Hamburg. Maersk Line, die größte Container-Reederei der Welt, rechnet auch im kommenden Jahr nicht damit, dass sich die weltweite Krise im Container-Geschäft abschwächen wird. So bestätigt Maersk Line-Chef Eivind Kolding gegenüber dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 01/2012): "Der Markt wird hart 2012. Wir gehen davon aus, dass es noch weiter abwärts geht, bevor sich die Preise wieder erholen." Maersk fürchtet deswegen auch im kommenden Jahr Verluste. "Natürlich werden wir versuchen, schon nächstes Jahr wieder Gewinne zu schreiben", sagt er. "Aber das wird sehr schwer."
Als Weltmarkt-Führer gilt Maersk als Benchmark der gesamten Branche. Insofern sei damit zu rechnen, dass 2012 wohl kaum ein Unternehmen schwarze Zahlen schreiben können wird. Für die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd etwa bedeutet das, dass ein geplanter Verkauf im kommenden Jahr deutlich schwerer werden dürfte - genauso wie ein Börsengang.
Wie 'Capital' berichtet, ist die Krise des weltweiten Container-Frachtgeschäfts jedoch zu weiten Teilen hausgemacht. Obwohl die Nachfrage solide wächst und die Schiffe fast durchweg gut beladen sind, fallen die Erlöse seit Monaten rapide. "Da spielen psychologische Faktoren eine große Rolle", sagt Eivind Kolding.
Demnach hätten alle Reedereien Angst, ihre Schiffe nicht füllen zu können, und senkten daher die Preise. Dieser Preisverfall wird zudem noch durch einen starken Verdrängungs-Wettbewerb verstärkt. So würden Reedereien derzeit lieber mit jedem Container Verluste einfahren, als auf Marktanteile zu verzichten.
Erhebliche Folgen hat der ruinöse Wettbewerb auch für viele deutsche Kapitalanleger, die ihr Geld in Schiffsfonds investiert haben. Viele Fonds treten als Schiffseigner auf und verchartern ihre Schiffe an Linien-Reedereien wie Maersk. Diese haben jedoch viele gecharterte Schiffe während der Krise an ihre Eigner zurückgegeben, wodurch die Charter-Raten seit Frühjahr 2011 dramatisch eingebrochen sind. So liegen derzeit 210 Frachter ohne Ladung vor Anker - Tendenz steigend. Auch Maersk Line-Chef Kolding macht deutschen Anlegern von Schiffsfonds wenig Hoffnung auf Besserung: "Für sie wird es sehr schwierig, noch Beschäftigung für ihre Schiffe zu finden." (jko)