Der globale Handel nimmt laut dem Kieler Trade Indicator zum Jahresbeginn an Fahrt auf und könnte vor einem längeren Aufschwung stehen. Das zeigen Ergebnisse der Kieler Wirtschaftswissenschaftler des IfW.
„Der Januar beschert dem deutschen und europäischen Außenhandel große Sprünge und damit einen guten Start ins neue Jahr. Deutschland profitiert offenbar von einer hohen Nachfrage nach deutschen Produkten im Ausland, die sich auch im hohen Auftragsbestand der Industrie zeigt“, sagt Timo Hoffmann, Projektverantwortlicher für den Kiel Trade Indicator beim IfW Kiel.
„Chinas Handel dagegen hat noch Luft nach oben, die schwachen Importe deuten auf eine gedämpfte Nachfrage im Inland hin.“
Der Kiel Trade Indicator zeigt im Januar im Vergleich zum Vormonat Dezember ein preis- und saisonbereinigtes Plus von 2,1 Prozent. Die Werte für Deutschlands Außenhandel sind für Exporte (+2,1 Prozent) sowie Importe (+2,6 Prozent) positiv. Die EU profitiert laut IfW noch stärker vom globalen Schwung mit einem Plus bei Exporten (+3 Prozent) und Importen (+3,2 Prozent).
Containerstau schwächt sich ab - Alternative Route über Straße und Schiene
Auf den Weltmeeren sind spürbar weniger Container unterwegs als zu den Hochzeiten von vor gut einem Jahr, wohl auch weil Unternehmen auf Alternativen zum Seeweg ausgewichen sind, heben die Wissenschaftler hervor.
Acht Prozent aller weltweit verschifften Güter stecken derzeit fest, zu den Hochzeiten der Lieferengpässe waren es fast 14 Prozent. „Damit erreichen die Schiffsstaus erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie und seitdem das Containerschiffnetzwerk außer Takt geraten ist wieder ein Niveau, das bereits vor der Pandemie erreicht wurde und das nicht als Störung eingestuft werden muss“, so Hoffmann.
Ursächlich für den Staurückgang dürfte vor allem auch sein, dass weltweit weniger Güter über den Seeweg gehandelt werden. Die Menge an weltweit verschifften Standard-Containern liegt im Januar bei rund 13 Millionen Stück, vor gut einem Jahr waren es 14 Millionen Container pro Monat.
„Erklären lässt sich dies zum einen damit, dass Spediteure im Zuge von Schiffsstaus und explodierten Frachtraten vermutlich alternative Transportwege über Schiene oder Straße organisiert haben und diese nun beibehalten.“
Außerdem habe Chinas Nachfrageschwäche Folgen: „Das Frachtaufkommen im Roten Meer – der wichtigsten Seehandelsroute zwischen Europa und China – liegt spürbar unterhalb der normalerweise üblichen Menge vor Ausbruch der Corona-Krise. Verantwortlich für die Lücke ist überwiegend weniger Fracht von Europa nach China“, erklärt Hoffmann.