Kleiner Kopf, großer Koffer

Von schräg hinten sieht der VW-T5-Fahrer einen LKW mit Blumenkoffer, den es hinter sich zu lassen gilt. Beim Überholen wundert er sich, dass unterm Koffer das gleiche Auto läuft, in dem er selbst sitzt. Al-Ko rüstet VW T5 oder Fiat Ducato mit Tiefrahmenchassis und Torsionslenkerachsen aus, wobei der als 3,5 Tonner zugelassene Kundenvorführer "nur" 27 Kubik Volumen und 973 Kilogramm Nutzlast bietet. Er kann mit B-Führerschein bewegt werden. Als 4,6-Tonner mit identischem Fahrwerk hebt Al-Ko die Fahrzeuge nutzlast- und volumenseitig in die 7,5-Tonner-Klasse: Dann kann man je nach Aufbau bis zu 2,5 Tonnen laden und bis zu 35 Kubikmeter Volumen realisieren. Auf Tastendruck geht der T5 in die Knie Wegen der Führerschein-Thematik und den daraus resultierenden Beschränkungen ordert aktuell die Hälfte der Kunden den 3,5-Tonner, der sich zum Be- und Entladen absenken lässt. Angesteuert wird die hintere Tandemachse des T5 mit Al-Ko Air-Premium X2-13-Luftfederung per Fernbedienung, mit der sich die Ladekante auf 548 Millimeter Höhe absenken lässt. Die Fahrstellung beträgt 666 Millimeter, optional lässt sich das Niveau auf 689 Millimeter heben, was die Fahrer im Alltag schätzen, wenn an höheren Rampen beund entladen werden muss. Allerdings sollte man dafür prinzipbedingt etwas Geduld mitbringen, denn das Be- und Entlüften der Bälge dauert eine halbe Minute. Das Bedienpanel ist klar gegliedert und zeigt per Leuchtdiode an, welche Achse angesteuert wurde. Eine weitere blinkende Diode bestätigt, dass das System arbeitet. Möchte man vor den Endpunkten stoppen, bestätigt man das per Häkchen-Taster. Für den Ernstfall gibt es eine Stopp-Taste. Auf Tastendruck geht der T5 also brav in die Knie. Mit der gasfedergestützten und damit vergleichsweise leicht händelbaren Heckklappe lässt sich der T5 ohne Hubladebühne mit Blumenrollies be- und entladen. Beim Testwagen ist das Heben-Senken an die Zündung gekoppelt, optional gibt es Varianten ohne Zündung oder mit Nachlaufzeit: Dann kann man die Luftfeder auch eine Stunde nach Abschalten der Zündung noch betätigen. TDI-Temperament am Zügel Zeit, den T5 wieder zu heben und zu starten. Bei 3,5 Tonnen und dem gewaltigen Aufbau kommen dem VW-TDI sein bissiges Temperament und der kurze erste Gang zugute, was ihn aus dem Stand gut anziehen lässt. Allerdings muss man den 2,0-Liter-TDI drehen, denn im Gegensatz zum Standard-T5 muss er hier richtig ackern, was sich bei der 4,6-Tonnen-Version noch verschärft. Schwimmt man innerorts und über Land gut im Verkehr mit, bremst der Monsterkoffer den VW auf der Autobahn ein: Ab 80 km/h nehmen die Windgeräusche schnell und die Geschwindigkeit nur noch langsam zu. Bei Tacho 110 ist je nach Wind das Höchsttempo erreicht und schon vergleichsweise flache Anstiege genügen, um die Tachonadel unter die 100km/h-Marke zu drücken: Man sollte sich nicht mit Reisebussen anlegen und LKW-Überholmanöver genau planen. Der Wind greift an, der T5 bleibt stoisch Während der Wind wie beim "echten" luftgebremsten LKW ordentlich am Aufbau zupft, bleibt das Fahrwerk davon weitgehend unbeeindruckt: Stoisch zieht der T5 seine Bahn und lässt sich dank vergleichsweise tiefem Schwerpunkt und langem Radstand auch von heftigen Seitenböen kaum aus der Ruhe bringen. Selbst auf holprigen