Bonn. Die Auftragslage der Unternehmen im Straßengüterverkehr hat sich zuletzt tendenziell verbessert. Das geht aus dem aktuellsten Bericht des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) hervor, der zweiwöchentlich erscheint und die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Branche untersucht.
Allerdings sei die Nachfrage nach Beförderungsleistungen trotzdem nach wie vor gering. Zudem gaben die befragten Unternehmen an, dass sie sowohl längere Anfahrtswege hätten als auch ihre Fuhrparks weniger ausgelastet seien. Nach wie vor seien die erhofften Nachfrageimpulse insbesondere aus dem verarbeitenden Gewerbe schwach. Allerdings habe sich die Auftragslage im Gastronomie- und Beherbergungsbereich sowie im Einzelhandel leicht belebt.
Große KEP-Dienstleister profitieren weiterhin
Positive News kommen aus dem KEP-Bereich: Die befragten Unternehmen erzielen laut BAG weiterhin hohe Auftragsvolumina, vor allem im E-Commerce. Allerdings profitieren gemäß dem Bericht vor allem größere Marktteilnehmer von der Entwicklung, kleinere KEP-Unternehmen könnten angesichts des erhöhten Wettbewerbsdrucks im Straßengüterverkehr mitunter nicht am Auftragswachstum teilhaben.
Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex liegt unterdessen leicht unter dem Vorkrisenniveau und weist am aktuellen Rand wenig Bewegung auf. Insgesamt lag der bereinigte Indexwert im jüngsten Betrachtungszeitraum im Durchschnitt 1,9 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus (Durchschnittswert im Zeitraum 1.1.2020 bis 22.3.2020). Dabei fielen die Rückgänge bei den deutschen Lkw (-2,2 %) zuletzt etwas höher aus als bei den gebietsfremden Lkw (-1,7 %).
Liquiditätssituation bei Eisenbahnunternehmen eher negativ
Die Nachfrage nach Schienengüter-Verkehrsleistungen in Deutschland hat laut Bericht trotz gewisser Erholungseffekte insgesamt noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht. Nach dem kürzlich von der Deutschen Bahn veröffentlichen integrierten Zwischenbericht für das 1. Halbjahr 2020 lagen bei der DB Cargo die Rückgänge der Beförderungsmenge und der Verkehrsleistung im Vergleich Vorjahreszeitraum im zweistelligen Prozentbereich. Weitere betriebswirtschaftliche Parameter der DB Cargo entwickelten sich ebenfalls negativ. Allgemein bewertet die Mehrzahl der befragten Eisenbahnunternehmen in Deutschland die eigene Auftrags-, Umsatz-, Ertrags-und Liquiditätssituation weiterhin eher schlecht.
Ähnliches trifft auch auf den Kombinierten Verkehr (KV) zu. Auch hier bleibe die Nachfrage nach Verkehrsleistungen noch spürbar unter dem Vorkrisenniveau, sodass auf fast allen KV-Verbindungen noch Kapazitäten zur Verfügung stehen.
Binnenschifffahrt leidet unter schwachen Sommermonaten
Besonders schwierig ist die aktuelle Lage in der Binnenschifffahrt. Diese leidet in den sowieso schwachen Sommermonaten unter geringeren Beförderungsmengen, was durch die Corona-Krise noch verstärkt wird. Vor allem die Trockengüterschifffahrt ist infolge der Absatzschwierigkeiten bei der Automobilindustrie betroffen: Hier wurden deshalb weniger Stahl, Erz und Schrott befördert. Saisonal bedingt befindet sich die Nachfrage nach Beförderungen von Agrarprodukten derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau. Eine positive Ausnahme bilden allerdings die Transportmengen für die Baustoffindustrie.
Ebenso verbuchen die Unternehmen der Tankschifffahrt derzeit eine schwache Nachfrage, was in erster Linie daran liege, dass aufgrund des erheblich eingeschränkten Flugverkehrs nur noch wenig Kerosin befördert werden müsse. Das Containeraufkommen in Richtung der großen Seehäfen (Export) habe sich zwar jüngst etwas verbessert, allerdings bestehe nach Angaben der Befragten immer noch ein großes Überangebot an Schiffsraum. Die Frachtraten befinden sich daher auf sehr niedrigem Niveau und Binnenschiffsunternehmen berichten von Forderungen von Kunden nach deutlichen Preisnachlässen bei der Neuausschreibung von Vertragsfrachten.
Erholung bei der internationalen Containerschifffahrt
In der internationalen Seeschifffahrt zeigt sich nach Angaben des BAG in der Containerschifffahrt weiterhin eine Erholung der Nachfrage. Im Linienverkehr wurden demnach die in den vergangenen Monaten infolge der Corona-Krise gestrichenen Verbindungen nach und nach wieder aufgenommen. Die Nachfrage nach Chartern, von denen eine Großzahl infolge der Coronakrise ohne Beschäftigung auflag, steige wieder. Nach kürzlich veröffentlichten Angaben des Statistischen Bundesamtes ging der Güterumschlag in den deutschen Seehäfen im April 2020 im Vergleich zum April 2019 um 9 Prozent zurück. Besonders hohe Umschlagsrückgänge zeigten sich demnach in Hamburg, Wilhelmshaven und Lübeck.
Im Luftverkehr konnte sich das Angebot an Linienflügen seit Monatsbeginn in Europa langsam wieder erholen, allerdings weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Die Luftfracht in Deutschland zeigt noch keinen nachhaltigen Aufwärtstrend. (sn)