Verfügung. (sn)