Landstraßen federt der T5 sehr souverän. Die 13-Zöller hinten erlauben jetzt auch Scheibenbremsen mit ESP, die die Bremswirkung gegenüber den früheren 10-Zoll-Rädchen mit Trommeln massiv verbessern, wenngleich der Monster-Koffer natürlich nicht ganz so scharf verzögert wie der Standard-T5. Dass auch bei VW die Bäume nicht in den Himmel wachsen, hört man am leichten Zirpen des Armaturenträgers mit viel Hartkunststoff. Den zum Dröhnen neigenden Antrieb teilt der Riese mit den Standard-Kastenwagen. Sonst punktet er mit den typischen VW-Tugenden: Klare Ergonomie, perfekte Sitzposition, exakte Schaltung. Beim Verbrauch bleibt sich der TDI treu und lässt sich von den erschwerten Umständen nicht zum Saufen verleiten: Zwar ließ er sich bei Autobahntempo um die 100 km/h gut 12,7 Liter Diesel/100km schmecken, begnügte sich aber auf der Überlandetappe mit Innenstadtdurchfahrt mit bescheidenen 10,5 Litern, was zu einem Gesamtverbrauch von 11,4 Litern führte. Hier und bei den sonstigen Reparatur- und Wartungskosten liegt er viel näher am Standard-T5 als am 7,5-Tonnen-LKW und fährt dem damit davon. Trotzdem werden ihn etliche Caravelle- oder Multivan-Fahrer auf den ersten Blick nicht als ihresgleichen erkennen. Alle Tests und Fahrberichte seit dem Jahr 2008 für Premium-Abonnenten unter www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank Technische Daten MotorVierzyl.-Dieselm., CR, Turbo, vier Vent. pro Zyl., LLK, Euro 5, Zahnr., Hubr.: 1968 cm3 , Leist.: 140 PS (103 kW) bei 3500/min., max. Drehm.: 340 Nm b. 1750-2500/min., Serviceint.: 40.000 kmKraftübertragungman. Sechsgang-Schaltgetriebe, FrontantriebFahrwerk & Bremsenvorn: Einzelradaufhängung, McPhersonfederbeine, Spiralfedern, Stabi, hinten: Starrachse, Luftfederung, Bereifung: vo. 205/65 R 16 C, hi. 195/50 R 13, ESP, ABS, ASR, BAS, Hillholder SerieMaße & GewichteLxBxH: 7700x2050x3220 mm, Radst.: 4400 mm, LxBxH (Koffer): 5200x2050x2500 mm, zul. GG: 3500 kg, Leergew. (Testwg.): 2526 kg, Nutzlast: 973 kg, Testgew.: 3500 kg, 80-l-TankMesswerteVerbr. (Testrunde): 11,4 l/100 km, Verbr. Land: 10,5 l/100 km, Verbr. BAB: 12,7 l/100 kmPreise & Ausstattung (Euro netto)VW T5 m. Al-Ko-Chassis und Kano-Koffer: ca. 55.000,-, Al-Ko-Chassis 4400mm: 11.450,-Kurzurteil+ Geringe Unterhaltskosten, guter Komfort, komfortables Fahrwerk, niedrige Ladehöhe- großer Wendekreis, auf Autobahn zäh Fertigung bei Al-Ko in Ettenbeuren Al-Ko-Fertigung: Zwischen Proxycode und "Waughaisle" In Ettenbeuren fertigt Al-Ko die Niederrahmenchassis, wobei die Nutzfahrzeuge eigentlich "Nebenprodukte" aus der Wohnmobilsparte waren. Prinzipiell gleichen sich beide Modelle. Außer mit Fiat arbeitet Al-Ko verstärkt auch mit VW (T5) und Mercedes-Benz (Sprinter) zusammen. Trotzdem bleiben die Italiener eine Macht: Von den knapp 8500 Fahrzeugen, die Al-Ko 2013 aufbaute, kamen rund 100 von VW. Ähnlich bescheiden blieb der Nutzfahrzeuganteil, der rund 130 Einheiten betrug - doch beide Anteile sollen wachsen. Kernstück der Al-Ko-Fahrzeuge sind die Rahmen und die damit verbundenen Hinterachsfahrwerke.Auf der anderen Seite optimiert auch Fiat seine Ducato-Fertigung entsprechend: So liefert Al-Ko die vorderen Rahmensegmente in die Sevel-Fabrik nach Val di Sangro in den Abruzzen, wo sie Fiat mit in den Rohbau schweißt und mit dem gleichen