Kleiner Lichtblick

Da dürfte vielen Transportdienstleistern ein (Mühl-)Stein vom Herzen gefallen sein: Die rasante Talfahrt aus dem zweiten Quartal 2020, als die Frachtraten im Straßengüterverkehr in Deutschland mit 2,77 Prozent so stark eingebrochen sind wie nie zuvor in der Geschichte des Verkehrs-Rundschau-Index, die ist gestoppt. Zunächst mal. Im dritten Quartal ist der Index leicht um 0,35 Punkte (0,28 Prozent) gestiegen. Immer noch niedriges Frachtratenniveau Für die Fuhrunternehmen ist es ohne Zweifel eine gute Nachricht, wenn sie nicht weitere Abschläge hinnehmen müssen. Für einige Unternehmen aus der verladenden Wirtschaft bedeutet das jedoch: Den Kostendruck, den sie spüren, den können sie nicht mehr ohne Weiteres beim Transport abladen. Letztlich kann es aber auch nicht im Sinne der Auftraggeber sein, wenn die Transportunternehmen auf Dauer fühlbare Zugeständnisse bei den Entgelten für ihre Leistungen machen müssen - und dann irgendwann Konkurs anmelden. Doch ist der Preisanstieg jetzt auch nicht als ein Befreiungsschlag zu bewerten. Zum einen sind die 126,31 Punkte immer noch ein sehr niedriger Wert. Abgesehen vom Vorquartal lag der Index letztmals im zweiten Quartal 2018 niedriger. Und immerhin hat es seitdem eine Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen und eine Erhöhung der Mautsätze gegeben. Zum Zweiten: Zieht man den Vergleich zum Vorjahr, sind die Transportpreise um 2,63 Prozent gesunken. Generell lässt sich sagen, dass die Dienstleister seit dem zweiten Quartal 2019 spürbare Preiszugeständnisse machen mussten. Zwei leichte Korrekturen haben den Negativtrend seit dem 2. Halbjahr 2019 nicht aufhalten können. Bestätigt wird der Aufwärtstrend durch die Daten des Transport Market Monitors (TMM), den Tim Consult, ein Tochterunternehmen von Transporeon, veröffentlicht. Diese Daten beruhen auf der Plattform von Transporeon, über die vor allem Transporte auf dem Spotmarkt abgewickelt werden. Demnach sind die Transportpreise im dritten Quartal um 7,6 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal gestiegen. Dieser enorme Anstieg lässt sich darauf zurückführen, dass die Nachfrage nach Spotmarktfrachten im dritten Quartal spürbar angezogen hat. Infolgedessen hat sich der Frachtraum am Markt deutlich verringert. Auch dazu liefert der TMM Zahlen: Der Kapazitätsindex ist im dritten Quartal 2020 um satte 29,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal eingebrochen. Allerdings stand im zweiten Quartal 2020 auch so viel Frachtraum zur Verfügung wie nie zuvor, seit es diesen Index gibt. Als mögliche Ursache für den Rückgang in dieser Größenordnung nennt Oliver Kahrs, Geschäftsführer von Tim Consult, "eine auf Covid-19 bezogene Strategieanpassung der Spediteure". In der Tat, aus dem Markt ist immer noch zu hören, dass längst noch nicht alle stillgelegten Lkw wieder angemeldet wurden und auch damit das deutlich geringere Frachtangebot am Markt zu tun haben könnte. Nachfrage steigt laut BAG-Umfrage Positive Nachrichten kommen auch vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG). In regelmäßig erscheinenden Untersuchungen werden die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise auf den deutschen Güterverkehrsmarkt zusammengefasst. "Im Straßengüterverkehr hat sich die Auftragslage befragter Güterkraftverkehrsunternehmen zuletzt verbessert. Seit Anfang September hat die in- und ausländische Beförderungsnachfrage in vielen Bereichen spürbar zugenommen", heißt es in dem aktuellen Bericht, der die Erkenntnisse zusammenfasst, die bis zum 10. September 2020 vorlagen. Doch auch das BAG kann nicht nur positive Nachrichten vermelden. Denn laut dem Bericht bleibt der Wettbewerbs- und Preisdruck hoch und hat nach Angaben der Befragten die Anzahl an Neuausschreibungen branchenübergreifend zugenommen. Das geht sogar so weit, dass einige Auftraggeber aus Branchen, die mitunter hohe finanzielle Einbußen infolge der Conona-Krise verzeichnet haben, aktuell Preisnachlässe fordern. Maut-Index verbessert sich nur wenig Auch der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex, der gemeinsam vom BAG und vom Statistischen Bundesamt erstellt wird, hat sich seit der Krise deutlich erholt und liegt derzeit bei etwa 112 Punkten. Zu Zeiten der Corona-Krise gab es Tage - wenn auch nur wenige -, in denen er die 90-Punkte-Marke unterschritten hatte. Aber: Schon seit Mitte Juli liegt der gleitende Sieben-Tages-Durchschnitt bei etwa 111 Punkten und hat sich seitdem nur geringfügig um einen Punkt verbessert. Immerhin ein Zeichen dafür, dass Stabilität eingekehrt ist. Doch stellt sich die Frage, wie nachhaltig diese Entwicklung ist. Hält dieser Aufwärtstrend an oder ist zu befürchten, dass die Nachfrage wieder ins Stocken gerät? Unabhängig von der Frage, ob steigende Infektionszahlen das öffentliche Leben beschränken und damit den Aufschwung einbremsen könnten, gibt es positive Zahlen vonseiten der Wirtschaftsforschungsinstitute. Der Absturz der deutschen Wirtschaft wird 2020 nicht ganz so steil sein, wie das Ifo-Institut ursprünglich prognostiziert hatte. "Der Rückgang im zweiten Quartal und die Erholung derzeit verlaufen günstiger, als wir erwartet hatten", sagt der Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Für 2020 wird nur noch mit einem Minus beim Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 5,2 Prozent gerechnet. Im Sommer hatte die Vorhersage noch bei minus 6,4 Prozent gelegen. Bleibt die Frage, ob sich das auch positiv im Transportmarkt bemerkbar macht. Dazu hat die VerkehrsRundschau (VR) die Transportdienstleister und Verlader befragt. Deren Einschätzungen können Abonnenten im Kennzahlenbereich von VR plus kostenlos nachlesen. Zudem bietet die VR ein Online-Seminar an, in dem ausführlich auf die zukünftige Entwicklung eingegangen wird (siehe Kasten rechts). In Kürze Die Transportpreise im Straßengüterverkehr steigen im dritten Quartal 2020 leicht an. Es gibt weitere Zeichen für eine konjunkturelle Erholung, auch wenn der Aufschwung fragil ist. Erhebungsmethodik und Teilnehmer Was man zum VerkehrsRundschau-Index wissen mussSeit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland.Zur Methodik und ErscheinungsweiseIm dritten Quartal 2020 haben 107 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 28,9 Prozent 20 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 64,5 Prozent an, mehr als 100 Mitarbeiter zu haben. Sie sind also durchschnittlich größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur Transporte berücksichtigt worden, deren Güter palettierbar sind und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:- Entfernungen- Sendungsgrößen-Quell- und Zielraum - Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten- Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur - keine langfristigen Kontrakte- Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer Rückfracht Der Index erscheint vierteljährlich. Die Daten werden erhoben vom Marktforschungsinstitut Kleffmann. cd

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