Berlin. Deutschland hat seinen Ausstoß an Treibhausgasen im vergangenen Jahr insgesamt deutlich gesenkt – im Verkehrssektor ist der CO2-Ausstoß allerdings gestiegen. Das geht aus dem Klimaschutzbericht 2019 hervor, den das Bundeskabinett heute verabschiedet hat.
Den Angaben zufolge hat Deutschland 2019 rund 35,7 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen als 1990 und 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Emissionen lagen bei rund 805 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten, in diese Einheit werden die verschiedenen Gase umgerechnet. Besonders stark hat der Energiesektor zur Minderung beigetragen, während der CO2-Ausstoß im Verkehr und im Bereich Gebäude und Heizungen etwas anstieg.
Zwei Prozent mehr CO2-Äquivalente als 1990
Für dieses Jahr rechnet die Bundesregierung für den Verkehrssektor mit einem Ausstoß von 3 Millionen Tonnen mehr CO2-Äquivalenten, zwei Prozent mehr im Vergleich zu 1990. Da die Emissionen in den anderen Sektoren stärker sinken, steige der Anteil der Verkehrsemissionen an der Gesamtmenge.
Habe der Verkehr vor 30 Jahren noch einen Anteil von gut 13 Prozent an den Gesamtemissionen gehabt, stieg dieser Anteil bis 2020 auf knapp 19 Prozent. Das entspricht laut Bericht 166 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind bei dieser Schätzung allerdings noch nicht berücksichtigt. Damit ist der Verkehrssektor aktuell der drittgrößte Verursacher von Emissionen nach dem Industriesektor.
Die CO2-Ausstöße im Verkehr resultieren laut Bericht aus der Verbrennung von Kraftstoffen im Straßen-, Schienen- und nationalen Luft- und Seeverkehr. Nicht enthalten sind der land-, forst- und fischereiwirtschaftliche Kraftstoffeinsatz sowie die Treibhausgas-Emissionen aus internationalem Luft- und Seeverkehr. Ebenfalls nicht enthalten sind die Emissionen der Stromerzeugung für den elektrischen Verkehr auf der Schiene und der Straße. Wesentlichen Einfluss auf die Treibhausgas-Emissionen im Sektor Verkehr haben nach Aussage des Berichts die Verkehrsleistung, der Energieeinsatz sowie die Art der eingesetzten Kraftstoffe.
Maßnahmenpaket für mehr Klimafreundlichkeit im Güterverkehr
Um den Verkehr klimafreundlicher zu gestalten, setzt die Bundesregierung bereits sowohl für den Personen- als auch den Güterverkehr ein Bündel an Maßnahmen um. Die Maßnahmen für den Güterverkehr im Überblick:
1. Ausweitung der Lkw-Maut
Dazu zählen:
- Lkw-Maut auf alle Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht
- Lkw-Maut auf weitere 1100 Kilometer Bundesfernstraßen und in einem weiteren Schritt auf alle Bundesstraßen
- Eine eigene Mautkategorie für Euro-VI-Fahrzeuge
2. Förderung von CO2-armen schweren Nutzfahrzeugen
Seit dem 19.07.2018 können entsprechende Förderanträge eingereicht werden. Ab 2021 soll laut Bericht ein neues Förderprogramm der Umsetzung der Maßnahme „Förderung der Anschaffung von Lkw mit alternativen, klimaschonenden Antrieben“ aus dem Klimaschutzprogramm 2030 dienen.
3. Stärkung des Schienengüterverkehrs
Mit dem weiteren Ausbau der Schienenwege zur Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene will die Bundesregierung CO2-Emmissionen reduzieren.
Weiter fördert das Kabinett nach Angaben des Berichts den Kombinierten Verkehr nicht bundeseigener Unternehmen sowie privater Gleisanschlüsse. Auch das Ziel, mehr Gütertransporte von der Straße auf die Wasserstraße zu verlagern, soll vorangetrieben werden.
Kritik von den Grünen an Verkehrspolitik der Regierung
Grünen-Verkehrspolitiker Stephan Grün hat aufgrund der gestiegenen CO2-Emissionen im Verkehrssektor scharfe Kritik an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geübt. Dieser subventioniere fossil betriebenen Verkehr stärker als klimafreundliche Mobilität. „Kostenlose Klimaschutzmaßnahmen wie ein Tempolimit packt Scheuer nicht an, stattdessen werden Milliardenbeträge für sinnlose Straßenprojekte bewilligt“, sagte Kühn. (dpa/sn)