Korrosionsschutz versieht wie die Standard-Ducatos."Früher hatten wir an der Stelle immer mit Korrosion zu kämpfen, das ist jetzt Geschichte", erklärt der Teamleiter Industrial Engineering AMC, Ralf Knobloch. Die Triebköpfe schickt Fiat als mittig verschraubtes Zweierpaket nach Ettenbeuren. "Die kann man in beiden Richtungen fahren und fährt doch immer vorwärts", scherzt Knobloch. Nach der Trennung erhalten die Köpfe ein Stützrad und werden auf dem Hof bereitgestellt. Bei Bandauflage kommen sie erst in einen Puffer, der im Winter wichtig ist, um die Autos eis- und schneefrei zu bekommen. In einer zweiten Halle werden die Rahmen montiert, deren Varianten laut Knobloch mittlerweile regelrecht "explodiert" seien. Ein weiteres Problem ist die unterschiedliche Taktzeit: Für einen langen Rahmen mit zwei Achsen braucht die Vormontage länger als die Endmontage, einen kurzen Einachser montiert die Vormontage dagegen schneller als die Endmontage. Da sich Al-Ko hier an die Takte der Fahrzeughersteller und -aufbauer hält, muss hier ein weiterer Puffer beim "Atmen" helfen oder, falls es ganz hart kommt, die Vor- oder Endmontage mal eine Überstunde schieben. Allein bei den Hinterachsen gibt es mittlerweile über 100 Varianten, die sich über Rahmenhöhe, Spurbreite, Schwinghebelbeisteller oder Drehstabfederstärke unterscheiden. Dreh- und Angelpunkt der Chassisanbindung ist die Schernockenverbindung, die sich laut Knobloch nicht FME-berechnen lässt, aber bombenfest sitzt und eventuelle Probleme schiefer Passungen sofort aufdeckt. Daimler-Crashtests bescheinigten ihr, die im Prinzip aus zwölf kleinen "Töpfchen" samt Schrauben besteht, perfekte Haltbarkeit. Die Bremsleitungen werden immer aufwendig gebogen und gespült. Dabei wird die Bremsflüssigkeit bei 70 bis 80 Grad getrocknet, sodass das dann massiv untersättigte Fluidum jede noch so kleine Luftblase, die sich in allen Knicken bildet, mitnimmt. Über ein Kreislaufsystem wird sie anschließend wieder so ins System eingesteuert, dass keine Flüssigkeitsverluste entstehen. Stolz ist Al-Ko auch auf die Endabnahme, die Fiat an Al-Ko übergab: Hier werden die Sensoren kalibriert oder die Vertauschprüfung durchgeführt, wozu auch die Proxycodes des ESP vonnöten sind, die Fiat für Al-Ko freigegeben hat. Künftig will man noch einen Schritt weiter gehen und eigene Werte erstellen, die gerade in aufwendigen Abnahmefahrten am Boxberg von Bosch ermittelt und ins System gespielt werden. "Damit haben wir dann Daten, die ganz exakt unsere Fahrwerke, Radstände und Überhänge berücksichtigen und die es bei Fiat gar nicht geben wird", erklärt Knobloch stolz den getriebenen Aufwand. Alle Daten laufen dann im "Waughaisle" - dem Wiegehäuschen - zusammen und werden für jedes gefertigte Fahrgestell für immer aufbewahrt. 2012 waren das 8444 Autos, womit man im Nutzfahrzeugbereich trotz der leichten Fahrgestelle schon zur Mittelgewichtsklasse gehört! gs

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

BGA: Situation im Großhandel ist schlecht

Alle Schlagzeilen

Kleiner Kopf, großer Koffer

HASHTAG

#Leichte Lkw

Im Frachtraum für alles gerüstet

Green Van 2014

Fuso Canter Euro 6

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Area HR Business Partner

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

WEITERLESEN

NEWSLETTER