Paris. Der internationale Bahnfrachtverkehr in Europa funktioniert nur mangelhaft. So lautete die Kritik auf einem Fach-Meeting in Metz, zu dem der SNCF-Infrastrukturträger SNCF Réseau Grand Est eingeladen hatte. Dies liege weniger an technischen Unzulänglichkeiten als an Schwierigkeiten bei der sprachlichen Verständigung. Durch derlei Probleme sei beispielsweise auch die Suche nach alternativen Lösungen nach dem Tunneleinsturz am Bahnhof Rastatt behindert worden.
An der „Journée du fret ferroviaire“, dem Bahnfrachttag, nahmen 160 Bahnfrachtfirmen, Verlader und Logistikanbieter teil. Als ein bezeichnende Besonderheit sei etwa zu nennen, dass für die Bahnstrecke von 400 Meter Länge zwischen den Straßburger Rheinhäfen und dem deutschen Grenzort Kehl zwei verschiedene Frachtführer eingesetzt werden müssen – einer, der nur Französisch spricht, der andere nur Deutsch. Und um im Bereich des Güterbahnhofs von Bettembourg in Luxembourg fahren zu dürfen, nur wenige Hektometer von der Grenze zu Frankreich entfernt, benötige man eine dreiwöchige Ausbildung.
Sprachbarrieren und nationales Krisenmanagement
Paul Hodgson, Generaldirektor Frankreich des belgischen Cargo-Dienstleisters CFL Cargo, wies auf Mängel bei der operationellen Harmonisierung und im täglichen Verkehr hin. Kritische Punkte seien hier eine harmonisierte Informatik-Frachtverfolgung und eine bessere Schnittstelle zwischen den einzelnen Bahnfrachtnetzen. Das Hauptproblem liege jedoch nicht bei der Infrastruktur, sondern im „soft“-Bereich, und hier allein schon bei der Beherrschung der Sprache des Nachbarn.
Mit Verweis auf das Unglück in Rastatt hob Paul Mazataud, Europachef von SNCF Réseau, als weiteren Mangel hervor, in den Plänen zur Intervention im Bedarfsfall im Inland, die inzwischen in Europa insgesamt einen Umfang von 1000 Seiten erreicht hätten, sei mit keinem Wort klar erwähnt, was man im Falle von Netzstörungen im Ausland machen solle. In diese Pläne müsse dringend eine internationale Dimension eingebaut werden.
Alternativverbindung Belgien-Basel
Infolge der unterbrochenen Rheinlinie zwischen Rastatt und Basel habe man dank des Entgegenkommens der französischen Staatsbahn zwar eine zusätzliche Verbindung einrichten können, der reale Ersatzbedarf habe aber bei 140 Güterzügen pro Tag gelegen, erklärte der bei BLS Cargo für den Transitverkehr zuständige Christian Stäubli. Auch er unterstrich, dass Probleme bei der sprachlichen Verständigung die Bemühungen nach Rastatt sehr stark behindert hätten.
Eine Alternativverbindung für den Schienenfrachtverkehr auf der Achse Belgien-Luxembourg-Lothringen-Elsass-Basel wäre durchaus realisierbar, erkannte Paul Mazataud an. Nur müssten dafür die Bahntunnel in den Vogesen und vor Basel auf die aktuell erforderliche Durchfahrthöhe und -breite von vier beziehungsweise 2,60 Metern gebracht werden. Dem räume SNCF Réseau Priorität ein, denn die Verbindung längs des Rheins sei sehr stark verstopft. (jb)