Hamburg. Die deutschen Seehäfen halten sich unter erheblichem Konkurrenzdruck gut im Wettbewerb. In den ersten sechs Monaten stieg der Güterumschlag in den 22 Seehäfen an Nord- und Ostsee gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 0,3 Prozent auf 148 Millionen Tonnen. Das teilte der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am Mittwoch in Hamburg mit. Der Containerumschlag erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozent auf 7,5 Millionen Standardcontainer. Damit steuern die deutschen Seehäfen im gesamten Jahr 2019 auf ein Umschlagergebnis knapp unter 300 Millionen Tonnen zu, was ungefähr den Vorjahren entspricht.
„Die deutschen Häfen sind systemrelevant für die gesamte Wirtschaft“, sagte Frank Dreeke, Präsident des ZDS, anlässlich seiner Jahrespressekonferenz in Hamburg. Sie wickeln einen Großteil des deutschen Exports ab, gerade auch für Kunden in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Fortschritte sieht Dreeke bei der Umstellung der Häfen auf klimafreundlichere Treibstoffe. Der Bund habe 140 Millionen Euro für die Förderung von Landstrom bereitgestellt und die EEG-Abgabe gesenkt. „Das sollte zum Ausbau von Landstrom beitragen“, sagte der ZDS-Präsident.
Risiken durch Konjunkturflaute und Standortnachteile
Mittlerweile könnten auch Schiffe in den deutschen Häfen mit dem verflüssigten Erdgas LNG betankt werden. Die Entscheidung über ein eigenes deutsches LNG-Importterminal, um das mehrere Standorte konkurrieren, soll in Kürze fallen. Zwar nutzen bislang relativ wenige Schiffe LNG als Treibstoff, aber ihre Zahl nimmt kontinuierlich zu und damit der Bedarf an Tankmöglichkeiten. „Förderprojekte des Bundes wie die Richtlinie Innovative Hafentechnologien sind eine gute Unterstützung für die Innovations- und Nachhaltigkeitsbestrebungen der Seehäfen“, betonte Dreeke.
Angesichts hoher Investitionen in die Digitalisierung der Häfen sieht der ZDS die Wettbewerbsfähigkeit in den kommenden Jahren gesichert. Es gebe auch keine Krise, sondern weniger Wachstum. Die Risiken durch weltwirtschaftliche Ereignisse wie den Brexit und die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sorgten jedoch für Unsicherheit bei den Unternehmen. Zudem beklagte der Verband einige Standortnachteilen gegenüber anderen Seehäfen etwa in den Niederlanden und Belgien. Eines der wichtigsten Beispiele sei das Erhebungsverfahren zur Einfuhrumsatzsteuer, das in Deutschland anders umgesetzt wird, als in anderen Staaten der EU. (dpa/ag)